Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor kurzem bin ich bei der Suche nach einer für Beamte geeigneten Weihnachtsgeschichte auf das folgende Gedicht eines unbekannten Verfassers1 gestoßen, das ich ihnen, verehrte Leser, nicht vorenthalten will:
I weiß nicht, ob die G' schicht du kennst,
sie hat sich abgespielt im Advent.
I les´ dir's vor, weil´s mir fällt ein,
d' Leut´ sag' n, sie soll wahr g' wesen sein.
Da ist ein altes Mutterl gewesen,
allein in ihrer Stub ´n drinn g´ sessen,
und hat sich so Gedanken g' macht
was das Christkind ihr früher hat gebracht.
Ja ja, hat's g´sagt, das waren noch Zeiten,
da konnte man allerhand bestreiten.
Jetzt bin i arm und alt dazu
und hab a kaum zum Essen g´nug
Wie's so da sitzt und überlegt,
hat sie sich einen Plan ausdenkt.
S' Christkind beschenkt doch alle Leut,
jedes Jahr einmal zur Weihnachtszeit,
wie wär's, wenn ich ihm schreiben tät,
dass ich eine große Bitte hätt.
Vielleicht macht's mir doch die Freud,
grad heuer in der Weihnachtszeit.
Sie holt sich Bleistift und Papier
aus ihrer Schublade herfür.
Setzt sich an den Tisch sodann
und fangt wie folgt zu schreiben an:
"Liebes Christkind", schreibt sie mit dem Stift
auf das Papier als Überschrift.
"Du bist allmächtig und sehr stark,
schick mir doch bitte 100 Mark!
Erfüll die Bitte einer Armen,
ich wünsch an Mantel mir, an warmen.
Wann i das Geld hätt, war dös schön
könnt i zum Mantel kaufen geh´n.
I brauch den wirklich schon sehr bald,
denn draussen ist es bitterkalt."
"Hochachtungsvoll" hat sie zuletzt
vor ihrem Namen d´runtergesetzt.
Den Briefumschlag hat's ungeniert
an das Christkind adressiert.
Den Absender auf die andere Seit´,
das war von großer Wichtigkeit.
Sie tut den Brief in Umschlag rein
und geht zum Briefkast' n auch glei´
Nachdem das alles war gescheh' n,
sah man sie froh nach Hause gehn.
Der Postler von dem Postamt 8
hat keine schlechten Augen g'macht.
So momentan ist baff er g'wen,
wia er den Brief ans Christkind g'segn.
Des is eam ja no nia passiert,
a Brieaf an's Christkind adressiert.
Er hat sehr lange nachgedacht
und dann den Umschlag aufgemacht.
Als er den Inhalt überblickt,
den Brief er an' s Finanzamt schickt.
Der Beamte von dera Stell
Öffnet den Brieaf sehr schnell.
Nachdem dös Schreib'n er durchgeles'n
war der Fall ihm klar gewes'n:
Man muaß ihr helfn, des is g' wiß,
schon deshalb, weil bald Weihnacht' is.
Die Kollegen von sei'm Amt,
haben mitg' macht allesamt.
Er braucht da gar net lang zu frag' n
jeder hat was beigetrag 'n.
Und wias am Schluss dann festg´stellt ham,
war 'n 63 Mark beisamm.
Den Betrag nun ganz genau
überwies'n sie der alten Frau.
Die Freud vom Muatterl war sehr groß,
darüber Tränen sie vergoss.
Jetzt konnte sie den Mantel kauf´ n
und braucht nicht mehr ohne lauf' n,
und aus innerer Dankespflicht
hats' s no an Brief an' s Christkind g' richt.
Dös hat sie sich net nemma lass' n,
sie schrieb daher folgendermaß´n:
„Für die hundert Mark dank' i' dir,
du hast da sehr geholf' n mir.
Doch wenn i' wieder um Geld dich bitt,
so schick mir' s doch über' s Finanzamt nit,
mit dene is des fei a G´frett,
solche Lump' n na, de trau i net,
von dene 100 Mark, s' is net erlog' n,
ham´ s 37ge abgezog´ n.“
(Verfasser unbekannt)
Ich wünsche Ihnen, Ihren Kollegen und Mitarbeitern und Ihren Familien ein Frohes Weihnachtsfest und ein Glückliches und Gesundes neues Jahr,
Ihr Dr. Maximilian Baßlsperger
Der nächste Beitrag in dieser Reihe erscheint am Montag, den 11.1. 2016.
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