Das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht eine überarbeitete Arbeitshilfe zur Berechnung von Lebenszykluskosten inklusive CO2-Kosten aufgrund der prognostizierten Treibhausgasemissionen in der öffentlichen Beschaffung (LCC-CO2-Tool).
Im Jahr 2009 hatte das Umweltbundesamt damit begonnen, Arbeitshilfen (Schulungsskripte) zur umweltfreundlichen Beschaffung zu veröffentlichen. Diese Schulungsskripte wurden im Laufe der Jahre mehrfach aktualisiert. Mit der 4. Aktualisierung im Jahr 2023 wurden zusätzlich Neuregelungen zur umweltfreundlichen Beschaffung im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), im BundesKlimaschutzgesetz (KSG), in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen (AVV Klima) und im SaubereFahrzeugeBeschaffungsGesetz (SaubFahrzeugBeschG) berücksichtigt.
Ziel der Schulungsskripte ist es, neben einer grundlegenden Einführung in die Bedeutung und den Nutzen der umweltfreundlichen Beschaffung auch die rechtlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Umweltaspekte im Vergabeverfahren berücksichtigt werden können.
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Umweltfreundliche Produkte führen nur dann zu einer realen Umweltentlastung, wenn sie sich auf dem Markt auch tatsächlich etablieren können. Die Einbeziehung von Lebenszykluskosten („Life Cycle Costing“, LCC) und Umweltkosten ermöglicht es, bei einem Variantenvergleich verstärkt umweltfreundliche Produkte zu berücksichtigen. § 59 VgV sieht daher vor, dass der öffentliche Auftraggeber vorgeben kann, dass das Zuschlagskriterium „Kosten“ auf der Grundlage der Lebenszykluskosten der Leistung berechnet wird. § 43 Abs. 4 UVgO verweist auf diese Regelung. Bei der Beschaffung energieverbrauchsrelevanter Leistungen ist der Auftraggeber nach § 67 Abs. 3 Nr. 2 VgV verpflichtet, in geeigneten Fällen eine Analyse minimierter Lebenszykluskosten (oder eine vergleichbare Methode) zu fordern. Für Bundesdienststellen enthält die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen (AVV Klima) noch weitere verpflichtende Vorgaben zur Berücksichtigung der CO2-Kosten.
Mit der bislang auf verschiedenen Portalen zur Verfügung stehenden Lebenszykluskostenrechnungen können die relevanten Kosten ermittelt werden, die ein Produkt entlang seines gesamten Produktlebenszyklus verursacht. Eine Lücke bestand jedoch für die Anforderung in § 2 Abs. 1 AVV Klima. Hiernach ist – soweit der Aufwand vertretbar ist – in die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung nach § 7 Absatz 2 BHO eine Prognose über die Höhe der verursachten Treibhausgasemissionen während des gesamten Lebenszyklus der zu beschaffenden Leistung bei den Prüf- und Berücksichtigungspflichten vor Einleitung des Vergabeverfahrens einzubeziehen. Das UBA schließt mit dem neuen LCC-CO2-Tool diese Lücke.
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Praxisleitfaden
Mit der Überarbeitung des Schulungsskriptes zur Berechnung von Lebenszykluskosten inklusive CO2-Kosten wird den Nutzern eine Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt, die es ermöglicht, neben der bisher schon bekannten Ermittlung von Lebenszykluskosten zusätzlich die CO2-Kosten aufgrund der prognostizierten Treibhausgasemissionen während des gesamten Lebenszyklus der nachgefragten Leistung in der öffentlichen Beschaffung zu berücksichtigen. Das LCC-CO2-Tool ist nicht auf eine bestimmte Vorauswahl an Produktgruppen beschränkt; prinzipiell kann es für alle Produktgruppen angewandt werden. Das LCC-CO2-Tool integriert in die Berechnung der Lebenszykluskosten die Möglichkeit zur Prognose der Treibhausgas-Emissionen und die Berechnung der damit verbundenen CO2-Kosten.
Mit Hilfe eines anzusetzenden CO2-Preises können die CO2-Kosten als Teil der gesamten Lebenszykluskosten ermittelt werden, wodurch verstärkt auf umweltfreundliche Produkte Rücksicht genommen werden kann. Zusätzlich bietet das Tool öffentlichen Auftraggebern durch ein frei konfigurierbares Punktevergabeschema eine Hilfestellung bei der Angebotswertung. Das LCC-CO2-Tool kann dabei sowohl zur Wirtschaftlichkeitsabschätzung verschiedener Beschaffungsvarianten im Vorfeld einer Ausschreibung genutzt als auch den Unternehmen zusammen mit den Ausschreibungsunterlagen zur Verfügung gestellt werden. Den öffentlichen Auftraggebern bietet sich so die Möglichkeit, die Angaben der Bieter zusammen mit weiteren Nachweisen für die Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebots zu nutzen.

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Neben der Darstellung methodischer Grundlagen der Lebenszykluskostenberechnung bilden die Arbeitshilfen zur Berechnung der Lebenszykluskosten einschließlich der CO2-Kosten den wesentlichen Bestandteil des Schulungsskriptes.
Flankierend zum überarbeiteten Schulungsskript werden Beispieldateien in den Bereichen Desktop PC, Notebooks und Matratzen bereitgestellt, die Möglichkeiten der Toolnutzung exemplarisch aufzeigen. Ein Berechnungstool für Beschaffungsstellen und Bieter ergänzt das Schulungsskript und ermöglicht so eine praxisorientierte Anwendung.
Das UBA stellt z.Z. folgende Schulungsskripte zur Verfügung:
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Schulungsskript 1: Grundlagen der umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung
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Schulungsskript 2: Arbeitshilfe zur Berechnung von Lebenszykluskosten inklusive CO2-Kosten aufgrund der prognostizierten Treibhausgasemissionen in der öffentlichen Beschaffung (LCC-CO2-Tool)
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Schulungsskript 3: Einführung in die Verwendung von Produktkriterien aus Umweltzeichen
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Schulungsskript 4: Aktive und passive Marktbeobachtung und -analyse
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Schulungsskript 6: Hemmnisanalyse für eine umweltfreundliche Beschaffung mittels Selbstevaluations-Tool
Dietmar Altus/Rudolf Ley