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Pink

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Es gibt Farben, die für Frauen eine besondere Bedeutung haben. Über Lila haben wir an dieser Stelle schon ausführlich gesprochen (siehe Blog „Lila, die Farbe der Emanzipation?“ vom 22.8.2011). Zu solch einer Farbe hat sich auch Pink entwickelt – einerseits zugeschriebene Mädchenfarbe, andererseits Farbe des Engagements und auch des Protests.

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit 1991 gibt es die rosa Schleife als Zeichen für den Kampf gegen Brustkrebs; dabei soll die Farbe pink einerseits für die Angst vor dem Krebs, andererseits für die Hoffnung auf Heilung stehen. PINK nennen sich auch die Patientinnen Initiativen Nationale Koalition Brustkrebs.

Das englisch-sprachige Wikipedia spricht davon, dass die rosa Schleife ganz allgemein als ein Symbol und Signal des Wohlwollens gegenüber Frauen steht und dass sich Träger/innen der gesellschaftlichen Bedeutung der Geschlechterfrage bewusst sind. Nun denn.

Im Englischen bedeutet „pink“ ganz einfach „rosa“ oder als Substantiv „Nelke“ – harmlos und eigentlich auch altmodisch, denn Nelken sind als Blumen völlig aus der Mode gekommen. Schade eigentlich, denn es sind wunderschöne Blüten.

Rosa bzw. pink stehen für Optimismus. In bestimmten Redewendungen hat „pink“ seinen festen Platz wie im englischen „to be tickled pink“ – „hoch erfreut sein, sich köstlich amüsieren“, „to be in the pink“ – gesund und munter sein, aber auch weniger optimistisch „to see pink elephants“ –  (im Alkoholrausch) „weiße Mäuse sehen“. Vergleichbar im Deutschen sind „rosige Zeiten“, „alles durch eine rosa(rote) Brille sehen“, „die Zukunft in rosigem Licht sehen“ oder „für sie ist die Welt rosarot“.

Als „pink boys“ werden Jungen bezeichnet, die sich nicht Geschlechterrollen konform verhalten und z.B. Röcke oder Kleider tragen wollen. „Emma“ beschäftigte sich mit dieser Frage in ihrer Ausgabe im Herbst 2012. Rosa als Farbe für Schwule und Lesben wurde u.a. vom Nazi-Regime verwendet („rosa Winkel“), um diese Menschen zu identifizieren, zu diskriminieren und auch zu töten.

In Indien tragen die streitbaren Frauen der „Gulabi-Gang“ von Sampat Pal Devi rosafarbene Saris und pinke Bambusstöcke, wenn sie sich gegen die Dominanz von Männern und vor allem die von Männern ausgeübte extreme Gewalt gegen Frauen zur Wehr setzen1. Die Frauen sprechen von Gerechtigkeit, die Betroffenen von Selbstjustiz.

Als „Pinkifizierung“ wird der Trend bezeichnet, Spielsachen und andere Artikel, die Mädchen und Frauen ansprechen sollen, in Pink anzubieten wie z.B. Barbies, Lillifee-Produkte und rosa Überraschungseier „nur für Mädchen“. Dagegen läuft unter anderem „Emma“ Sturm, weil so Rollenstereotype festgeschrieben werden. Sogar im Technik-Bereich ist diese Marketingstrategie schon angekommen und wird als „Shrink it and pink it“ bezeichnet („mach’s klein und rosa“). Unter diesem Motto werden technische Geräte kleiner und damit angeblich frauentauglich, d.h. handlicher für „zarte Frauenhände“ gemacht. Erfolg: Männer greifen zu diesen Angeboten besonders gerne.

Die von der Hamburger Geschlechterforscherin Stevie Schmiedel gegründete Initiative „Pinkstinks“ setzt sich gegen diese Pinkifizierung besonders zur Wehr und betreibt eine Kampagne und eine Website gegen die Verengung der Geschlechterrolle von Frauen und Mädchen2. Sie plädiert für „weniger Lillifee und dafür mehr Pippi Langstrumpf“.

Da können wir Gleichstellungsbeauftragte und Gleichstellungsinteressierte sicher nur zustimmen. Pippi Langstrumpfs Lied, in dem es u.a. heißt „Ich mach' mir die Welt, …, wie sie mir gefällt“ und „Pippi Langstrumpf, die macht, was ihr gefällt“ könnten unser Aktionslied sein. Wir machen unsere Welt definitiv „unpink“ oder wie mir eine Vierjährige kürzlich sagte: „Rosa ist doch doof, ich will lila“. Na also!

Herzlich

Ihre Kristin Rose-Möhring


1 http://www.welt.de/vermischtes/article115278084/Zornige-Frauen-in-Pink-die-auf-Maenner-einschlagen.html
2 http://pinkstinks.de/ „Pinkstinks ist eine Kampagne gegen Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Diese „Pinkifizierung“ trifft Mädchen und Jungen gleichermaßen, und Pinkstinks möchte diesem Trend entgegenwirken. Wir werben für ein kritisches Medienbewusstsein, Selbstachtung, ein positives Körperbild und alternative weibliche Rollenbilder für Kinder.“
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