Mitgemeint
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit solchen und ähnlichen Hinweisen in Entwürfen für Hausanordnungen, Dienstvereinbarungen und sonstigen dienstlichen Texten werden wir zunehmend häufiger konfrontiert. „Man“ traut sich wieder und gibt damit indirekt zu erkennen, was wir Gleichstellungsbeauftragten schon seit einiger Zeit spüren, nämlich dass die Zeiten aktiver Gleichstellung vorbei sind und das Bundesgleichstellungsgesetz ein Schattendasein führt – siehe auch den Blog-Beitrag Gleichstellung und Sprache vom 1.2.2010.
Bereits 2005, als Angela Merkel die Geschäfte als erste Bundeskanzlerin Deutschlands übernahm, wurde eine sprachliche Anpassung versäumt. Die zuständige Behörde blieb das Bundeskanzleramt, weil – so damals das Bundesinnenministerium – dies „geschlechterübergreifend“ sei. Eine verpasste Chance, denn was hätte eine Umbenennung in „Amt der Bundeskanzlerin“ für ein wichtiges Signal sein können!
Inzwischen schreiben selbst Tageszeitungen Artikel wie „Nachruf auf einen großen Buchstaben für den kleinen Unterschied“ – gemeint ist das „Binnen-I“ wie in „MitarbeiterInnen“.
„Wer die öffentlichen Zustände ändern will, muss bei der Sprache anfangen“ – ein Satz von Alice Schwarzer oder der feministischen Sprachforscherin Luise F. Pusch? Nein, ein Satz von Konfuzius aus dem 5. Jahrhundert vor Christus!
Wir WOLLEN die Zustände ändern und schlagen daher entweder ein grundsätzliches „Gendern“ aller Texte vor, wie es das Bundesgleichstellungsgesetz ja auch vorsieht – § 1 Absatz 2 BGleiG – oder eine Generalklausel wie
„Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Femininum verwendet. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen weibliche und männliche Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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"Mitgemeint" ist oft wohl auch gut gemeint. Aber es reicht nicht mehr aus. Wenn wir uns die Realität ansehen, stellen wir fest, dass nach Jahrzehnten des "mitgemeint" immer noch keine Chancengerechtigkeit herrscht. Sprache ist unser aller Medium, das in den Köpfen Bilder erzeugt: Wenn ich Chef lese, habe ich nun mal keine Frau vor Augen! Es wird Zeit.
Roswitha Rabe-Mumme