Osterhasen unter Konkurrenzdruck
Liebe Leserin, lieber Leser,
als England im 18. Jahrhundert begann, Australien zu kolonialisieren und zu besiedeln, u.a. auch dadurch, dass es seine Sträflinge auf den damals sehr unwirtlichen Kontinent „entsorgte“, brachten die Schiffe nicht nur diese Siedler/innen, sondern auch erstmals Kaninchen mit. Diese vermehrten sich buchstäblich „wie die Karnickel“ und die Hoppelinvasion wurde zu einer absoluten Landplage.
Die „rabbits“ grasten alle Grünflächen ab und gefährdeten so die Existenz der einheimischen Fauna. Angeblich - so berichtete bereits 2000 das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner Ausgabe 17/2000 - gab es schon damals 300 Millionen Kaninchen, die landwirtschaftliche Schäden von mehr als 780 Millionen (damals noch DM), d.h. ca. 400 Mio € jährlich verursachten. Bis heute ist es kaum gelungen, diese Plage in den Griff zu bekommen und Kaninchen gelten in Australien daher als Schädlinge. Was lag da also näher, als sich auf die Suche nach einem neuen Ostertier zu machen.
Rasch gefunden wurde der Bilby, nun der „Oster-Bilby“. Er ist ein in Australien einheimisches spitznasiges Beuteltier, das auf Deutsch auch „Kaninchennasenbeutler“ heißt. Er ist stark gefährdet, u.a. weil er mit den Kaninchen um Nahrung konkurriert. Angeblich gibt es nur noch 600 Tiere. Daher wurde in den 1990er Jahren eine Kampagne zur Rettung der Bilbys gestartet. In diesem Zusammenhang kam die Idee auf, den Bilby zum Ostertier zu machen und so die Aufmerksamkeit auf die Gefährdung der kleinen langohrigen Nasenbeutler mit dem Seidenfell zu lenken. Seitdem haben sich die Bilbys rasant vermehrt – allerdings nur die in Schokoladen- und Plüschform.
Im Gegensatz zu den Kaninchen vermehren sich Bilbys sehr langsam. Mit ein bis drei Nachkommen im Jahr können sie mit den jährlich bis zu 40 Karnickelkindern pro Muttertier auch nicht ansatzweise mithalten.
Sie eignen sich daher nicht als Fruchtbarkeitssymbol, als das Hasen ursprünglich einmal ausgewählt wurden. Aber die Bilby-Fangemeinde, angeführt von der „Bilby Appreciation Society", führt dafür andere Vorzüge ins Feld: Das putzige Tierchen, so argumentiert sie, habe einen Beutel, den es zum Transport der Eier verwenden kann, während Osterhasen - das wissen wir alle - einen sperrigen Weidenkorb bemühen müssen. Allerdings, so der Autor des Artikels, ist dieser Beutel nach unten offen und vielleicht doch nicht ganz so osterpraktisch.
Nun ja, wir können schließlich nicht alles haben.
Und wenn Sie nun fragen, was das alles mit Gleichstellung zu tun hat: Nicht viel – zugegeben. Aber weniger Nachkommen und damit weniger Betonung weiblicher Fruchtbarkeit - das ist ja auch schon mal etwas. Es zählt Qualität und nicht Quantität.
Wenn Sie Ostern voll gegendert haben wollen, müssen Sie – wie könnte es anders sein – in den Norden gucken. In Schweden sind Küken das alles bestimmende Ostertier – wohlgemerkt: DAS Küken! Sächlich und damit nice and gender.
In diesem Sinne Happy Hoppel, Happy Bilby oder auch Happy Peep - was auch immer Sie mögen: Ich wünsche Ihnen erholsame Ostertage.
Herzlich
Kristin Rose-Möhring
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ein wunderschöner Artikel. Ich freue mich schon auf mehr ...
Liebe Grüße aus dem Südwesten
Silvana