Verwaltung ohne Männer - eine Schreckensvision?
Liebe Leserin, lieber Leser,
Fakt ist, dass vor allem in Behörden, die sich mit wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen und deren Umsetzung in der Praxis befassen, der Frauenanteil sehr hoch ist. Ob das (Bundes-)Ministerien sind wie solche für Familie, Emanzipation, Frauen, Jugend, für Bildung und Kultus/Kultur, ob das Sozial- und Jugendämter oder Arbeitsagenturen sind, überall finden wir Frauen in großer Zahl – vor allem auf den unteren und mittleren Besoldungs-/Entgeltebenen, aber inzwischen auch in Führungspositionen.
Abgesehen von der Sicherheit eines Arbeitsplatzes im öffentlichen Dienst interessieren Frauen sich für soziale Fragestellungen und die entsprechenden Berufe. Sie haben sich zudem Studiengänge wie Jura und Medizin erobert und sie machen hervorragende Abschlüsse. Mit diesen Abschlüssen, mit sehr guten Schul-/Abiturzeugnissen und mit anderen Zusatzqualifikationen bewerben sie sich auf Ausschreibungen des öffentlichen Dienstes und werden zu Vorstellungsgesprächen zahlreich eingeladen. Damit ist das Potential dafür, dass Frauen am Ende des Tages ausgewählt werden, schon von Anfang an sehr groß. Da sie dann häufig eine ihren Zeugnissen und Abschlüssen entsprechend gute Vorstellung in den Auswahlverfahren abliefern, erhalten sie wiederum sehr häufig den Zuschlag und werden eingestellt.
Das alles ist, wenn es richtig läuft, keine gezielte Frauenförderung, sondern folgt dem Prinzip der Bestenauslese, die sonst als notwendige Maxime von den einflussreichen Männern immer so nachdrücklich betont wird.
Nun aber, da es inzwischen viele Dienststellen oder auch nur Laufbahnen mit „Frauendominanz“ gibt und Frauen verstärkt auch in die (unteren und mittleren) Führungsränge vorstoßen, macht sich bei den o.g. einflussreichen Männern teilweise Angst breit, sie wären bald nur noch von Frauen umgeben. „Es muss etwas geschehen“, lautet dann die Parole.
Was genau, sagen sie meist nicht und so ist es für jede Gleichstellungsbeauftragte angezeigt, selbst dann an Besprechungen, Auswahlverfahren etc. teilzunehmen, wenn es z.B. um Laufbahnen, Entgeltgruppen geht, in denen es schon viele Frauen gibt. Sind Männer in Auswahlverfahren und nach ihren Unterlagen gut, ist gegen ihre Einstellung nichts einzuwenden und das Argument der Vorteile von gemischten Teams ist völlig in Ordnung. Wenn aber Männer nur darum ausgewählt werden, „damit wir hier mal wieder Männer reinkriegen“, läuft die Sache grundsätzlich schief. Für Frauen galt dieses Argument jahrzehntelang nicht.
Eins ist nämlich auch zu berücksichtigen: Sind die guten Männer erst einmal eingestellt, machen sie oft wesentlich schneller Karriere als die ebenso guten und daher ebenso eingestellten Frauen. Ich habe das für einen bestimmten Bereich selbst einmal recherchiert und nachgerechnet. Es ergab sich eine 1:1-Karrierechance für Männer, d.h. einmal eingestellt, hatte jeder Mann eine Chance auf eine Führungsposition. Bei den Frauen ergab sich die wesentlich schlechtere Quote von 1:4, d.h. nur jede 4. Frau hatte eine Chance auf eine Führungsposition.
Das liegt manchmal an Familienplanung, wenn jüngere Frauen nach Entfristung und Verbeamtung Kinder bekommen und vorübergehend aussteigen, um dann in Teilzeit wiederzukommen, während die meisten Männer durchgehend in Vollzeit arbeiten. Es liegt aber auch daran, dass Männer sich besser verkaufen, für ihre Beförderung kämpfen oder sich klug vernetzen, schneller signalisieren, dass sie für Führungspositionen bereit und befähigt sind, und vor allem dass ihnen zugetraut wird, die Führungsposition auch auszufüllen. Einige überschätzen sich dabei kräftig.
Ich hätte nichts gegen eine weibliche Verwaltung, wenn all die dort beschäftigten Frauen nach Qualifikationsgesichtspunkten ausgewählt werden. Eine Schreckensvision wäre das für mich schon gar nicht. Sind die Frauen gut, machen sie einen guten Job und das nützt uns allen. Nun müssen wir nur noch das männliche System Verwaltung so frauenfreundlich gestalten, dass die Frauen nicht wie Männer agieren müssen, sondern mit all ihren familiären und privaten Aufgaben und Interessen, in Teilzeit, flexibel und mobil ihrer Arbeit nachgehen und auch Führungspositionen ausfüllen können.
In diesem Sinne mit frauenfreundlichen Verwaltungsgrüßen
Ihre Kristin Rose-Möhring
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