„Regieren aus dem Kinderzimmer“
Liebe Leserin, lieber Leser,
weitere Politiker/innen schlossen sich an und manche Äußerung löste erhebliche Überraschung aus: Ein Finanzmann gab eben diesen Job auf und wurde „nur“ beamteter Staatssekretär in einem Bundesministerium – bezahlt immerhin auch mit B 11 BBesO – um sich stärker seiner Familie widmen zu können. Der Vizekanzler, ebenfalls ein junger Vater, wenn auch nicht mehr jung an Jahren, will einmal pro Woche einen Tag mit seiner kleinen Tochter verbringen, und so weiter, und so weiter.
Es rauschte erheblich im Blätterwald: „Wieso dürfen DIE zu Hause arbeiten?“ und „Eine Regierung im Home Office?“ fragte ausgerechnet ein koloriertes Blatt2.
Ja, warum denn nicht? Die Treppe wird von oben gekehrt und was „die da oben“ sich leisten, muss gerechtigkeitshalber „unten“ ankommen. Das mag naiv klingen und es wird dauern, aber nur so ist dort ein Anfang zu machen, wo es jetzt noch nicht funktioniert. Zudem gab es – wenn auch letztlich erfolglose – Bestrebungen, 2014 zum Europäischen Jahr der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben auszurufen3.
Und wenn es „oben“ nicht klappt mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wird deutlich, dass stimmt, was wir Gleichstellungsbeauftragte immer beklagen: Politik und Verwaltung sind männergemachte Systeme. Die müssen sich verändern, wenn sie unter den sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen für Nachwuchskräfte interessant sein wollen.
Noch werden mäßig zündende Witze gerissen wie „Krieg in Teilzeit − wie soll das gehen“ oder „Vereinbarkeit von Gefecht und Geschlecht“, aber auch hier wird sich die veröffentlichte Meinung bald genug ausgeschüttet haben.
Und wenn das Regieren aus dem Kinderzimmer dann klappt, kommen wir Gleichstellungsbeauftragte wieder um die Ecke und stellen unsere Forderungen nach Redenschreiben am Krankenbett, Pressemeldungen aus dem Sandkasten, Vorlagen aus der Krabbelstube oder „Event Management“ beim Babysitten. Alles immer schön nach dem Motto „Let’s gleichstell‘“ und diesmal nicht Frau mit Mann, sondern unten mit oben.
Mein neues Motto „Let’s gleichstell“ inspirierte eine Kollegin und sie sandte mir folgende Neudichtung des alten Salt ‘n‘ Peppa-Songs von 1991 „Let‘s talk about sex, baby“ zu:
Let's talk about gleichst’ll baby
Let's talk about you and me
Let's talk about all the good things
And the bad things that may be.
||: Let's talk about gleichst’ll :||
Let's talk about gleichst’ll for now
to the people at home or in the crowd.
It keeps coming up anyhow
Don't decoy, avoid, or make void the topic
Cuz that ain't gonna stop it
Now we talk about gleichst’ll
on the radio and video shows
Many will know anything goes.
Let's tell it how it is, and how it could be
How it was, and of course, how it should be
Those who think it's dirty have a choice.
Pick up the needle, press pause, or turn the radio off.
Will that stop us, Pep? I doubt it
All right then, come on, Spin.
Herzlich
Kristin Rose-Möhring
1 Schweriner Volkszeitung vom 3.1.2014, S.7
2 Zeitschrift „Bunte“ vom 2.1.2014
3 So zumindest hatte es COFACE, die Konföderation von Familienorganisationen in der Europäischen Union, seit 2010 gefordert: http://europa.eu/epic/news/2013/20130308-coface-2014-european-year-reconciling-work-family-life_de.htm
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