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Si tacuisses

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„Si tacuisses philosophus mansisses“ oder „wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben“. Hier ein bisschen Schullatein, da ein paar schwer verständliche Fremdwörter oder Fachbegriffe und schon habe ich Bildung und scheinbaren Sachverstand unter Beweis gestellt. Aber qualifiziert mich das dazu, über Gleichstellungsfragen zu schreiben?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

natürlich nicht! Dr. Harald Steiner, Jurist und Soziologe, Leitender Postdirektor a.D. und Lehrbeauftragter, sieht das wohl anders. Immer wieder veröffentlicht er in renommierten wissenschaftlichen, vor allem juristischen Zeitschriften Artikel, die sich auch mit der Stellung der Gleichstellungsbeauftragten befassen. Außer einer mit juristischen und soziologischen Fachbegriffen aufgeblasenen, fast unverständlichen Sprache und einer Fülle von Zitaten seines Lieblingsautors bieten diese allerdings nicht viel Erhellendes zum Thema. Sein vielzitierter Lieblingsautor ist übrigens er selbst.

In seinem jüngsten Werk finden wir allein in dem kurzen Absatz zur Beschreibung der „Ausgangslage“ die „Dichotomie der Interessenvertretungsstruktur“, „exogene und endogene Strukturmerkmale“, die „Phänomenologie der dienststelleninternen Interessenvertretung in der äußeren Wahrnehmung der Interessenvertreter“, die „rezipierten Interessen, die innerhalb der Interessenvertretungen aggregiert werden, wobei grundlegende Individualinteressen agglomeriert werden“, und so weiter, und so fort.

Sachlich gipfelt das dann in Aussagen wie z.B. „die Gleichstellungsbeauftragte hat hauptsächlich dienende Funktion“, „sie hat letztlich ihre eigenen Interessen zu vertreten“ und „sie ist Beauftragte des Dienststellenleiters“.

Bei so viel Unsinn, so bombastisch verpackt, kann ich nicht schweigen. Schon gar nicht, wenn das Ganze durch die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift eine gewisse Akzeptanz erfährt. Ein Verlag hat auf meine Einwände übrigens prompt reagiert und zugesagt, künftige Manuskriptangebote unter Berücksichtigung meiner Hinweise auf ihre fachliche Solidität prüfen zu wollen. Erspart bleiben wird er uns Gleichstellungsorientierten wohl auch künftig nicht, da er offensichtlich bei vielen Verlagen mit seinen immer wieder gleichen, aber neu angerührten Thesen hausiert.

Auch das zu erdulden, gehört zu einem offensiv vertretenen Bekenntnis zur Meinungsfreiheit. Still für mich stöhne ich dann: siehe Überschrift.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring 

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