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Zuwanderung wächst – vor allem in Deutschland

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Deutschland ist nach den USA das begehrteste Land für Migranten. Rund eine halbe Million der Zuwanderer blieben 2014 dauerhaft. Die Erfahrungen aus Schweden und Norwegen zeigen: Je früher Zuwanderer in Arbeit kommen, desto besser können sie sich in die Gesellschaft integrieren.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gibt in ihrem 39. Jahresbericht Migration einen Überblick über aktuelle Zuwanderungstrends im internationalen Raum der OECD. Danach ist zu erkennen, dass der Höhepunkt der Zuwanderung in den letzten zehn Jahren mit 4,7 Millionen Menschen im Jahr 2007 lag. Die niedrigste Zuwanderung gab es mit jeweils 4,0 Millionen Menschen in den Jahren 2010 und 2011. Seitdem steigt die Zuwanderung, im vorigen Jahr lag sie bei 4,3 Millionen.


Die meisten dauerhaften Zuwanderer sind aus der EU

Der wichtigste Anstoß für Migration liegt in der Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union. Wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Union stammt, kann den Arbeits- und Aufenthaltsort innerhalb der EU frei wählen.

Im Jahr 2013 sind 468.000 Menschen dauerhaft in Deutschland geblieben. Von ihnen nutzen mehr als drei Viertel die Freizügigkeitsregeln der EU. Nur 12 Prozent kamen infolge des Familiennachzugs. Weitere fünf Prozent kamen aus Drittstaaten; sie konnten mit der Blauen Karte EU in Deutschland eine Arbeit aufnehmen. Die humanitäre Migration von Flüchtlingen machte ebenfalls nur einen geringen Anteil von 6,5 Prozent aus.


2015 wird ein Rekordjahr für die Asylmigration

In Europa könnte es rund eine Million Asylbewerber in diesem Jahr geben, von denen 400.000 bis 450.000 bleiben dürften. Dies sei maximal 0,1 Prozent der Bevölkerung, so der Leitende Ökonom der Abteilung für internationale Migration der OECD, Thomas Liebig. „Das sollte zu schaffen sein, aber es konzentriert sich auf wenige Länder.“

Kamen 2013 nur 17 Prozent der Asylbewerber nach Deutschland, steuerte im ersten Halbjahr 2015 bereits jeder dritte Asylbewerber die Bundesrepublik an. Die Zuwanderung nach den USA blieb mit elf Prozent nahezu konstant. Hingegen wurden Österreich, Frankreich, Schweden und Großbritannien seit 2013 immer weniger angesteuert. Nur jeweils etwa fünf Prozent der Migranten wanderte 2015 in diese Länder.

Allein in Deutschland dürften rund 800.000 Flüchtlinge ankommen. „2015 wird ein Rekordjahr für die Asylmigration nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa und die OECD insgesamt“, so Liebig. Die OECD schätzt, dass rund 40 Prozent der aktuell nach Deutschland strömenden Flüchtlinge dauerhafte Zuwanderer aus dem Asylsystem sein werden. Das bedeutet: Von etwa 800.000 Flüchtlingen im Jahr 2015 werden rund 350.000 anerkannt in Deutschland bleiben können.

Damit liegt die Zuwanderung von Asylbewerbern jedoch auch 2015 voraussichtlich unter der Zuwanderung aus der EU.


Schnelle Arbeitsaufnahme verbessert Integration

Die Flüchtlinge bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Ein höherer Bildungsstandard erleichtert die Integration ins Aufnahmeland deutlich. Umso wichtiger sei es, die jeweiligen Voraussetzungen individuell und früh festzustellen, empfiehlt die OECD. So zeigen die Erfahrungen aus Schweden, dass der Spracherwerb in Integrationskursen durchschnittlich zwei bis drei Jahre dauert, bei Niedrigqualifizierten jedoch deutlich länger.

Bislang war die Mehrheit der bleibeberechtigten Flüchtlinge erst nach fünf bis sechs Jahren erwerbstätig. Deshalb ist es dringend nötig, dass Flüchtlinge frühzeitig mit Sprachkursen und beruflicher Weiterbildung gefördert und in Arbeit vermittelt werden. Flüchtlinge sollten in Regionen mit einem gut laufenden Arbeitsmarkt angesiedelt werden.

„Flüchtlinge sollte man dorthin bringen, wo gute Jobaussichten sind und nicht dort, wo es günstigen Wohnraum gibt“, sagte Liebig. Die Erfahrungen aus Schweden zeigten, dass Ansiedlung in strukturschwachen Gegenden die Integration der Flüchtlinge behindere.


Quelle: Internetartikel der Bundesregierung vom 22.9.2015


Bernhard Faber
Richter am Arbeitsgericht Augsburg a. D.

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