HOAI weiter anwendbar?
Nach dem Urteil des EuGHs vom 4.7.2019 ist strittig, ob zwischen einem Architekten und seinem Auftraggeber das Mindestpreisgebot nach Art. 10 §§ 1, 2 MRVG, § 7 Abs. 3 und 5 HOAI 2013 weiter anzuwenden ist bis zu einer möglichen Novelle oder nicht.
Die Auffassungen in der Rechtsprechung zu den Folgen der Entscheidung des EuGHs vom 4.7.2019 - Rs. C-377/17 - auf das jetzige Preisrecht der HOAI bis zur Novellierung sind derzeit uneinheitlich:
Einerseits wird die Auffassung vertreten, dass das Preisrecht der HOAI bis zur Novellierung der HOAI zwischen Privaten weiterhin uneingeschränkt anzuwenden ist (vgl. OLG München, Beschluss vom 08.10.2019; KG, Beschluss vom 19.08.2019 - 21 U 20/19; OLG Hamm, Urteil vom 23.07.2019 - 21 U 24/18, Revision beim BGH anhängig - VII ZR 174/19; OLG Naumburg, Urteil vom 13.04.2017 - 1 U 48/11; KG, Urteil vom 01.12.2017 - 21 U 19/12; LG Stuttgart, Beschluss vom 16.11.2018 - 28 O 375/17; Landesberufungsgericht für Architekten, Architektinnen, Stadtplaner und Stadtplanerinnen, Beschluss vom 01.08.2018 - 6s E 46/18).
Nach anderer Ansicht soll dagegen das Preisrecht der HOAI nicht mehr gelten (vgl. OLG Schleswig, Urteil vom 25.10.2019 - 1 U 74/18; LG München I, Beschluss vom 24.09.2019 - 5 O 13187/19; LG Bonn, Urteil vom 18.09.2019 – 20 O 299/16; OLG Düsseldorf, Urteil vom 17.09.2019 - 23 U 155/18; KG, Urteil vom 13.09.2019 - 7 U 87/18; OLG Celle, Urteil vom 14.08.2019 - 14 U 198/18, Revision beim BGH anhängig - VII ZR 205/19; OLG Celle, Urteil vom 23.07.2019 - 14 U 182/18; OLG Celle, Urteil vom 17.07.2019 - 14 U 188/18, Nichtzulassungsbeschwerde beim BGH anhängig - VII ZR 179/19; LG Dresden, Beschluss vom 08.02.2018 - 6 O 1751/15; LG Baden-Baden, Beschluss vom 07.05.2019 - 3 O 221/18).
Der 21. Zivilsenat des KG (Kammergericht Berlin, es ist das oberste Landesgericht Berlin) hatte sich im August 2019 der ersten Auffassung angeschlossen.
TSP Theißen und Partner Rechtsanwälte, Newsletter vom 10.3.2020

