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Schön blond?

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„Blondinen bevorzugt“ hieß 1953 ein Hollywoodstreifen mit Marilyn Monroe, der so ziemlich alle Klischees über dumme blonde Frauen bediente. Ausnahme: In einer Szene sagt ein Mann zur superblonden Marilyn Monroe alias Loreley Lee (schon der Name ist ein weiteres Klischee), sie habe wohl mehr Verstand, als er geahnt hätte. Darauf entgegnet sie, da Männer Frauen mit Verstand nicht mögen, benutze sie ihn nur, wenn’s brenzlig wird. Eine typische 1950er Jahre-Antwort.

Liebe Leserin, lieber Leser,

blond und klug ist ein Adjektiv-Paar, das nicht zusammenzupassen scheint. Nicht umsonst gibt es ungezählte Blondinen-Witze, die genau darauf abstellen: Blond gleich blöd. Fast immer sind diese Witze ziemlich bescheuert und meist auch nicht einmal neu. Die Ausgrenzung bestimmter Gruppen wie z.B. in den 1970er/80er Jahren Ostfriesen oder Manta-Fahrer wurde lediglich leicht variiert auf eine neue Gruppe, hier die Blondinen, übertragen.
Der kürzeste Blondinen-Witz, den ich kenne („Steht ‘ne Blondine vor der Uni...“), wurde mir vor Jahrzehnten als Manta-Fahrerin „um-getunt“ genauso entgegengehalten („Steht ‘n Manta vor der Uni...“). Ich fand’s nicht witzig, mein Manta stand genau da.

Bei all diesen Blondinen-Klischees ist es überraschend, wie wild viele Frauen immer noch darauf sind, blond zu sein. Global betrachtet ist natürlich blond eine Seltenheit oder zumindest eine Minderheit. In Afrika, Asien, Südamerika und bei Urvölkern wie Indianer/inne/n, Maoris oder Aborigines sind die Menschen zu 99 % dunkelhaarig; auch Südeuropa tendiert zu braun- bis schwarzhaarig. Und in Nordamerika und Australien gibt es nur so viele blonde/hellhaarige Menschen, weil der Kolonialismus Europäer/innen dorthin spülte. Nur ca. 2% der Weltbevölkerung gelten als blond. Dabei ließe sich darüber, was (noch) blond ist, sicherlich trefflich streiten.

In unseren Breiten jedoch ist blond so besonders nicht. Und dennoch kann nicht genug Chemie gekauft und verbraucht werden, um vor allem uns Frauen aufzuhübschen und irgendeinem Klischee von Schönheit, Reinheit und Jugend näherzubringen.
Warum ist das so? Wikipedia weiß zu berichten, dass in der Antike Blond (Gold) die Haarfarbe der Göttinnen und Götter war, der Helden (weniger der Heldinnen!!) und der Herrscher (auch hier selten Herrscherinnen).

Nun ist das ja schon eine Weile her und wir könnten diese Prägungen eigentlich längst „ausgemendelt“ und auch psychologisch überwunden haben. Aber nein, selbst die doofsten Blondinen-Witze halten Frauen nicht davon ab, das Blondchen zu geben, selbst auf die Gefahr, Sprüche zu hören wie „diese Antwort ist aber wirklich sehr blond!“.

Blond gilt als attraktiv und das wollen alle sein. Schade und aufgepasst: Attraktivität allein reicht nicht! Wie wäre es zur Abwechslung mit: intelligent, gescheit, klug, geistreich, versiert, scharfsinnig, weise, clever, belesen, vielseitig, aufgeschlossen, beratungsfähig?

Bevor nun alle empört aufschreien: Auch das alles können blonde Menschen/Frauen sein. Natürlich blond: alles klar. Aber reicht für uns weniger-/nicht-blonde Frauen nicht auch die normale Haarfarbe? Welchen Klischees wollen wir entsprechen: Attraktiv oder klug? Ich lieber letzteres; ich gäbe keine einzige kleine graue Zelle für mehr Schönheit her.

Also, liebe „Schwestern im Haar“: Willkommen im Club der Un-Blonden, Maushaarigen, Dorfköter-Blonden oder (Früh-)Ergrauten! Wir sind gut, wie wir sind, und müssen uns nicht von den Blond/in/en der Welt ebendiese erklären lassen.

Mit grauen und sehr herzlichen Grüßen

Ihre Kristin Rose-Möhring

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