Schwestern von gestern 10 - Ada Lovelace
Liebe Leserin, lieber Leser,
Adas Mutter wollte ihrer Tochter die Romantik des dichtenden Vaters austreiben, der ständig verliebt war und Affären hatte. Sie verpasste ihr daher ein strenges Ausbildungskonzept und Ada fühlte sich eingesperrt. Sie versuchte zu fliehen, indem sie sich nach dem Vorbild von Vögeln ein Fluggerät baute. Leider klappte das nicht. Aber Ada hatte da bereits die Prägungen und Entwicklungen ihrer Zeit, der Industriellen Revolution, aufgenommen, dass mit Technik Probleme gelöst und (Arbeits-)Prozesse beschleunigt werden konnten2.
Nach einigen Jahren von Krankheit und Bettlägerigkeit, die wohl eine Reaktion auf das harte Regime ihrer Mutter waren, begann Ada sich im Alter von 18 verstärkt für Maschinen zu interessieren. Sie besuchte technische Ausstellungen und wissenschaftliche Vorträge. Anfang der 1830er Jahre lernte sie die angesehene Mathematikerin Mary Somerville kennen, die Ada in ihren Studien zur Mathematik und Technik ermutigte und in die wissenschaftlichen Kreise Londons einführte. Hier hörte Ada 1834 zum ersten Mal von Charles Babbages Idee einer neuen Rechenmaschine. Diese Maschine gilt als erster mechanischer Computer, der zwar aus technischen und finanziellen Gründen nie fertiggestellt wurde, für den Ada aber als Mitarbeiterin von Babbage das erste Programm schrieb. „Die Analytische Maschine“, sagte sie, „webt algorythmische Muster, genauso wie der Jacquard-Webstuhl Blumen und Blätter webt.“
Ihre mit „A.A.L.“ gezeichnete Übersetzung eines Artikels zu Babbages Analytical Engine, die sie mit eigenen Kommentaren, Erläuterungen und Berechnungen versah, brachte ihr 1842 viel Anerkennung in Fachkreisen ein, aber in der britischen „upper class“ sorgte sie damit für Gesprächsstoff, denn ihr wissenschaftliches Interesse passte nicht zur herkömmlichen Rolle einer Frau und wurde scharf kritisiert. Babbage schlug bald die weitere Zusammenarbeit aus.
Ihr Ehemann, William King, 1. Earl of Lovelace, den sie 1835 geheiratet hatte, war ebenfalls mathematisch interessiert und ausgebildet. Er unterstützte seine Frau zunächst, indem er ihr Bücher besorgte, da Frauen damals keine Bibliotheken besuchen durften. Die Ehe war jedoch nicht sehr glücklich. Zudem bekam Ada Lovelace drei Kinder und musste ihre wissenschaftliche Arbeit zurückstellen bzw. zeitweise ganz einstellen. Da das wissenschaftliche Arbeiten immer schwieriger wurde, begann sie1840 eine Korrespondenz mit Augustus De Morgan, dem ersten Mathematikprofessor an der Universität London, um wenigstens auf diese Weise ihre Studien fortsetzen zu können. Später wandte sie sich der Erforschung der Elektrizität und der Musik zu.
Mit Anfang 30 bekam sie Krebs und ihr gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie im Bett und soll sich ganz der Entwicklung eines mathematisch ausgefeilten „sicheren“ Wettsystems gewidmet haben. Ada Lovelace starb am 27. November 1852 in London im Alter von nur 36 Jahren.
Zu ihren Lebzeiten hat Ada Lovelace wenig Anerkennung für ihre herausragende Begabung und Leistung erfahren. Inzwischen jedoch findet jedes Jahr Mitte Oktober der Ada Lovelace Day statt, an dem Frauen und ihre Werke in Wissenschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften und Mathematik gefeiert werden.
Wie alles begann? Mit einem Blog der Journalistin und Bloggerin Suw Charman-Anderson3.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Kristin Rose-Möhring
1 http://www.komm-mach-mint.de oder STEM (Science, Technology, Engineering, Mathematics, wie es englisch-sprechende Menschen nennen würden.
2 Zum Weiterlesen: http://www.zeit.de/2014/05/ada-lovelace-programmiererin
3 http://findingada.com/blog/2009/01/05/ada-lovelace-day/
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