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Deutschtest für die Personalauswahl

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Am Markt ist ein neuer Test erhältlich, mit dem die Deutschkompetenz von Bewerbern schnell, umfassend, fair und zutreffend erhoben werden kann.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Beherrschung der deutschen Sprache ist eine notwendige Kompetenz, um den Anforderungen in vielen Tätigkeiten des öffentlichen Sektors gerecht werden zu können. In der Personalauswahl stellt sich die Frage, wie bei Bewerbern die Deutschkompetenz zutreffend, wirtschaftlich und fair erfasst werden kann. Bei Berufseinsteigern werden oftmals die Deutschnote  im Schulzeugnis,  Tests zur Prüfung der Kenntnisse in der Rechtschreibung (z. B. Diktate) oder Aufsätze verwendet, um die schriftsprachliche Kompetenz zu erfassen.

Diese Instrumente sind mit Vor- und Nachteilen verbunden:

  • Schulnoten sind einfach zu verwenden. Jedoch sind die Noten unterschiedlicher Schultypen kaum sinnvoll miteinander zu vergleichen. Selbst Noten desselben Schultyps sind neben den Leistungen der Schüler durch Faktoren wie regionale Lage der Schule, Anspruchsniveau des Lehrers u.Ä.m. beeinflusst. Ein „sehr gut“ in Schule A lässt sich nicht automatisch gleichsetzen mit einem „sehr gut“ in Schule B.

  • Tests zur Prüfung der Kenntnisse im Bereich Rechtschreibung: Hier gibt es eine Reihe standardisierter Verfahren. Mit diesen kann die Rechtschreibekompetenz in der Regel gut erfasst werden. In Praxis werden auch selbstentwickelte Verfahren – z. B. Diktate – verwendet, die sich angesichts ihrer Vielfältigkeit einer einheitlichen Qualitätsbewertung entziehen. Die Beherrschung der Rechtschreibung ist allerdings nur ein Teilaspekt der Deutschkompetenz. Kompetenzen in den Bereichen Grammatik, Sinnverständnis oder Wortbedeutung werden damit nicht erfasst.

  • Aufsätze u. A.m. geben einen umfassenderen Einblick in die Deutschkompetenz eines Bewerbers, sind allerdings nur mit relativ hohen Aufwand auszuwerten. Zudem kann es bei der Auswertung zu subjektiven Einflüssen des Auswerters kommen.

Seit 2014 ist der „Deutschtest für die Personalauswahl“ (D-PA) von Stefanie Rieser und Detlev Liepmann1 erhältlich. Mit dem D-PA werden die Basisfertigkeiten in den Bereichen Rechtschreibung, Grammatik, Sinnverständnis und Wortbedeutung abgebildet. Er enthält 138 Aufgaben, die in 12 Aufgabengruppen eingeteilt sind.

So müssen u.a.

  • Regeln zur Groß- und Kleinschreibung angewendet,

  • aus Buchstabenfolgen („RZTNAHZA“) Wörter („Zahnarzt“) gebildet,

  • in Wörtern Buchstabengruppen ergänzt,

  • die Pluralform von Substantiven gefunden,

  • Rechtschreibfehler in Sätzen entdeckt,

  • Antonyme und Synonyme gefunden,

  • Vorsilben zu Verben in der Grundform gefunden werden, so dass das zusammengesetzte Verb sinnvoll ist (z. B. „ver-lieben“ statt „er-lieben“ oder „über-lieben“),

  • Substantiven sinnvolle Adjektive zugeordnet (z. B. „heiße Suppe“ statt „steinige Suppe“),

  • für Wortgruppen der jeweils passende Kasus zugeordnet,

  • Verben konjugiert

  • und für Verben die richtige Zeitform gefunden werden.

Die Aufgaben sind in der Spitze durchaus anspruchsvoll.

Vergleichswerte liegen von insgesamt 1.854 Personen vor. Es wurden Personen mit und ohne Gymnasialerfahrung im Altersbereich 15 bis 40 Jahre getestet.

Hinsichtlich der Qualitätskriterien wie Reliabilität und Validität kann der Test überzeugen. Bei der Testbearbeitung unter Zeitdruck spielt die Testangst und die Konzentrationsleistung der Bewerber eine nicht unerhebliche Rolle. Bei einigen Aufgaben ist eine gute Allgemeinbildung nützlich.

Die kompletten Testunterlagen kosten derzeit 194,-Euro, eine einzelne Testung verursacht Materialkosten von etwa einem Euro (siehe www.testzentrale.de). Die Testdurchführung kann mit 33 Minuten angesetzt werden. Mit Hilfe von Schablonen können die Testbögen ausgewertet werden, dies geschieht innerhalb weniger Minuten. Testdurchführung und –auswertung sind in hohem Maße objektiv und fair.

So weit erweist sich der Test als eine valide und wirtschaftliche Möglichkeit, die Deutschkompetenzen von jungen Nachwuchskräften zu prüfen.

Auf einen Pferdefuß möchte ich Sie allerdings hinweisen: Die Autoren fassen ihren Test als Instrument „für Personen mit Deutsch als Muttersprache“ (Rieser & Liepmann, 2014, S. 47) auf. Leider habe ich keine Aussage gefunden, wie die Autoren zu dieser Auffassung gelangt sind. Sehr streng genommen wäre mit dieser Auffassung der Test für die Praxis der Personalauswahl ohne Wert, denn es ist den Praktikern nicht zuzumuten, einen Test für Muttersprachler und einen für Nicht-Muttersprachler durchzuführen (und wie sollten die Ergebnisse miteinander verglichen werden?).

Aber bekanntlich wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Nachdem ich die einzelnen Aufgaben genau studiert habe, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass hier diejenigen Basiskompetenzen geprüft werden, die für „... eine reibungslose schriftliche Kommunikation ...“ (Rieser & Liepmann, 2014, S. 6) in vielen Verwaltungstätigkeiten unentbehrlich sind. Über diese Basiskompetenzen sollten Mitarbeiter in Verwaltungsberufen verfügen, unabhängig von ihrer Muttersprache. Insofern sehe ich kein Problem darin, auch Nicht-Muttersprachler dem D-PA zu unterziehen, sofern die Berufs- und Stellenanforderungen die mittlere bis hohe Beherrschung der deutschen Sprache im schriftsprachlichen Bereich erfordern und von den Bewerbern zumindest grundlegende schriftsprachliche Kompetenzen erwartet werden können (um sie durch die Testbearbeitung nicht zu frustrieren).

Herzlichst

Ihr
Andreas Gourmelon


1 Rieser, S. & Liepmann, D. (2014). Deutschtest für die Personalauswahl. Göttingen: Hogrefe.

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