Schaffung eines Europäischen Datenraums (Public Procurement Data Space, PPDS) für das öffentliche Auftragswesen

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Nach Erhebungen der Europäischen Kommission geben jedes Jahr über 250 000 Behörden in der EU rund 2 Billionen EUR (rund 13,6 % des BIP) für den Erwerb von Dienstleistungen, Bauleistungen und Lieferungen aus. Die EU-Richtlinien regeln Aufträge, die über bestimmte Schwellenwerte hinausgehen, um die Transparenz der Verfahren zu gewährleisten. Die Bekanntmachungen von Vergaben, welche die EU-Schwellenwerte erreichen oder überschreiten, erfolgt über das Portal European Tenders Electronic Daily (TED). Bekanntmachungen von Aufträgen unterhalb der EU-Schwellenwerte sind auf nationaler oder regionaler Ebene in unterschiedlichen Formaten verteilt. Für die EU-Kommission erschwert dieses Verfahren eine Weiterverwendung der Daten.

Ziel der Kommission ist es, einen Datenraum zur Verbesserung der öffentlichen Ausgaben zur Förderung der datengestützten Politikgestaltung und zur Verbesserung des Zugangs zu Ausschreibungen für KMU zu schaffen (Mitteilung der Kommission zur Schaffung eines Datenraumes zur Verbesserung der öffentlichen Aufgaben, zur Förderung der datengeschützten Politikgestaltung und zur Verbesserung des Zugangs zu Ausschreibungen für KMU vom 16.3.2023, Amtsblatt der Europäischen Union C 981/1).

Der öffentliche Auftragsdatenraum (Public Procurement Data Space, PPDS) soll europäische Datenbanken einschließlich TED-Daten über das öffentliche Beschaffungswesen und nationale Beschaffungsdatensätze, die auf nationalen Portalen verfügbar sind, miteinander verbinden. Die konkrete Umsetzung und der erwartete Nutzen sind von der EU-Kommission in der am 16.3.2023 veröffentlichten Mitteilung näher erläutert. Die EU-Kommission erwartet, dass es den öffentlichen Auftraggebern durch die Einführung der neuen elektronischen Formulare (eForms) ermöglicht wird, Informationen auf strukturierte Weise bereitzustellen und es somit zu erheblichen Verbesserungen in Bezug auf Qualität, Verfügbarkeit und Vollständigkeit der Daten kommen wird.

Absicht der EU-Kommission ist es, dass das PPDS im Mittelpunkt des digitalen Wandels des öffentlichen Auftragswesens in der EU stehen soll.

Die Daten des öffentlichen Auftragswesens sollen zu folgendem beitragen:

  • Erleichterung des Zugangs von Unternehmen und KMU zu Vergabeverfahren in der gesamten EU,
  • Erhöhung der Transparenz, Integrität und Rechenschaftspflicht bei den öffentlichen Ausgaben,
  • Bekämpfung von Korruption und Absprachen,
  • besseres Preis-Leistungs-Verhältnis durch datengesteuertes Benchmarking, Planung, Einkauf und Wissensaustausch,
  • Unterstützung der Erholung von der Pandemie durch Überwachung der Verwendung von EU-Mitteln,
  • Ausrichtung der öffentlichen Mittel auf politische Prioritäten und Gewährleistung einer breiteren Nutzung der sozialen und nachhaltigen Auftragsvergabe (leichtere Berichterstattung über innovative, grüne und soziale Beschaffung),
  • Gewährleistung des Zugangs von Unternehmen und KMU zu Vergabeverfahren in der gesamten EU und Förderung des Wettbewerbs,
  • Verringerung des Verwaltungsaufwands durch einfachere Berichterstattung für EU- Länder
  • Generieren wichtiger Erkenntnisse für die Politikgestaltung.

Zeitleiste:

Nach Darstellung der EU-Kommission soll das PPDS schrittweise entwickelt und implementiert werden. In einem ersten Schritt beabsichtigt die Kommission die grundlegende Architektur des PPDS und ein Mindestmaß an Datenanalyseinstrumenten einzurichten. Ab dem 3. Quartal 2023 wird die Kommission interessierte EU-Länder dabei unterstützen, ihre nationalen Publikationsportale über die Integrationsebene mit dem PPDS zu verbinden.

Das PPDS besteht aus 4 Schichten:

1. Datenquellenschicht:

Verbundnetz verbundener Datenquellen wie die europäischen Datenbanken und Beschaffungsdatensätze, die auf nationalen Portalen verfügbar sind. Es umfasst neben dem TED-Portal auch die nationalen Portale der Mitgliedstaaten sowie weitere mögliche öffentliche und private Datenbanken.

Die wesentlichen Datenquellen:

  • das TED-Portal /wird vom Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union verwaltet,
  • Portale für das öffentliche Auftragswesen der Mitgliedstaaten,
  • sonstige öffentliche und private Datenbanken.

2. Integrationsschicht:

Sammlung der Daten (ggf. mit unterschiedlichen Formaten) und Überführung in ein gemeinsames Datenformat zur Erstellung eines harmonisierten Datensatzes (eProcurement Ontology). Dieses ist erforderlich, damit Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft und für Analysezwecke weiterverwendet werden können.

3. Analyseschicht:

Bereitstellung von Kapazitäten zur Datenermittlung, Abfrage und Datenanalyse, um neue Erkenntnisse zu generieren, datengesteuerte Entscheidungen zu treffen und KPIs für prioritäre Politikbereiche (Key Performance Indicators/KPIs, dt. Schlüsselkennzahlen, Quelle: https://www.tableau.com/de-de/learn/articles/what-is-kpi) festzulegen.

4. Clientschicht/Nutzerschnittstelle:

Benutzerfreundliche Oberfläche für die verschiedenen Benutzer, ggf. mit unterschiedlichen Zugangsrechten für z.B. öffentliche Auftraggeber, Unternehmen, Journalisten oder Forscher. Die Schnittstelle soll einem Nutzertest unterzogen und nutzergerecht gestaltet werden, um sicherzustellen, dass insbesondere KMU sowie Bürgerinnen und Bürger gesuchte Informationen und Erkenntnisse leicht abrufen können.

Das Vier-Schichten-Modell in der grafischen Übersicht:

Grafik Vier-Schicht-ModellGrafikquelle: Europäische Kommission, Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU;
https://single-market-economy.ec.europa.eu/single-market/public-procurement/digital-procurement/public-procurement-data-space-ppds_de?etrans=de

Verfasser: Dietmar Altus


Weitere Informationen:


Anlage:

Mitteilung der Kommission
Öffentliches Auftragswesen: Ein Datenraum zur Verbesserung der öffentlichen Ausgaben, zur Förderung der datengestützten Politikgestaltung und zur Verbesserung des Zugangs zu Ausschreibungen für KMU (2023/C 98 I/01).

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