Wo geht’s denn hier zum Männerbeauftragten?
Liebe Leserin, lieber Leser,
als ich kürzlich mit einer Kollegin über die neu entstandene Männerbewegung sprach und ihr meine Erlebnisse berichtete (siehe Blogs „Frauen-, Männer-, Geschlechterpolitik“ vom 2.12.2013 und „Wunschzettel ans Christkind –realitätsbesprenkelt!“ vom 16.12.2013), erzählte sie mir von ähnlichen Erfahrungen. Auch sie ist mit ständigen Lamentos konfrontiert wie „Das BGleiG ist ungerecht“ oder „warum dürfen wir Männer nicht Gleichstellungsbeauftragter werden“ oder: „Warum dürfen wir Männer nicht einen Männerbeauftragten wählen?“
In der nächsten Personalversammlung konfrontierte sie die lieben Kollegen mit der Frage, was sie denn eigentlich wollten: Dass der Männerbeauftragte etwas für sie tut und wenn ja, was, oder ob sie wollten, dass er vor allem etwas gegen die Frauen tut. Peinliches Schweigen. Letzteres war offensichtlich der Fall, aber auszusprechen wagte es keiner.
Und dann, um die lieben Kollegen auf die richtige Spur zu bringen, zeigte sie ihnen den Weg zu einem Männerbeauftragten auf:
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Ihr Männer müsst ein paar Jahrhunderte unter Ausbeutung und Unterdrückung leiden.
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Ihr müsst euch dann organisieren und eure Forderungen konkretisieren.
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Ihr müsst weitere 100 Jahre für eure Rechte kämpfen, Demonstrationen organisieren, Polizeigewalt ertragen, in Hungerstreiks treten, euch öffentlich diffamieren, lächerlich machen und seelisch oder auch körperlich misshandeln lassen.
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Und wenn ihr dann so gut seid wie wir Frauen, dann schafft ihr es, schaffen es eure Ururururur…-Enkel irgendwann vielleicht, einen Männerbeauftragten durchzusetzen.“
Da, bitte, Kollegen, geht’s nach Hollywood, d.h. in diesem Fall nicht zu Ruhm und Ehre sondern zu Gleichstellungberechtigung und Gleichstellung!
Gut gemacht, Kollegin!
Herzlich
Kristin Rose-Möhring
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Haben Sie 100 Jahre lang gekämpft, waren im Hungerstreik, wurden diffamiert?
Habe ich Jahrhunderte unterdrückt und ausgebeutet?
Habe ich 100 Jahre lang seelisch und körperlich misshandelt?
Gibt es eine Erbschuld der Geschlechter?
Ist ein Satz wie "Wenn ihr dann so gut seid, wie wir Frauen..." emanzipatorisch angemessen?
ich befürworte die Frauenquote, ich sehe die immer noch strukturelle Benachteiligung, ich verabscheue die Männerrechtsbewegung.
Aber als emanzipierter Mann möchte ich keine Erbschuld tragen, ich fühle mich nicht schuldig für die Vergangenheit, ich will für eine Zukunft arbeiten, in der Menschen unabhängig ihres Geschlechtes, ihrer Religion, Hautfarbe oder Orientierung behandelt werden, auch wenn der Weg dahin vorerst Quotenregelungen und Gleichstellungsbeauftragte braucht. In einer idealen Welt würden wir beides nicht brauchen.
Vielleicht rührt ihre Unsachlichkeit daher, dass in Ihrem Fall ein persönliches berufliches Interesse stärker ist, als der Wunsch nach Gleichberechtigung.