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Teilzeit - der ewige Makel

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Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur ein politisches Ziel – so in §§ 12 bis 15 BGleiG -, sondern ihre Realisierung ist auch Aufgabe der Dienststellen und damit eine Controlling-Herausforderung für die Gleichstellungsbeauftragten (siehe dazu auch den Blog-Beitrag „Gleichstellungsmanagement und –controlling“).

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in der Tat sind die Dienststellen hier meist aufgeschlossen: Teilzeit wird in vielfältiger Form gewährt, Kinderbetreuung angeboten oder unterstützt, Telearbeit bereitgestellt und Auditierungs- bzw. Zertifizierungsverfahren werden durchgeführt.

So weit, so gut. Aber dann?

Teilzeitkräfte und Telearbeiterinnen sind „ja immer nicht da“, d.h. sie arbeiten weniger Stunden (und bekommen dafür entsprechend weniger Geld!). Mütter müssen „ja immer früher weg“, d.h. sie sind weniger leistungsbereit – so die meist unhinterfragten Vorurteile der Führungskräfte spätestens dann, wenn es ans Beurteilen und Befördern geht.

Das heißt also konkret: Teilzeit ja, Telearbeit gerne, aber berufliches Fortkommen – eher nicht, gar Führungspositionen – nix da. Das ist in Reinkultur verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre.

Ich habe Beurteilungskonkurrenzen erlebt, in denen fast die Hälfte der Beurteilten Teilzeitkräfte waren, aber während die Vollzeitkräfte zu 35/40 % Spitzennoten bekamen, waren es bei den Teilzeitkräften höchstens 15 %. Entsprechend sahen später logischerweise die (Nicht-)Beförderungsentscheidungen aus.

Diese weithin beobachtbare Praxis versieht Teilzeitkräfte mit einem Makel und schafft ohne Not einen eigenen neuen Benachteiligungstatbestand. Gegengesteuert wird meist mit folgenlosen Lippenbekenntnissen wie Teilzeitkräfte arbeiteten oft sehr „dicht“, d.h. konzentriert und mit hohem Output, sie könnten hervorragend organisieren und viel Erfahrungswissen aus ihrer Familienarbeit einbringen etc. Bringen tut ihnen allen das real und finanziell wenig.

Allen? Einen kleinen Unterschied habe ich beobachtet: Die Leistung von Teilzeit-Männern – wenn sie denn vorkommen – wird besser eingeschätzt. Höhere Beurteilungsnoten scheinen bei ihnen häufiger und Beförderungen relativ zahlreicher. Dies müssen wir beobachten, denn derzeit sind die männlichen Teilzeitkräfte so in der Minderheit, dass es für verallgemeinernde Schlussfolgerungen (noch) zu früh ist.

Einen Trend meine ich aber zu erkennen. Was haben Sie in dieser Hinsicht erlebt? Ihre Erfahrungen interessieren mich.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring 

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