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1815 – Waterloo, Revolutionen und die Folgen

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Vor 200 Jahren beendete am 18.6.1815 die Schlacht bei Waterloo die Herrschaft Napoleons. Er wurde endgültig und weit weg auf St. Helena exiliert, wo er 1821 starb. Damit endete das sogenannte Napoleonische Zeitalter, das neben entsetzlichen Kriegen mit Millionen Toten in ganz Europa und bis nach Nordafrika („4000 Jahre blicken auf euch herab“, soll Napoleon seinen Soldaten vor den Pyramiden von Gizeh gesagt haben) auch eine Phase rechtlicher Modernisierung gebracht hatte. Kaiser Napoleon hatte 1804 ein Bürgerliches Gesetzbuch in Kraft gesetzt, den „Code civil des Français“.
Der Name allein macht die Problemlage deutlich: Von den „Françaises“, den Französinnen, ist nicht die Rede. Damit setzte sich fort, was schon mit der „Erklärung der Menschenrechte“ 1791 als Erklärung der Männer- und Bürgerrechte („Déclaration des Droits de l‘Homme et du Citoyen“) begann.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Olympe de Gouges sah sich veranlasst, diesen Rechten der Männer sofort eine Erklärung der Frauenrechte entgegen zu setzen und starb dafür zwei Jahre später auf dem Schafott (siehe Blog „Menschenrechte – Frauenrechte“ vom 26.9.2011).

Allein das Wort „Revolution“ erweckt immer den Eindruck, als werde Altes von Neuem abgelöst, als ginge es voran. Vielleicht galt das für Männer, für Frauen definitiv nicht.
So berichtete auch ein Beitrag von ARTE zum Internationalen Frauentag am 8. März 2015 „Starke Frauen, unbekannte Künstlerinnen“: „Anders als wir immer dachten, war die Französische Revolution nicht der Höhepunkt einer Fortschrittsbewegung, die nach mehr persönlichen Rechten und großer Unabhängigkeit der Bürger strebte. Das hätte mehr Anerkennung für die Frauen im öffentlichen politischen und gesellschaftlichen Bereich bedeutet. ... Paradoxerweise setzt die Französische Revolution der Emanzipation der Frau ein Ende. Trotz ihres Engagements für die Befreiung des Volkes werden sie nicht als vollwertige Bürger anerkannt. Eher das Gegenteil war der Fall.“

Das erlebten Frauen immer wieder. Als nach dem Bürgerkrieg in den USA die Sklaven befreit wurden, erhielten die Afroamerikaner 1868 mit dem 14. „Amendment“ der Verfassung ihre Bürgerrechte - zumindest formal, wenn auch die Durchsetzung mehr als weitere 100 Jahre dauerte. Aber es war ihnen z.B. erlaubt, vor Gericht aufzutreten, öffentliche Einrichtungen zu benutzen und – wenn auch mit Einschränkungen – zu wählen. Die Frauen aber, die sich Seite an Seite mit ihnen für die „Abolition“, d.h. die Abschaffung der Sklaverei engagiert und zu diesem Erfolg entscheidend beigetragen hatten, kämpften noch Jahrzehnte um gesellschaftliche und politische Teilhabe. Sie erhielten z.B. das Wahlrecht erst nach weiteren langen Kämpfen 1920 (siehe Blog „Schwestern von gestern (4) - Alice Paul“ vom 13.5.2013).

Etwas ähnliches wiederholte sich in den USA im Vorwahlkampf ums Präsidentenamt 2008. Hillary Clinton galt als aussichtsreichste Kandidatin der Demokratischen Partei und die Zeit war reif für eine Frau. Von einem Barack Obama hatten damals noch nicht viele gehört und einem schwarzen Kandidaten trauten die meisten ohnehin keinen Wahlsieg zu.
Aber im Laufe der Vorwahlkämpfe, der sogenannten „Primaries“ kippte die Stimmung immer mehr zugunsten Obamas. Offensichtlich setzte das konservative Amerika eher auf einen Mann, und sei er - trotz der massiven Vorurteilen gegen afroamerikanische Menschen - auch schwarz, als auf eine Frau, selbst wenn diese eine sogenannte WASP war - white anglo-saxon protestant, also eine Nachfahrin der klassischen „Gründungsväter“-Generation. Das war historisch schon bemerkenswert, emanzipatorisch eher nicht.
Das Ergebnis kennen wir: Obama schaffte den Sieg und Hillary Clinton durfte sich mit dem Außenministerium begnügen. Nun tritt sie 2016 erneut für das Präsidentenamt an.

Ich bin gespannt, welche Konstellation sich nun ergeben wird, um erneut eine Frau NICHT zur Präsidentin zu wählen. Den ersten Katholiken hatten die USA bereits (JFK), den ersten Schwarzen haben sie noch. Was könnte es also sein: der erste jüdische Präsident oder der erste Mormone, der erste Mann mit lateinamerikanischen oder chinesischen Wurzeln? Es gäbe viele Möglichkeiten, eine Frau zu verhindern....

Der Weg für Frauen an die Spitze ist hart und lang. In Deutschland hatten wir immer noch keine Bundespräsidentin. Und jedes Mal, wenn es wenig erfolgversprechend ist, wird eine Frau als Konkurrentin in Stellung gebracht. Beim letzten Mal, als alles möglich schien und eine Frau hätte durchmarschieren können, konnten sich alle wieder nur auf einen Mann einigen (siehe Blog „Bundespräsidentin – Chance verpasst“ vom 27.2.2012).

Manchmal könnte frau verzweifeln auf dem langen Marsch durch die Institutionen, der nicht einmal immer Erfolg verspricht. 200 Jahre, aber von Napoleon und Waterloo sind wir noch gar nicht so weit entfernt. Und doch wird es irgendwann gelingen. Vielleicht ist Hillary Clinton eine weitere Wegbereiterin...

Herzlichst

Ihre Kristin Rose-Möhring

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