Chinesische Mandarine und Deutsche Beamte: Verblüffende Parallelen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ihr Amt (= Ämterprinzip) und die damit verbundenen Titel (= Amtsbezeichnung) und Ränge wurden den Mandarinen nach einer jahrelangen, elitären Ausbildung (= Anwärter- bzw. Referendarzeit) verliehen. Dabei waren sie einem rigorosen Auswahl- und Prüfungssystem (= Leistungsprinzip) unterworfen, das garantieren sollte, dass die Verwaltung des Landes nur durch die gelehrtesten und fähigsten Köpfe wahrgenommen wurde.
Die Amtsausübungsbefähigung (= Laufbahnbefähigung) eines jeden Mandarins wurde regelmäßig streng kontrolliert (= dienstliche Beurteilung).
Eine Auswahl der Beamten durch Prüfungen (= Laufbahnprüfungen) war in China eine Tradition. Die Lehrpläne der staatlichen Schulen und Universitäten waren mit den in den staatlichen Prüfungen abgefragten Inhalten koordiniert. Selbst diejenigen, die aus Adelsfamilien stammten und erbliche Ansprüche auf einen Titel hatten, hatten keine Aussicht auf eine erfolgreiche Beamtenlaufbahn, wenn sie die Prüfungen nicht bestanden (= keine Ernennung ohne Laufbahnbefähigung). Die Absolvierung der Prüfungen war der einzige Weg, der eine Übernahme in eine Tätigkeit (= Laufbahn) bis in die höchsten Beamtenposten (= Führungspositionen) ermöglichte.
Diese Absolventen erwarben einen durch Prüfungen erworbenen Gelehrtenstatus (= Diplom, Bachelor, Master), der sie zum Mandarin (Beamten) befähigte.
Jeder Verwaltungsbestandteil hatte drei Ebenen (= Laufbahngruppen): eine obere auf Hauptstadtebene, eine mittlere auf der Ebene der Provinzen und eine untere auf der Ebene der Präfekturen und Landkreise.
Nach bestandener Prüfung und soweit eine Stelle frei war (= haushaltsrechtliche Planstelle; besetzbarer Dienstposten), wurde dem Absolventen diese vom Personalministerium zugewiesen. Jedem Posten (Dienstposten) war ein bestimmter Rang zugeordnet (= Dienstpostenbewertung).
Die den Absolventen zugewiesenen Stellen richteten sich nach den in den Prüfungen erzielten Ergebnissen (= Platzziffernverzeichnis).
Reguläre Beförderungen erfolgten im Normalfall frühestens nach mehreren Jahren der Bewährung auf einem Posten (= Probezeit) – es sei denn, der Kandidat war den Vorgesetzten durch besonders herausragende Leistungen aufgefallen (= Probezeitverkürzung): Dann konnte eine Ernennung auch früher in Frage kommen. Grundsätzlich konnte kein Beamter um zwei Ränge in einem Schritt befördert werden (= Verbot der Sprungbeförderung).
Die Zahlung des Soldes (= Besoldung) erfolgte durch den Staat und war entsprechend dem Rang (= amtsgemäße Besoldung) gestaffelt. Ursprünglich war der Sold als Naturalabgabe in Reis festgelegt.
Erkrankten Beamte, so konnten sie sich mit Erlaubnis des Personalministeriums unter Fortzahlung der Bezüge bis zu drei Monate beurlauben (= Alimentationsprinzip) lassen.
Das normale Alter für das Ausscheiden aus dem Amt lag bei 70 Jahren (heute: 67 Jahre). Bei Vorliegen körperlichen oder geistigen Verfalls war eine Pensionierung möglich (= Ruhestandsversetzung wegen Dienstunfähigkeit). Drohte dem ehemaligen Amtsinhaber in beiden Fällen nach dem Ausscheiden Armut, erhielt er weiter Bezüge (= Pension) und ihm wurde Dienstpersonal zur Verfügung gestellt.
Ein Mandarin konnte mehrere Frauen haben, das Familienleben eines Mandarins war strikt androkratisch ausgerichtet. Neben der Hauptfrau gab es oft eingeheiratete Nebenfrauen und Konkubinen (heute zumindest offiziell undenkbar).
Die Prüfungen selbst wurden von bewährten Beamten, die speziell für diesen Zweck von der Zentralregierung entsandt worden waren, durchgeführt und überwacht (= Prüfungskommission). Die Prüfungen erfolgten in einem abgeschlossenen Gebäude. Soldaten (= Prüfungsaufsichten) überwachten, dass keine versteckte Literatur zum Einsatz kam und die Prüflinge keinen Kontakt untereinander aufnahmen (= Unterbindung von Unterschleif). Nach jedem Prüfungsabschnitt wurden die Arbeiten der Prüflinge abgeschrieben und mit einem Code versehen, so dass die Prüfer weder durch die Handschrift noch durch den Namen des Kandidaten beeinflusst werden konnten (= Anonymitätsprinzip bei staatlichen Prüfungen). Die Namen der erfolgreichen Kandidaten wurden in der Reihenfolge ihrer Ergebnisse veröffentlicht (= Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse) und die Absolventen öffentlich geehrt (= Diplomierungsfeier etc.).
Jeder fest bestallte Beamte jeder Verwaltungsebene wurde jährlich von seinem Vorgesetzten beurteilt und alle drei Jahre erfolgte eine Einschätzung, ob er überdurchschnittlich, durchschnittlich oder unterdurchschnittlich geeignet sei. Die dreijährlichen Beurteilungen (= Beurteilungszeitraum) gingen an das Personalministerium, das bei einer überdurchschnittlichen Bewertung eine vorzeitige Beförderung und bei unterdurchschnittlicher Bewertung eine Herabstufung in Erwägung ziehen konnte. Beurteilt wurden Kriterien wie Habgier, Unmenschlichkeit, Leichtfertigkeit, Unangemessenheit, Senilität, Krankheit, Überdruss und Tatenlosigkeit.
Wie Sie daraus ersehen können, hat sich das alte chinesische System in einigen Punkten bis heute offensichtlich bestens bewährt.
Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger
Für diejenigen Leser, die chinesisches Essen schätzen, hier noch ein Rezept:
Mandarin Suppe:
Mu Err Pilze in kaltem Wasser einweichen. Karotte, Zwiebel, Ingwer, Knoblauchzehen schälen, alles in sehr feine, kleine Streifen schneiden. Chilischote halbieren, das Kernhaus entfernen und in sehr feine Streifen schneiden. Tomate kurz überbrühen, häuten, Kerne entfernen und klein schneiden. Sojakeimlinge und Bambussprossen sehr klein hacken.
Schweinefleisch und Hühnerbrust in kleine Teile schneiden. In einem Topf Öl erhitzen, Fleisch hineingeben und anbraten. Zwiebel, Knoblauch und Chilistreifen zugeben und alles gut mischen. Mit Sojasoße ablöschen und mit Hühnerbrühe auffüllen. Das restliche Gemüse zugeben. Pilze abgießen, in sehr kleine Stücke schneiden und in die Suppe geben. Chinesische Gewürzmischung und Reisessig zufügen und nochmals kurz aufkochen lassen. Noch etwa 10 Min. köcheln lassen.
Guten Appetit!
1 Die folgenden Ausführungen basieren auf folgender Internetveröffentlichung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mandarin

