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Politische Kultur ist weiblich

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Mit mehr Frauen an der Spitze wäre uns in jüngster Zeit einiges erspart geblieben. So hätte es z.B. kein peinliches Schauspiel um den Rücktritt eines Bundespräsidenten gegeben. Frauen wissen sich zu verhalten – auch in obersten Führungspositionen. Vielleicht sind sie ja deshalb dort noch so selten.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich behaupte nicht, dass Frauen die besseren Menschen seien. Weiblich/männlich ist nicht gleichzusetzen mit gut/böse. Auch Frauen machen Fehler, werden verstrickt, laden Schuld auf sich. Sie gehen aber anders damit um. Sie leugnen nicht, wo es nichts mehr zu leugnen gibt. Sie kleben nicht am Posten. Sie nehmen nicht jedes Mal die rechtsstaatlich garantierte Position eines Schuldigen ein, der nichts zugeben muss und der ein Recht darauf hat, dass ihm jeder einzelne Punkt zweifelsfrei nachgewiesen wird. Frauen haben meist einen anderen Umgang mit ihren eigenenFehlern.

So trat eine Bischöfin von ihrem Amt zurück, nachdem sie mit zu viel Alkohol im Blut beim Autofahren erwischt wurde. Unter Männern ein Kavaliersdelikt. In Bayern kann man nach einer Trunkenheitsfahrt mit Todesopfers noch zuständiger Verkehrsminister werden. Auch treten männliche Bischöfe nicht schon deshalb vom Amt zurück, weil sie Kinder verprügelt, missbraucht oder diesen zugedachte Gelder zum Auffüllen ihres Weinkellers abgezweigt haben.

Eine ehemalige Ministerpräsidentin dagegen trat von ihrem Führungsamt in einer UN-Organisation zurück, weil es im Vorstand zu finanziellen Unregelmäßigkeiten kam, die sie gar nicht persönlich zu vertreten hatte. Trotzdem hat sie die Verantwortung übernommen.

Unter Männern gelten offensichtlich andere Wertvorstellungen. In Parteifinanzierungsskandale verstrickte Männer bleiben Kanzler oder werden Finanzminister. Zur Not beruft mann sich auf Erinnerungslücken oder Blackouts. Ein kleiner Meineid hier und da kann offensichtlich einem gestandenen Mannsbild nichts anhaben.

Aus diesen Gründen, liebe Leserinnen und liebe Leser, brauchen wir mehr Frauen an der Spitze. Politische Moral ist weiblich. Das dümmste Argument zu Spitzenfrauen kam in der jüngsten Kandidatendebatte um die Bundespräsidentschaft: „Es können nicht gleichzeitig zwei Frauen an der Spitze des Staates stehen.“ (siehe Bundespräsidentin – Chance verpasst! vom 27.2.2012).

60 Jahre haben wir kein Wort gehört, wenn es zwei Männer waren. Zurzeit jedenfalls könnten Männer mehr Zeit zum Lernen für solche Ämter durchaus brauchen.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

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