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Gleichstellung in Zeiten der Krise

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Zugegeben, in Zeiten weltweiter Finanzkrisen und leerer Kassen ist es schwierig geworden, politische Ziele offensiv anzugehen. Überall muss gespart werden, viele Bereiche werden zurückgefahren. Da bietet sich ein kostenneutrales Politikfeld zur Profilierung an, z.B. die Gleichstellung.

Gleichstellung kostet (fast) nichts. Die derzeitige Krise wäre also die Gelegenheit, Gleichstellungspolitik erneut in den Fokus zu nehmen und die Gleichstellung von Frauen mit Männern voranzutreiben. Große Politik für kleines Geld!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

leider läuft es anders. Die Gleichstellung tritt auf der Stelle und rückt dadurch in den Hintergrund. Was sind die Gründe? Was nichts kostet, taugt nichts? Oder Qualität durch Entschleunigung? Oder … was auch immer.

Es ist kaum nachzuvollziehen. Warum verliert ein Ziel an Bedeutung, das praktisch umsonst zu erreichen ist? Sollen nur noch nebenbei die gleichstellungspolitischen Erfolge der Vergangenheit verwaltet werden?

Wer sich heute auf die Suche nach der Stelle macht, an der Gleichstellung gestaltet werden soll, findet im Internetauftritt des zuständigen Ministeriums zwar ein Organigramm, das eine Abteilung für Gleichstellung und Chancengleichheit ausweist, darunter aber nur noch ein Referat, das Gleichstellung im Namen führt, nämlich „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“. Ein Gleichstellungsgesetz für die Wirtschaft gibt es (noch?) nicht und selbst das Bundesgleichstellungsgesetz suchen wir inzwischen vergeblich.

Wo also ist sie geblieben, die klassische Gleichstellungspolitik? Ich finde, hier müsste noch einmal ein Funken fliegen und das öffentliche Interesse an der Gleichstellung wieder entzünden. Die Wahl einer ersten weiblichen Bundespräsidentin hätte so ein Funken sein können, aber diese Chance wurde verpasst.

Gender Budgeting, die geschlechtergerechte Haushaltspolitik, führt in Deutschland ein Schattendasein, auch wenn es in den Ländern, so z. B. in Berlin mit seinen Senats- und Bezirksverwaltungen gute Beispiele gibt.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist wichtig, aber so lange auch die Frauen ohne Kinder nicht in großen Zahlen in den Spitzenämtern ankommen, sind weitergehende Anstrengungen erforderlich.

Hoffentlich kommen neue Initiativen bald, sonst schläft die Gleichstellung noch ein.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring 

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