Die Stadt Pfaffenhofen wappnet sich gegen Corona – Tipps und Ideen für den Krisenmodus mit Potenzial für die Zukunft
Thomas Herker (Bürgermeister Pfaffenhofen) und Tom Tomaschek (Pressesprecher Pfaffenhofen)
Knapp zwei Monate später sahen wir uns mit der Coronapandemie konfrontiert und mussten Schulen und Kitas schließen, eine Notbetreuung aufbauen, eine Kommunalwahl und eine Stichwahl durchführen, die Ausgangsbeschränkungen umsetzen und dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bürgerinnen und Bürger geschützt sind. Alle sollten die schwierige Zeit möglichst gesund und gut versorgt überstehen. Eine Vielzahl von Maßnahmen und Entscheidungen wurde und wird kontinuierlich getroffen, muss immer wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden und soll den Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofenern transparent vermittelt werden.
Vorbereitungen – Bildung Arbeitskreis „Corona“
Der Verwaltung war schon früh klar, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein wird, bis auch in Pfaffenhofen der erste Corona-Fall auftritt. Deshalb haben sich die Amtsleiterinnen und Amtsleiter zusammen mit der Führungsebene der Stadt und dem städtischen Sicherheitsbeauftragten Gedanken gemacht, wie und an welcher Stelle wir reagieren können. Auch wenn das Ausmaß noch nicht abzusehen und vieles über Corona noch nicht bekannt war, wurden verschiedene Szenarien für unsere Verantwortungsbereiche entworfen. Vor allem betraf dies die Bereiche
- Personal – wie können wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen?
- Familie, Bildung und Soziales – wie organisieren wir eine evtl. bevorstehende Schließung von Schulen und Kitas?
- Wahlamt und Bürgerbüro – wie organisieren wir die Kommunalwahlen unter größtmöglichem Schutz vor Ansteckung und wie organisieren wir den Service für die Bürger?
- Grundversorgung und Sicherheit – Feuerwehr und Stadtwerke müssen einsatzbereit bleiben.
Dazu haben wir bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein Arbeitskreis „Corona“ eingerichtet, der regelmäßig tagt, aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkung als Videokonferenz.
Sensibler Bereich: Kitas
Als sich abzeichnete, dass eine gewisse Ansteckungsgefahr auch in Pfaffenhofen bestehen könnte, hat das Amt Familie, Bildung und Soziales reagiert und die Reinigung und Desinfektion der städtischen Kitas intensiviert. Hier kommt durchwegs städtisches Personal der Stadtwerke zum Einsatz.
Am 13. März wurde bekannt, dass in Bayern Kitas und Schulen ab dem 16. März geschlossen werden. Bereits im Vorfeld hatte sich das zuständige Amt auf diesen Schritt vorbereitet und nach Bekanntgabe der Entscheidung durch den Freistaat eine Notbetreuung für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, organisiert. Kita-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht unmittelbar in der Notbetreuung arbeiten, haben anderweitige Aufgaben in der Verwaltung übernommen, oft in direktem Zusammenhang mit Corona. https://www.pafunddu.de/24084
Herausforderung Kommunalwahlen
Eine besondere Herausforderung war die Minimierung einer Infektionsgefahr bei den Kommunalwahlen am 15. März. Im Vorfeld wurden die Wählerinnen und Wähler intensiv dazu aufgefordert, die Möglichkeit der Briefwahl zu nutzen. Am Wahltag waren alle Wahllokale mit Desinfektionsmöglichkeiten ausgestattet und Wählerinnen und Wähler konnten ihre eigenen Stifte verwenden. Für Wahlhelferinnen standen in den Wallokalen und bei der Auszählung Handschuhe zur Verfügung. Die Stichwahl zwei Wochen später wurde komplett als Briefwahl durchgeführt. Die Mammutaufgabe, das Versenden von über 20.000 Sätzen Wahlunterlagen bewältigte die Verwaltung mit Unterstützung der Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. www.pafunddu.de/24024
Koordination und Unterstützung durch die „Bürgerhilfe“
In der Woche, bevor die staatlich angeordneten Ausgangssperren in Kraft traten, beschloss die Stadtverwaltung Menschen zu helfen, die wegen der Ansteckungsgefahr das Haus nicht mehr verlassen können oder dürfen. In der neu gegründeten „Bürgerhilfe Pfaffenhofen“ organisieren drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen aus dem Seniorenbüro und der Kita Hilfe für die Bedürftigen. Eingewiesene Ehrenamtliche erledigen für die meist älteren Menschen Einkäufe und Besorgungen oder stehen für Gespräche am Telefon zur Verfügung. Zudem koordiniert die Bürgerhilfe die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsangeboten in der Stadt. Die Stadt hat als besonderen Service einen Platz für Videotelefonie eingerichtet, an dem Bürgerinnen und Bürger, die keine eigenes Gerät haben, mit Angehörigen in Kontakt bleiben können. www.pfaffenhofen.de/buergerhilfe_pfaffenhofen
Heimische Wirtschaft unterstützen
Bereits vor längerer Zeit hat die städtische Wirtschaftsföderungsgesellschaft WSP ein Portal ins Leben gerufen, auf dem in einem lokalen Online-Shop Pfaffenhofener Geschäfte ihre Waren und Dienstleistungen anbieten. Nach der Schließung der Läden stellt der Shop eine Möglichkeit dar, die Bindung an die Kunden zu erhalten und Umsätze zu generieren. Zusätzlich können Kunden den unter teils dramatischen Umsatzeinbußen leidenden Geschäften einen finanziellen „Vertrauensvorschuss“ geben und jetzt Gutscheine erwerben, z.B. für Dienstleistungen, die zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst werden können. www.pfaffenhofen.de/besser-daheim
Finanzielle Erleichterung
Als zusätzliche Maßnahme beschloss der Ferienausschuss des Stadtrats Mitte April ein umfangreiches Finanzpaket mit Fördermöglichkeiten, Stundungen und Gebührenerlassen. Dieses Paket kommt allen Bereichen zugute, also neben der lokalen Wirtschaft und den Gastronomen auch Eltern, Kulturschaffenden, Steuerzahlern und nicht zuletzt Autofahrern, durch den Verzicht auf Parkgebühren. www.pafunddu.de/24408
Erreichbar für die Bürger
Am 17. März beschloss der Arbeitskreis „Corona“, den Parteiverkehr stark einzuschränken. Die Bürgerinnen und Bürger wurden aufgefordert, nur dringende Angelegenheiten zu erledigen. Alles was möglich ist, sollte online erledigt werden. Bereits in der Vergangenheit hat die Stadt den Bereich online-Services intensiv ausgebaut. Für unaufschiebbare persönliche Erledigungen im Bürgerbüro wurde im Eingangsbereich des Rathauses eine Abtrennung mit Plexiglas eingebaut, so dass Amtsgänge der Besucher kontaktfrei erfolgen können. Sämtliche Einrichtungen der Stadt und der Tochterunternehmen wurden für Besucher gesperrt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten soweit möglich einzeln in Büros oder im Home-Office. Dazu haben wir die Arbeitszeitregelungen, z.B. Aufhebung der Kernzeit, angepasst. www.pfaffenhofen.de/coronavirus_informationen
Stadtrat bleibt handlungsfähig
Auch der Stadtrat arbeitet in Zeiten der Kontaktbeschränkungen unter Einhaltung der geltenden Sicherheitsmaßnahmen. Im März tagte das Gremium in deutlich verringerter aber beschlussfähiger Stärke. Die Sitzordnung wurde geändert, damit der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt. Die Tagesordnung wurde auf das Nötigste verkürzt. Unter der Mithilfe der Fraktionen, die auf lange Redebeiträge verzichteten, konnte auch die Sitzungsdauer verkürzt werden. Im April tagte der Ferienausschuss unter ähnlichen Vorzeichen. Die konstituierende Sitzung des neuen Stadtrats Anfang Mai werden wir in einem geeigneten, großen Raum abhalten, so dass auch dort ein Ansteckungsrisiko so gering wie möglich ist.
Maske auf!
Bereits zu einem frühen Zeitpunkt hat sich die Stadtverwaltung erfolgreich um Schutzmasken bemüht. So konnten medizinische Masken an Altenheime, Arztpraxen, das Landratsamt, die freiwillige Feuerwehr und an die Wahlhelfer bei der Stichwahl ausgegeben werden. Mitte April begann zudem die Verteilung einfacher Mund-Nasen-Masken an alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Auch diese Masken können das Risiko einer Ansteckung verringern, indem sie beim Sprechen oder Husten austretende Tröpfchen zurückhalten.
Die Konfektionierung und Verteilung der Masken haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas sowie zum Teil die Bürgerhilfe übernommen. Für ihre Bemühungen hat die Stadt im April großzügige Spenden in sechsstelliger Höhe von ortsansässigen Unternehmen erhalten. www.pafunddu.de/24252, www.pafunddu.de/24429
Bürgernah und transparent bleiben
Wenn Bürgerinnen und Bürger ihr Haus nur zu dringenden Angelegenheiten verlassen dürfen und auf soziale Kontakte verzichten müssen, bekommen die Themen Kommunikation und Bürgernähe eine große Bedeutung. Hier sorgen wir in Pfaffenhofen schon lange für größtmögliche Transparenz, indem wir Bürger zu Bürgerveranstaltungen, -versammlungen und -workshops einladen und uns dem Dialog stellen und Entscheidungen und Informationen transparent machen. Das Bürgermitmachportal www.pafunddu.de lädt zum Austausch und zur Information ein. Stadtratssitzungen werden als Livestream online übertragen, was die Bürger gerade jetzt intensiv nutzen. Zudem informieren wir in Videos über aktuelle Vorgänge oder Neuerungen, bzw. erklären anschaulich Zusammenhänge. Da eine direkte Kommunikation mit einzelnen im Rahmen der Bürgersprechstunde wegen Corona nicht mehr möglich ist, haben wir das Format „PAFundDU Live“ ins Leben gerufen. Bürgermeister und Verantwortungsträger stehen dabei live vor der Kamera und beantworten Fragen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. In Zukunft wollen wir diesen Bereich ausbauen. Denkbar ist hier z.B. die Übertragung von Kulturveranstaltungen, Lesungen oder speziellen Angeboten für Senioren. www.pfaffenhofen.de/pudlive
Krise gemeinsam meistern
Oberstes Ziel aller Maßnahmen ist es,
- den Kontakt zu den Menschen in der Stadt zu halten,
- Austausch zu ermöglichen,
- Hilfsbedürftige in jeder Form nach Möglichkeit zu unterstützen und gleichzeitig das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten.
Auch in Zeiten umfangreicher Beschränkungen und persönlicher Einschränkungen wollen wir für alle Menschen in der Stadt da sein, sie bei Entscheidungen mitnehmen und das „Wir“ in Pfaffenhofen mit Leben erfüllen.

