Längsschnittstudie „Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg“
Liebe Leserinnen und Leser,
Fachkräftemangel und sich verändernde Wertevorstellungen bei den Beschäftigten stellen das Personalmanagement vor neue Herausforderungen. Die Instrumente und Methoden des Personalmanagements müssen auf den Prüfstand gestellt und kritisch nach ihrer Wirksamkeit hinterfragt werden. Welche Instrumente sind beispielsweise hilfreich, um Beschäftigte langfristig an den Betrieb zu binden? Wie beeinflussen die Instrumente des Personalmanagements die Arbeitsqualität der Beschäftigten?
Mit diesen und ähnlichen Fragen setzt sich eine neue Studie auseinander, die durch das BMAS und das IAB angestoßen sowie durch das IAB und weiteren Forschungseinrichtungen durchgeführt wird. Im Rahmen der Studie wurden 1.219 Personalverantwortliche aus deutschen Privatunternehmen sowie 7.508 Beschäftigte befragt. In zwei Jahren ist eine nochmalige Befragung geplant.
Erste Ergebnisse der Studie liegen vor, nachfolgend eine Auswahl:
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Rund 60 % der befragten Betreibe erwarten in den nächsten zwei Jahren einen Fachkräfteengpass, 28 % erwarten hohe Lohnkosten, 26 % hohe Fehlzeiten,
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27 % der Betriebe mit mehr als fünfzig Beschäftigten nutzen Social Media als Instrument der Personalrekrutierung,
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jeder zehnte Betrieb rekrutiert Fachkräfte auch aus dem Ausland, von den Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten wirbt nahezu jeder vierte Betrieb gezielt Personen im Ausland an,
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fast zwei Drittel der Betriebe haben einen Personalplan, der meist (80 %) für die nächsten drei Jahre ausgelegt ist,
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in 71 % der Betriebe werden systematische Mitarbeitergespräche durchgeführt. Es deutet sich an, dass dieses Instrument zu einem höheren Engagement, einer höheren Zufriedenheit und Bindung der Beschäftigten führt,
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ein Großteil der Beschäftigten (bei Angestellten 72 %) fühlt sich durch die Betriebe in seiner Weiterentwicklung gefördert,
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58 % der Betriebe nutzen variable Vergütungssysteme. Bei diesen spielen der Unternehmenserfolg, der Teamerfolg und die persönliche Leistung eine Rolle,
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Etwa 40 % der Betriebe möchte mehr Frauen mit Führungsaufgaben betrauen; zur Realisierung dieses Wunsches wird vor allem auf flexible Teilzeitmodelle, Teilzeit für Führungskräfte und spezielle Weiterbildung gesetzt,
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rund 17 % der Angestellten werden in ihrer Freizeit durch berufliche Anrufe oder E-Mails unterbrochen.
Leider wurden in der Studie bislang nur Betriebe des privaten Sektors befragt. Auch für den öffentlichen Sektor wären entsprechende Daten sehr interessant. Trotz dieser Einschränkung sehe ich den Nutzen dieser Studie darin, dass das Thema „Optimierung des Personalmanagements“ in den Fokus der Aufmerksamkeit gerät und eine kritische Diskussion über Instrumente des Personalmanagements angeregt wird.
Herzlichst
Ihr
Andreas Gourmelon

