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Olympia wird weiblich(er)

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Die im August zu Ende gegangenen Olympischen Spiele in London waren die bisher weiblichsten. Nun könnte frau hoffen, dass Olympia nicht nur das Heiligtum des Zeus auf dem Peloponnes in Griechenland und der bekannte Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike ist, sondern vielleicht auch eine griechische Göttin des Sports.

Liebe Leserin, lieber Leser,

leider weit gefehlt. Olympia und die antiken Spiele waren etwas ausschließlich Männliches und der Gott des Sports bzw. der Athletik war – so weiß es das Internet – Herakles, der unter die Götter aufgenommene Sagenheld.

Göttin sei Dank – welcher Göttin auch immer – hat das die olympisch Verantwortlichen nicht davon abgehalten, sich in den letzten Jahren verstärkt für mehr Gleichstellung im Sport einzusetzen. Zwar sind Preisgelder für Profi-Spitzensportlerinnen immer noch um vieles niedriger als die für ihre männlichen Kollegen, aber bei Olympia gilt ja „Dabei sein ist alles“. Und hier hat IOC-Präsident Jacques Rogge dafür gesorgt, dass jede Sportart nun von Männern und Frauen ausgeübt werden kann, auch Stabhochspringen, Gewichtheben und nun auch Boxen, die seit Sport Gedenken reine Männerdomänen waren.

Das Synchronschwimmen allerdings bleibt noch immer ein Hort weiblicher Körperertüchtigung, obwohl wir uns alles sicher nichts mehr wünschen, als hier endlich auch Wasserballeteure agieren zu sehen!

Jacques Rogge ging einen entscheidenden Schritt weiter und forderte, dass 2012 alle 204 Teilnahmeländer auch Frauen in ihren Teams haben müssen. Es war ein zähes Ringen, aber es gelang ihm kurz vor den Spielen in London: Selbst so hartnäckige Frauenteilnahmeverweigerer wie Brunei, Katar und Saudia-Arabien schickten Frauen in die Sportarenen. Auf diese Weise stieg der Anteil von Sportlerinnen auf jetzt 45%. Und auch das IOC selbst hat nun so viele Frauen wie nie zuvor: „Gleich drei Frauen sitzen seit neuestem in der mächtigen 15-köpfigen Ringe-Regierung“, schrieb der „stern“ am 4.7.2012* und zitiert Rogge mit dem Satz „Wir haben schon einiges erreicht, aber es muss noch viel getan werden für die Gleichheit der Frauen“.

In seiner Rede zur Eröffnung der Spiele in London betonte der IOC-Präsident vor einem Milliarden-Publikum, wie wichtig es ihm sei, dass alle Nationen Frauen zu den Olympischen Spielen schicken. Und auch die Organisator/inn/en selbst ließen bei der Eröffnungsfeier Suffragetten, die englischen Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht, auftreten, als sie in einer beeindruckenden Show Höhepunkte der britischen Geschichte darstellten.

Da ist es nur noch eine amüsante Fußnote der olympischen Geschichte, dass auch junge Männer die Kissen in die Stadien tragen durften, auf denen die Medaillen lagen, die die IOC-Vertreter/innen bei der Ehrung der Sieger/innen überreichten.

Bis Peking war das eine rein weibliche Aufgabe und es wurden immer besonders hübsche Mädchen ausgesucht, die stundenlang lächeln üben mussten, um dann als schmückendes Beiwerk die Zeremonie zu verschönern. Nun dürfen auch (ansehnliche?) junge Männer in lila (!) Anzügen diese im wahrsten Sinne des Wortes tragende Aufgabe übernehmen.

Da bleibt eigentlich nur noch abzuwarten, ob ihnen auch das allerletzte Stückchen Gleichstellung gelingen wird: Sich eine Königin oder Kronprinzessin zu angeln, die sie dann durch den Rest des gemeinsamen unolympischen Lebens begleiten werden. Ganz nach dem olympischen Motto: „Dabei sein ist alles“.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


* http://www.stern.de/sport/sportwelt/drei-frauen-in-der-ioc-regierung-1865277.html

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