Es ist ein Junge!
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Weihnachten existiert zwischenzeitlich auch losgelöst von seiner religiösen Bedeutung und das Mitfeiern steht allen offen. Dennoch werden wir ständig – selbst der heidnische Weihnachtsbaum ist inzwischen ein christliches Symbol – an den ursprünglichen Anlass erinnert, die Geburt Jesu.
„Oh je!“, denkt da die engagierte Gleichstellungsbeauftragte sofort, “schon wieder ein Mann.“ Aber das muss wohl so sein. Alle geschichtlich bedeutenden Religionsstifter, aber auch alle religiösen und politischen Führer, Feldherren und Eroberer waren Männer. Da versagt auch jeder Versuch zu gendern. Aber wie sieht das im Falle von Jesus genauer aus? Hätte es nicht wenigstens da einmal eine Frau sein können?
Angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse vor 2000 Jahren wohl nicht. Gott schickt sein Kind zu den Menschen und das ist – damals – selbstverständlich ein Sohn und keine Tochter.
Anders hätte die Geschichte wohl nicht funktioniert. Hätte Josef sich auch einer nicht von ihm gezeugten Tochter so angenommen? Hätten sich drei hochgestellte Morgenländer auch für ein Mädchen auf diese weite und ungewisse Reise gemacht? Hätte Herodes sich von einem Mädchen so bedroht gefühlt, dass er gleich die Neugeborenen zweier Jahrgänge ausgerottet hätte? Allein hier hätte ein Mädchen der Welt ein paar tausend Tote ersparen können. Wären die Verköstigung einer Hochzeitsgesellschaft mit alkoholischen Getränken, das Ausrichten eines Picknicks für die Gläubigen zu einer Bergpredigt und sogar spektakuläre Erfolge bei der Krankenpflege bei einer Frau nicht eher als starke Leistung denn gleich als Wunder angesehen worden? Hätte man(n) „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ aus dem Munde einer Frau überhaupt für überlieferungswürdig gehalten?
Wäre auch eine Frau von den Römern gekreuzigt worden? Vom eigenen Anhang verraten ja, aber gleich gekreuzigt? Dazu waren Frauen damals nicht wichtig genug. Das Kreuz als martialisches Symbol einer sich als menschenfreundlich verstehenden Religion wäre damit weggefallen.
So hat die Geburt eines einzigen Mannes vor 2000 Jahren die abendländische Geschichte bis heute geprägt mit allen daraus resultierenden männlichen Herrschaftshierarchien sowie den dazu gehörenden, von Männern zu verantwortenden Kriegen, Inquisitionen und Hexenverfolgungen.
Was hätte uns allein da eine einzige Frau ersparen können!
Wir Gleichstellungsbeauftragten bereiten heute den Boden, und vielleicht heißt es beim nächsten Mal: „Hurra, es ist ein Mädchen!“
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine geruhsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein gleichstellungserfolgreiches Jahr. Am 2. Januar 2012 sprechen wir uns an dieser Stelle wieder.
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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