Osterhäsin, die Zweite
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auf meinen Osterblog 2010 habe ich viele Rückmeldungen bekommen: zahllose private Mails und einen offiziellen Kommentar.
Bei den meist freundlichen privaten Mails war auch eine kritische von – Überraschung! – einem Mann, der meinte, dass es nun ja nix mehr zu meckern oder gar zu jammern gäbe. Eine Frau in einer absoluten Monopol-Stellung, da ginge nix mehr drüber!
Tja, Jung’, leider wieder falsch, denn was fehlt, sind ja gerade die Zeichen einer Monopolstellung: offizielle Anerkennung, Bilder eines weiblichen Osterlangohrs und sprachliche Anpassung. Ein Monopol auf Arbeit und dazu wenig honorierte – das kennen wir schon. Da muss nicht ein Mann kommen und uns erklären, wie gut es uns geht!!
Der Blog-Kommentar schob für die Gleichstellung der Osterhäsin dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die schwarze Petra der Verantwortung zu. Sicher nicht ganz zu unrecht, denn Ostern ist ein Fest der Kinder und der Familien. Und so will ich mich als FSFJ-Gleichstellungsbeauftragte denn darum kümmern.
Wie im Bundesgleichstellungsgesetz vorgesehen, kann die Gleichstellungsbeauftragte ihre Argumente nur im Vorfeld der Entscheidungsfindung einbringen. Also muss ich weitere gute Argumente sammeln, die die Entscheider – wer auch immer das dann ist – überzeugen. Und was tut frau zu diesem Zweck? Sie googlet und findet viele schöne Erklärungsversuche:
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Zum Symbol des Hasen kam es möglicherweise aufgrund eines Übersetzungsfehlers, bei dem ein hebräischer Begriff mit dem lateinischen Wort für „Häschen“ übersetzt und der Hase später als Symbol für den schwachen Menschen interpretiert wurde. Da Schwäche immer gerne mit Frauen verbunden wird, bleibt es ein Rätsel, warum nicht spätestens an dieser Stelle aus dem Hase eine Häsin wurde.
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Weiterhin gilt der Hase – sicher auch hier eher die Häsin – als Zeichen der Fruchtbarkeit, da sie im Jahr bis zu 20 Junge hat. Der griechischen Liebesgöttin Aphrodite sowie der germanischen Erdgöttin Holda und der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera werden daher als heiliges Tier ein Hase oder – siehe oben – doch wohl eher eine Häsin zugeordnet.
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Auch die Terminierung des Osterfestes lässt eine Verbindung zum Hasen zu, die wieder eher auf eine Häsin deutet: Das Osterfest wird am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes gefeiert und der Hase gilt als Mondtier. Das Lateinische „luna“ und das Französische „lune“ sind weiblich – also: Mondtier Häsin.
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Und dann gibt es noch eine vage Geschichte, die Hase/Häsin und Ei zusammenbringt, nämlich dass die Verwandtschaft des Wortes „Ostern“ vom germanischen „austro“ = Osten herrührt. Dazu gibt es passend die angelsächsische Frühlingsgötting Eostre, deren Symbol Ei und Hase/Häsin sind.
Das führt alles konsequent zu Göttinnen und vor allem Häsinnen, sprich zu weiblichen Ostern.
Also, meine Herren, auch im zweiten Jahr des Osterhäsinnen-Gleichstellungsringens sind und bleiben Osterhasen weiblich.
Ich rate zum Nachgeben, denn sonst könnte ich mich berufen fühlen, auch die göttlichen Mächte des Festes zu verweiblichen; die Argumente sind alle schon da.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes Fest mit großer Dankbarkeit an alle fleißigen Häsinnen und andere weiblichen Mächte im Hintergrund.
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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