Personalmarketing: aktuelle Erkenntnisse über die Zielgruppe „Abiturientinnen und Abiturienten“
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Beitrag werden Ihnen von Frau Özceylan und mir die Ergebnisse einer aktuellen Studie über das berufsbezogene Informations- und Entscheidungsverhalten von Abiturienten im Kreis Recklinghausen vorgestellt. Die Studie wurde von den Studierenden Fabian Drees, Betül Kalkan, Janiv Moshe, Sükran Özceylan und Angelika Stobbe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Gelsenkirchen, durchgeführt. Betreut wurde die Gruppe von der Ausbildungsleiterin der Kreisverwaltung Recklinghausen Brigitte Ehlert.
Beschreibung der Stichprobe
Im April und Mai 2014 erfolgte eine anonyme schriftliche Befragung an 16 von insgesamt 38 weiterführenden Schulen des Kreisgebiets Recklinghausen. Zielgruppe der Befragung waren Schülerinnen und Schüler, die ein Jahr vor dem Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife stehen. Im Rahmen der Befragung wurde erhoben, ob die Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund aufweisen oder nicht. Zur Bestimmung des Migrationshintergrundes wurde die gesetzliche Definition gemäß § 6 der Migrationshintergrund-Erhebungsverordnung (MighEV) zu Grunde gelegt. Insgesamt konnten 1017 Fragebögen ausgewertet werden. Etwa 51 % der Antwortenden waren weiblichen, 49 % männlichen Geschlechts. Gymnasiasten waren mit 25 %, Gesamtschüler mit 34 %, Berufskollegschüler mit 41 % vertreten. Von den 1017 Schülerinnen und Schülern hatten 37 % einen Migrationshintergrund. Rund 25 % der Befragten wiesen zum Zeitpunkt der Befragung einen Notendurchschnitt besser als 2,0 auf (High-Potentials).
Berufliche Entscheidungen
Im Hinblick auf die Berufswahl …
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haben sich 23 % bereits entschieden und sind sich ihrer Entscheidung sicher,
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25 % haben sich ebenfalls entschieden, sind sich aber noch nicht ganz sicher,
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weitere 19 % sind gerade dabei, sich zu entscheiden,
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rund 18 % sammeln aktuell Informationen und möchten sich entscheiden,
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9 % haben zunächst andere Pläne und entscheiden sich hinsichtlich des Berufs später
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knapp 6 % der Schülerinnen und Schüler haben noch gar keine Ahnung, was sie machen werden.
Dabei sind die Schülerinnen in ihrem Berufswahlentscheidungsprozess weiter fortgeschritten als die Schüler, auch die High-Potentials entscheiden sich früher als die Schülerinnen und Schüler mit den weniger guten Noten. Im Hinblick auf den Migrationshintergrund zeigen sich keine Unterschiede. Aus der Befragung geht auch hervor, dass ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler schon vor Beginn der Oberstufe eine Entscheidung hinsichtlich des späteren Berufs getroffen hat.
Berufswahlkriterien
Die wichtigsten Kriterien für die Berufswahl sind bei den befragten Schülerinnen und Schülern
(Durchschnittswerte auf einer Skala von 1 = sehr wichtig bis 5 = nicht wichtig):
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Spaß bei der Arbeit (1,70)
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sicherer Arbeitsplatz (1,73)
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gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt (1,99)
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Gehalt (2,10)
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gute Aufstiegschancen (2,24)
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berufliche Erfüllung (2,25)
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eigenverantwortliche Tätigkeit (2,36)
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abwechslungsreiche Aufgaben (2,40)
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Weiterbildungsmöglichkeiten (2,41)
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Vereinbarkeit von Beruf und Familie (2,49)
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geregelte Arbeitszeit (2,49)
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soziales Engagement (2,94)
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Teamarbeit (2,94)
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gesellschaftliches Ansehen (2,99)
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heimatnaher Arbeitsstandort (3,04)
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Internationalität (3,11)
Für Migrantinnen und Migranten sind die Kriterien „sicherer Arbeitsplatz“, „gute Aufstiegschancen“ und „geregelte Arbeitszeiten“ etwas wichtiger als für die Nicht-Migranten, das Kriterium „abwechslungsreiche Aufgaben“ ist ihnen etwas weniger wichtig. High-Potentials legen im Schnitt etwas mehr Wert auf die Kriterien „eigenverantwortliche Tätigkeit“ und „Internationalität“, ihre Mitschüler mit weniger guten Noten auf die Kriterien „sicherer Arbeitsplatz“ „Vereinbarkeit Beruf und Familie“, „heimatnaher Arbeitsort“, „geregelte Arbeitszeit“.
Informationsquellen
Das Internet (62,3 %) und das Berufsinformationszentrum / Bundesagentur für Arbeit (58,3 %) sind über alle Teilgruppen hinweg die am häufigsten genutzten Informationsquellen. Weitere häufig genutzte Informationsquellen sind Praktika sowie Eltern/Verwandte. Auffällig ist, dass der Girls‘ und Boys‘ Day, Radio/Fernsehen, soziale Netzwerke (z. B. Facebook) sowie Lehrerinnen und Lehrer bei allen Befragten als Informationsquelle nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Bekanntheitsgrad und Image
Am besten fühlen sich die befragten Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Recklinghausen über die Polizei, die Deutsche Bank und Thyssen-Krupp informiert; die Stadt- sowie die Kreisverwaltung Recklinghausen weisen hier ein deutliches Optimierungspotenzial auf. Letzteres trifft ebenso auf das Arbeitgeberimage der Kreisverwaltung zu. Am liebsten würden die Schülerinnen und Schüler im Schnitt für die Deutsche Bank, die Polizei, Evonik, Thyssen-Krupp oder Siemens arbeiten, wenig beliebt als Arbeitgeber sind McDonalds, Aldi und die Bundesagentur für Arbeit. Im Hinblick auf diese Rangliste der beliebtesten Arbeitgeber nehmen die Stadt- sowie die Kreisverwaltung Recklinghausen jeweils Plätze im Mittelfeld ein.
Eine angenehme Sommerzeit wünscht Ihnen
Ihr
Andreas Gourmelon

