Berufsbildungsbericht 2015
Für Bewerber hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im vergangenen Ausbildungsjahr leicht verbessert. Ihnen standen mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung. Rund 522.000 neue Ausbildungsverträge wurden bis Ende September 2014 geschlossen. Das sind etwas weniger (minus 1,4 Prozent) als im Jahr 2013.
20.900 Bewerber fanden bis Ende September 2014 keinen Ausbildungsplatz. Weitere 60.300 begannen zunächst eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, ein Praktikum oder eine Einstiegsqualifizierung. Sie suchten gleichzeitig weiter nach einer Ausbildungsstelle.
Berufliche und akademische Bildung sind gleichwertig
Über die Hälfte der Schulabgänger beginnt eine Berufsausbildung. Das duale System der beruflichen Bildung ist unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie ist wesentlich dafür, dass die deutsche Wirtschaft ihren künftigen Fachkräftebedarf decken kann. Die berufliche Ausbildung steht aber in zunehmendem Wettbewerb um Nachwuchskräfte mit den Hochschulen.
Ziel der Bundesregierung ist es, die Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern. Sie bietet – wie ein Studium – die Chance, bis zu fachlichen Führungspositionen zu kommen. Berufliche und akademische Bildungswege sollen zudem durchlässiger werden.
Der Berufsbildungsbericht 2015 liefert die wesentlichen Daten zu den Entwicklungen und zum Abschluss des Ausbildungsjahres 2013/2014. Mit dem Bericht beschließt die Bundesregierung gleichzeitig die Schwerpunkte für die Berufsbildungspolitik der nächsten Jahre.
Der Berufsbildungsbericht wird jährlich vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegeben. Das Ministerium übergibt den Berufsbildungsbericht nach dem Kabinettsbeschluss an Bundesrat und Bundestag.
Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt
Sehr viele Betriebe konnten ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Rund 37.100 Stellen blieben unbesetzt. Das sind zehn Prozent mehr als im Jahr davor – ein neuer Höchststand. Besonders betroffen sind sowohl Industrie als auch Handel und Handwerk.
Vor allem Ausbildungsplätze für Restaurantfachleute, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk und in der Systemgastronomie, Klempner, Fleischer, Bäcker, Drogisten, Tierwirte, Köche und Gebäudereiniger blieben unbesetzt.
Nicht nur in ausgewählten Berufen, auch in bestimmten Regionen wird es immer schwieriger, betriebliche Ausbildungsplätze und Jugendliche zusammenzubringen. Da mehr junge Menschen als in früheren Jahren studieren und gleichzeitig die Zahl der Schulabgänger sinkt, werden weniger Ausbildungsverträge geschlossen.
Auch ziehen sich immer mehr kleine und Kleinstbetriebe aus der Ausbildung zurück. Sie können im Wettbewerb um Ausbildungsbewerber mit mittleren und großen Unternehmen oft nicht mithalten.
Viele müssen Schulabschlüsse nachholen
256.110 Jugendliche begannen eine Übergangsmaßnahme statt einer Ausbildung. Das sind 160.000 weniger als im Jahr 2005, aber noch immer zu viele. Fast die Hälfte von ihnen hat einen Hauptschulabschluss, rund 21 Prozent haben keinen Schulabschluss. Sie können in Lehrgängen ihren Haupt- oder Realschulabschluss nachholen, ein Berufsvorbereitungsjahr, eine Einstiegsqualifizierung oder Bildungsgänge an Berufsschulen absolvieren.
Nach Ende der Maßnahme begannen 42 Prozent der Teilnehmer innerhalb von sechs Monaten, über die Hälfte nach 14 Monaten und 70 Prozent nach 38 Monaten eine reguläre Ausbildung.
Mehr Jugendliche sollen einen Berufsabschluss machen
Betriebliches Angebot und Nachfrage der Jugendlichen zusammenzubringen wird schwieriger. Die Berufswünsche der Jugendlichen, das regional unterschiedliche Angebot und die Anforderungen an die Bewerber passen immer öfter nicht zusammen. Deshalb hat sich die „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zur Aufgabe gemacht, Bewerber und Ausbildungsbetriebe besser zusammenzuführen.
Bundesregierung, Länder, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesagentur für Arbeit haben sich im Dezember 2014 zur „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015 – 2018“ zusammengeschlossen. Sie wollen alle ausbildungsinteressierten jungen Menschen frühestmöglich zu einem Berufsabschluss bringen. Die betriebliche Ausbildung hat dabei Vorrang.
Auszubildende besser unterstützen
Die Wirtschaft will bereits ab diesem Jahr 20.000 zusätzliche Ausbildungsplätze, jährlich 500.000 Praktikumsplätze und 20.000 Plätze für Einstiegsqualifizierungen bereitstellen. Die Bundesagentur für Arbeit wird mit dem Ausbildungsjahr 2015/2016 zunächst bis zu 10.000 assistierte Ausbildungsplätze anbieten. Mehr Auszubildende als bisher sollen ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch nehmen können. Die Bundesregierung hat dazu die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen. Leistungsschwächere Jugendliche sollen so besser von der Schule in die Ausbildung kommen und diese erfolgreich abschließen.
Abiturienten und Studienabbrecher für Ausbildung gewinnen
Die „Allianz für Aus- und Weiterbildung
[http://www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=675450.html]“ hat auch zum Ziel, Jugendliche für die duale Berufsausbildung zu interessieren. Über sie soll deshalb künftig stärker an Gymnasien bei der Berufsorientierung informiert werden. Die duale Berufsausbildung bietet gute Einstiegschancen als künftige Fach- und Führungskräfte.
Die Bundesregierung unterstützt auch Initiativen, um Studienabbrecher für die duale Berufsausbildung zu gewinnen. Sie können sich nach einer verkürzten Ausbildung unmittelbar weiterqualifizieren. Das Programm „Jobstarter plus“ fördert Projekte, die Studienabbrechern neue Chancen in der beruflichen Bildung eröffnen.
Quelle: Internetartikel der Bundesregierung vom 15.4.2015
Bernhard Faber Richter am Arbeitsgericht Augsburg a. D.
