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Was ist Familie heute?

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Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Frauenthema und damit auch eine Thema für Gleichstellungsbeauftragte. Es wird zunehmend auch ein Thema für Männer und damit für alle in der Gesellschaft.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

In dem Gesamtbegriff war immer „Vereinbarkeit“ das Kernwort. Als neue Herausforderung stellt sich für mich das Wort Familie dar. Denn: Was ist Familie heute? Angeführt wird immer das Grundgesetz mit seiner aus Artikel 6 abgeleiteten Definition „Vater, Mutter, Kind(er)“, d.h. verheiratet und somit in „ordentlichen“ Verhältnissen - blutsverwandt und/oder staatlich legitimiert.

Spätestens mit dem Gesetz über die eingetragene Lebenspartnerschaft von 2001 sind neue Konstellationen hinzugekommen. Doch wird immer darauf hingewiesen, dass es sich hier nicht wirklich um Familien im Sinne des Grundgesetzes handele.

Für mich ist das ziemlich schräg angesichts der gesellschaftlichen Realitäten mit gleichgeschlechtlichen Paaren, die – verpartnert oder nicht – mit Kindern zusammenleben, sie adoptieren und ein ganz normales Familienleben leben wollen.

Und was ist mit den anderen Konstellationen, in denen Menschen für einander Verantwortung übernehmen, ohne dass eine geschlechtliche Beziehung irgendeine Rolle spielt? Was ist mit zwei Heteras, die zusammenleben, weil sie befreundet sind, weil so die Miete und die Lebenshaltungskosten günstiger sind und weil sie im Alter für einander sorgen wollen? Expert/inn/en nennen so etwas „familienähnliche Systeme“. Aber: Sollten sie sich nicht auch Familie nennen dürfen, denn eine Diskriminierung schwingt in diesem Begriff mit: Ähnlich ist nicht gleich und schon gar nicht gleichberechtigt.

Immer wenn es um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, ist das für uns Gleichstellungsbeauftragte, eigentlich aber für alle Verantwortlichen – auch Verwaltung, Personalrat und Schwerbehindertenvertretung – ein Thema. Das fängt im Grunde bei den „ordentlich“ Verheirateten ohne Kinder an, die in einer früheren Definition „Familie ist, wo Kinder sind“ (rot-grüner Koalitionsvertrag von 1998) nicht vorkamen. So Verheiratete wurden oft als „kinderlose Paare“, „Dinks“ (double income no kids) etc. bezeichnet.

Das Bundesfamilienministerium bezeichnet Familie auf seiner aktuellen Internetseite als „Ort, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen“. Das wäre genau meine Definition, wenn es nicht weiter unten hieße: „Familie existiert heutzutage in vielfältiger Form. Unterschiedliche Lebensvorstellungen bedeuten jedoch keine Absage an das ´Modell Familie´“.

Mir gefällt: „Familie ist da, wo Nähe ist“ (international: „love makes a family“). Entscheidend ist also nicht der rechtliche Status, sondern die Qualität der Beziehung.

Da sind wieder einmal wir Gleichstellungsbeauftragte gefordert, denn soziale Verantwortung wird leider auch heute noch überwiegend von Frauen übernommen, die damit den Großteil der Vereinbarkeit von Beruf und Familie tragen.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring 

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