Gesunde Führung ...
ist ein wichtiger Schutzfaktor vor psychischen Belastungen, Stress und Burnout bei Ihren Mitarbeitern! Die Art und Weise der Führung ist nachweislich ein entscheidender Faktor für Motivation, Leistung und Gesundheit der Mitarbeitenden. Fehlende Anerkennung, unscharfe Zielvorgaben, geringe Erreichbarkeit des Chefs lassen das Engagement schnell sinken. Ein einbeziehender Führungsstil setzt hohe Energie bei den Mitarbeitern frei. Gerade in turbulenten oder schwierigen Zeiten entscheidet sich die Qualität eines Teams über die ihrer Führung. Da ständige Veränderung und Turbulenzen heute zum Alltag in der Verwaltung gehören, wächst die präventive Bedeutung einer gesunden Führung.
Das können Sie ganz konkret tun:
Interesse für den Menschen zeigen und Vertrauen aufbauen: Das Wichtigste ist, dass Sie sich für Ihren Mitarbeiter als Mensch interessieren. Das klingt banal, ist aber nicht leicht. Es erfordert aufrichtige Hinwendung zu dem Menschen, der täglich seinen Willen, Geist, seine Emotion für Ihren Erfolg einbringt. Das verlangt Ihre persönliche Reife und zwingt Sie, die aus Zahlen, Fakten, Charts aufgetürmte Leitungs-Schutzburg zu verlassen. Schauen Sie dem Mitarbeiter in die Augen: Was bewegt ihn? Wussten Sie, dass seine Tochter heiratet, sein Sohn promoviert und er Silberhochzeit feiert? Es sind nicht die großen Dinge, die Incentives, teure Geschenke, die Mitarbeiter motivieren: Es ist das Gefühl, wichtig zu sein.
Anerkennung von Leistungen: Wertschätzen Sie wirklich genug? Loben Sie auch richtig? Mitarbeiter wachsen über sich hinaus, wenn sie Bestätigung finden! Ein Schulterklopfen reicht nicht, sagen Sie, was genau Sie begeistert.
Gemeinsame Erlebnisse schaffen: Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter. Lassen Sie Arbeitsbesprechungen rotierend von Mitarbeitern leiten.
Delegieren Sie: Bilden Sie Arbeitsgruppen und übertragen Sie ihnen die Verantwortung. Nörgeln Sie nicht über Lösungen, die Geschmacksfrage sind!
Das können Sie darüber hinaus noch machen:
Wechselseitiges Feedback: Sprechen Sie offen über Leistung und Verhalten. Stellen auch Sie sich einer Einschätzung durch Ihr Team. Anfangs ist das ungewohnt. Jeder ist vorsichtig. Das macht es sogar konstruktiver. Die Offenheit ist reinigend. Meckern, Hinter-dem-Rücken-Reden versiegen automatisch.
Führungskräfte-Coaching: Nutzen Sie Coaching! Es hilft Ihnen, Ihre Wirkung auf andere zu entdecken und besser zu werden. Bedenken Sie: Ein Mitarbeiter, der innerlich kündigt, kostet Sie letztendlich mehr als ein Coach-Honorar.
Am besten: Sie gestehen auch eigene Fehler ein. Das baut Vertrauen auf.
Ein Beispiel:
Die Sekretärin, die seit 20 Jahren die rechte und die linke Hand ihres Chefs ist, ertrug seine Launen geduldig. Jedoch wirkte sie deprimiert. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit ihrer Arbeit sei, sprach sie sofort ein Ereignis an: Weil es bereits Spannungen gab, hatte sie dem Chef nicht wie üblich ihren eigenen Geburtstag angekündigt. Sie hoffte, er würde es von selbst wissen. Indirekt gab sie ihm damit die Chance, alten Ärger zu begraben. Können Sie sich das Ausmaß der Enttäuschung vorstellen, als er an diesem Tag ahnungslos und auch noch schlecht gelaunt das Büro betrat!
In einem anderen Fall fiel eine Mitarbeiterin mehrere Wochen aus, nachdem ihr Chef, zu dem sie ein angespanntes Verhältnis hatte, ungefragt ihre Kekse vom Schreibtisch wegaß.
... und ein gesundes Teamklima
„Wer alleine arbeitet, addiert – wer miteinander arbeitet, der multipliziert“ (Weisheit). Konflikte im Team und Missstimmungen zwischen Kollegen können Stress erzeugen, den die Mitarbeiter auch nach Feierabend nicht vollständig abbauen können.
Gute Stimmung im Team, eine Atmosphäre, die durch Vertrauen und gegenseitige Unterstützung geprägt ist, stellt nicht nur einen enormen Puffer in stressreichen Zeiten dar, sondern ist die Basis von Kreativität, Flexibilität und hoher Leistung.
Das können Sie tun:
Zielgerichtete Teambildung: Überlassen Sie die Entwicklung Ihres Teams nicht dem Zufall! Zwar kommt jeder aus einem sozialen Verbund: Familie, Schulklasse, Sportmannschaft etc., hat dabei aber unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Lassen Sie diese nicht unreflektiert. Jedes Team ist ein eigener sozialer Organismus. Ein „fauler Apfel“ kann den ganzen Korb verderben.
Feedback: Bei Teambildung sollte jeder jedem einmal Feedback geben.
Teamentwicklungsworkshops helfen, die Gesetze der Teamarbeit zu verdeutlichen. Mitarbeiter lernen ihre Stärken und Schwächen und ihre Bedeutung für das Ganze kennen und auch schätzen. Sie verstehen, wie Charaktere aufeinander wirken und dass das Bedürfnis des einen die Angst des anderen hervorruft : Der eine braucht enge Regeln, um sich sicher zu orientieren, den anderen treiben diese zur Rebellion, weil er Spielräume und Freiheitsgrade bevorzugt.
Das können Sie darüber hinaus noch machen:
Regelkommunikation: Konflikte, miese Stimmung, Mobbing schaukeln sich auf, wenn es keine festgelegten Formen des Austausches gibt: Jour fixe, Mitarbeiterjahresgespräch, Teamleitersprechstunde, Präventionsrunden etc.
Konfliktmoderation: Sorgen Sie sich nicht wegen Meinungsverschiedenheiten. Die gehören dazu. Ein Moderator/Mediator hilft , Konflikte zu klären. Konflikte haben die Eigenschaft , unter dem Teppich weiter zu brodeln und anschließend zu eskalieren. Vorschnelle Kompromisse sind nachteilig.
Der Beitrag des Einzelnen: Stellen Sie den Beitrag jedes Mitarbeiters für die Gruppe dar. Das Bewusstsein, einen wichtigen Anteil beizusteuern, spornt an und lässt die Kollegen zusammenrücken.
Am besten: Sie fördern die Gemeinschaft im Team. Gemeinsame Einsatz- und Projektplanung, Ausflüge, regelmäßige Treffen und Etablierung von Traditionen stärken das Teamgefühl. Ein verlängertes Frühstück, z.B. freitags, dient dem Zusammenhalt. Und nicht vergessen: Feiern Sie Ihre Erfolge!
Charaktere ausgleichen und regulieren:
In einer Firma vermutete man Mobbing. Es stelle sich heraus, dass zwei Mitarbeiter mit unvereinbaren Charakterzügen nicht mehr übereinkamen. Beide waren wertvoll: Er, ein Herzensmensch, der niemandem auf die Füße tritt und gern genießt, hatte seine liebe Not mit strukturierter, disziplinierter Arbeitsweise. Für Kontaktaufbau ist er ideal. Sie, eine wissenschaftlich orientierte Frau, die ausgesprochen präzise und termintreu arbeitet, wittert überall Widersacher und verteidigt konsequent ihr Terrain. Für Verhandlungen ist sie ideal. Beide könnten sich ergänzen, scheiterten aber an fehlenden Gemeinsamkeiten.
Die Lösung: neue Teamstruktur, Zuordnung zu getrennten Projekten und Einführung von Regelkommunikation.
Lese-TIPP
Basis für diesen Beitrag ist das Buch „Psychische Belastungen – Stress – Burnout?“ von U. Nagel und O. Petermann, erschienen beim ecomed Verlag – ISBN 978-3-609-68453-6.
http://www.ecomed-storck.de/Arbeitssicherheit/Gefaehrdungsbeurteilung-und-Unterweisung/Psychische-Belastungen-Stress-Burnout-Softcover.html