Der ideale Master-Studiengang – was Bachelor-Studierende erwarten – Teil I
Liebe Leserinnen und Leser,
im Blog vom 26. Mai 2015 wurden Ihnen Master-Studiengänge vorgestellt, die einen Bezug zur öffentlichen Verwaltung haben. In diesem Blog stelle ich Ihnen ergänzend die Ergebnisse einer aktuellen Befragung vor, die zum Ziel hatte, die Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen von Absolventen/innen in Bezug auf Master-Studiengänge zu erheben. Niklas Geilich und ich haben diese Studie im Frühjahr und Frühsommer dieses Jahres durchgeführt. Die hier vorgestellten, gemeinsam mit Herrn Geilich erarbeiteten und formulierten Studienergebnisse geben Ihnen einen Einblick, was junge Nachwuchskräfte in Bezug auf Master-Studiengänge bewegt und wie sie sich diese idealerweise wünschen. Nachfolgend werden in drei Blogeinträgen Zielsetzung, Methodik und die wichtigsten Ergebnisse der Befragung dargestellt. Eine Kritik der Vorgehensweise und der Ergebnisse der Datenerhebung runden den Beitrag ab.
Hintergrund der Befragung
Den Absolventen von Studiengängen, die für den gehobenen nichttechnischen Dienst (oder vergleichbare Qualifikationsebenen) qualifizieren, bieten sich seit der sog. Bologna-Reform des Hochschulwesens neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung. Zahlreiche Hochschulen weisen in ihrem Produktportfolio weiterbildende Master-Studiengänge aus, mit denen sich Studierende für herausgehobene Fach- oder Führungsaufgaben im öffentlichen Dienst vorbereiten können. Das Angebot an weiterbildenden Master-Studiengängen ist „... insbesondere in der jüngeren Zeit ausgeweitet worden“1. Gourmelon und Koch2 geben einen Überblick über derzeit in Deutschland angebotene Master-Studiengänge, die in Bezug auf berufliche Tätigkeiten im öffentlichen Dienst interessant sind. Systematisch erhobene Daten, welche Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen junge Nachwuchskräfte mit Master-Studiengängen verbinden, wurden bislang nicht veröffentlicht. Ebenso wenig liegen Daten vor, wie hoch der Anteil der Bachelor-Studierenden ist, die ein Master-Studium aufnehmen möchten und welche Entscheidungskriterien bei der Auswahl eines konkreten Studiums herangezogen werden. Diese Informationen sind jedoch sowohl für diejenigen bedeutsam, die Master-Studiengänge konzipieren und durchführen, als auch für diejenigen, die sich in Behörden und Kommunalverwaltungen mit der Personalentwicklung von Nachwuchskräften befassen.
Zielsetzung und Methodik der Befragung
Mit einer schriftlichen Befragung von Studierenden der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (FHöV NRW) sollten folgende Informationen erhoben werden:
-
Wie groß ist das Interesse von Absolventen/innen der FHöV NRW (Fachbereich Allgemeine Verwaltung), ein Masterstudium aufzunehmen?
-
Was sind die Gründe für oder gegen ein Masterstudium?
-
Welches sind die inhaltlichen Interessen der Absolventen/innen in Bezug auf ein Masterstudium? Für welche beruflichen Tätigkeitsfelder wollen sie sich qualifizieren?
-
Welche Wünsche gibt es hinsichtlich des Studienablaufs und der Organisation eines Master-Studiengangs? Was sind Entscheidungskriterien für die Auswahl eines Master-Studiengangs?
Kontaktdaten von Absolventen/innen der FHöV NRW standen nicht zur Verfügung. Eine Kontaktaufnahme zu den Absolventen über die Einstellungsbehörden oder über soziale Medien wie Facebook oder XING hätte zu erheblichen Stichprobenfehlern geführt. Deshalb wurde entschieden, Bachelorstudierende zu befragen, die drei Monate vor Beendigung ihres Studiums stehen. Angesichts von Praktikabilitätserwägungen wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Diese richtete sich an alle Studierenden des Fachbereichs Allgemeine Verwaltung, Einstellungsjahrgang 2012. Insgesamt wurden 850 Studierende angeschrieben. Die Studierenden bekamen über den Server der Hochschule eine Einladungsnachricht, in der die Instruktionen und der Link zur Befragung aufgeführt waren. Die Zusammenstellung des Fragebogens und die Datenerhebung erfolgten online über die Homepage des „Sosci-Survey“. Dabei handelt es sich um ein Portal, in dem Online-Befragungen implementiert und deren Daten über eine Excel-Datei extrahiert werden können. Für die Studierendenbefragung der FHöV wurde ursprünglich der Befragungszeitraum 12.04. bis 31.05.2015 festgelegt. Die Studierenden wurden Ende Mai erneut an eine Teilnahme erinnert und der Erhebungszeitraum bis zum 15.06.2015 verlängert. Über den folgenden Link war der Fragebogen für den Einstellungsjahrgang 2012 erreichbar: https://www.soscisurvey.de/Master-absichtStudierende/. Diesen Link haben 181 Personen aufgerufen; davon haben 164 den Fragebogen vollständig bearbeitet, was einer Rücklaufquote von ca. 20 Prozent entspricht. Anschließend wurde der Datensatz über eine csv-Datei abgezogen und für ein Einlesen in das Statistikprogramm SPSS vorbereitet. Neben der Erstellung prozentualer Häufigkeiten wurden t-Tests zum Vergleich der Geschlechter durchgeführt.
Beschreibung der Stichprobe
An der online-basierten Studierendenbefragung bezüglich der Produktangebote der FHöV NRW nahmen 181 Studierende teil, wobei der Fragebogen von 164 Personen vollständig bearbeitet wurde. Mit 64,4% (n=106) ist der Großteil der Befragten weiblich, und 35,4% der Teilnehmer sind männlichen Geschlechts. Die meisten Studierenden befinden sich im Alterssegment 20-25 Jahren (62,8%, n=103). Die übrigen Probanden verteilen sich wie folgt auf die Altersstufen: 43 Personen bzw. 26,2% sind zwischen 25 und 30 Jahren alt, 15 Personen zwischen 30 und 35 (9,1%) sowie 3 Personen zwischen 35 und 40 (1,8%). Von den Befragungsteilnehmern studieren 75% (n=123) den Studiengang „Kommunaler Verwaltungsdienst – Allgemeine Verwaltung“ (75%, n=123). Während kein Teilnehmer „Rentenversicherung“ studiert, gehen 21 Personen dem Studium der Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre (12,8%) und 20 Personen dem Studium „Staatlicher Verwaltungsdienst – Allgemeine Verwaltung“ (12,2%) nach.
Teil II des Blogs erscheint am 24.8.2015. Dann werde ich die Ergebnisse der Befragung darstellen und erläutern. Bis dahin verbleibe ich
mit sommerlichen Grüßen
Ihr
Andreas Gourmelon
1 Reichard / Röber: Ausbildung der Staatsdiener von morgen. Berlin: edition sigma, 2012, S. 45.
2 Siehe dazu den Blog vom 26. Mai 2015

