Der Arbeitsmarkt im Überblick
Hier ein Ausschnitt zum Thema „Der Arbeitsmarkt im Überblick“:
- Über lange Zeit hinweg krankte der deutsche Arbeitsmarkt an einer zu geringen Dynamik und einer steigenden Sockelarbeitslosigkeit. Zur Mitte des letzten Jahrzehnts wendete sich das Blatt: Die Arbeitslosigkeit sank von fünf auf unter drei Millionen und ging erstmals auch in Ostdeutschland zurück. Es gelang zudem, die Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren und die Erwerbstätigkeit sowie das Arbeitsvolumen deutlich zu erhöhen.
- Anders als im Aufschwung um die Jahrtausendwende erwies sich die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt als nachhaltig. Weder die Wirtschafts- und Finanzkrise noch die Konjunkturschwächen in den Jahren 2012 bis 2014 führten zu wesentlichen Rückschlägen am Arbeitsmarkt. Sowohl institutionelle Reformen als auch die umsichtige Reaktion von Politik, Betrieben und Sozialpartnern auf die schwere Rezession der Jahre 2008 und 2009 trugen dazu bei, dass die Folgen des beispiellosen Einbruchs der Exportgüternachfrage für den Arbeitsmarkt begrenzt blieben.
- Ein wichtiger Grundstein für die positive Arbeitsmarktentwicklung wurde mit den Hartz-Reformen gelegt. Unterstützt wurde der Beschäftigungsboom durch eine positive Entwicklung der Weltwirtschaft und eine jahrelange Lohnzurückhaltung.
- Neben den Erfolgen weist die Arbeitsmarktbilanz aber auch Schattenseiten auf. Zu nennen sind das starke Wachstum des Niedriglohnbereichs und die Zunahme der Lohnungleichheit. Die Entwicklungen, die schon in den 1990er Jahren begannen, wurden nach den Hartz-Reformen noch teilweise verstärkt. So weist Deutschland heute eine Niedriglohnquote auf, die zu den höchsten in Europa gehört.
- Die Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse (z. B. Teilzeit, Zeitarbeit, Minijobs) ist stark gewachsen. Die Beschäftigungsformen kommen zum einen den Flexibilitätserfordernissen der Arbeitswelt sowie den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten entgegen. Zum anderen werden sie aber auch von manchen Beschäftigten nur mangels besserer Alternative eingegangen. Dies erscheint insbesondere dann problematisch, wenn eine ausreichende Stabilität des Arbeitsverhältnisses und der Zugang zu Aus- und Weiterbildung sowie zu Aufstiegsmöglichkeiten nicht gesichert sind.
- In den letzten Jahren nahm die Beschäftigung trotz eher schwacher Konjunktur kräftig zu. Die Konjunkturabhängigkeit der Beschäftigung ist nach IAB-Analysen seit der sogenannten Großen Rezession 2008/2009 deutlich gesunken. Stattdessen bestimmen andere Faktoren die Beschäftigungsentwicklung, unter anderem der weitgehend konjunkturunabhängige Aufwärtstrend im Dienstleistungsbereich, die gestiegene Arbeitskräfteknappheit, welche Unternehmen dazu animiert, Beschäftigte zu halten und vorsorglich einzustellen, sowie die hohe Zuwanderung und die steigende Erwerbsbeteiligung.
Der vollständige Bericht (im Umfang von 34 Druckseiten) kann auf der Homepage des IAB eingesehen werden.
Quelle: Internetmitteilung des IAB vom 11.3.2015
Bernhard Faber
Richter am Arbeitsgericht Augsburg a. D.
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