„Bildungsverlierer“ Jungen und Gender Mainstreaming
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
da werden die vielen Erzieherinnen der Kitas bemüht, die mit den Kindern Schmetterlinge basteln, obwohl die Jungen doch so gerne im fairen Kampf ihre Kräfte messen würden.
Da wird auf die vielen Grundschullehrerinnen verwiesen, die angeblich das Liebsein, Stillsitzen und Schönschreiben der Mädchen belohnen, während die Jungen draußen toben und sich schmutzig machen wollen („ein richtiger Junge muss auch mal dreckig sein“).
Da wird auf den Fleiß und die guten Noten der Schülerinnen hingewiesen, die den armen Schulabgängern dann die Ausbildungsplätze wegnehmen.
Und, und, und.
Das alles führt sofort in eine Pro- und Contra-Diskussion mit dem Ergebnis, dass sich viele angegriffen fühlen, dass Gutachten gegen Studie ausgespielt wird und wir am Ende mit oder in zwei Lagern da stehen, die beide die Wahrheit gepachtet zu haben meinen.
Vor Jahren – vielleicht erinnern Sie sich noch – gab es den Politikansatz des Gender Mainstreaming (siehe „Gender Mainstreaming – wirklich unaussprechlich und inhaltsleer?“ vom 8.1.2010). Den Begriff verstand kaum jemand richtig und noch weniger Personen konnten ihn erklären. Dies machte aggressiv und der Begriff war verpönt. Er wurde zunehmend geschmäht und schließlich in die Schubladen der Gleichstellungsgeschichte geschoben.
Doch genau hier wäre er nun wieder richtig und könnte die kontroversen Lager zumindest ein Stück näher zu einander bringen. Denn was ist Gender Mainstreaming?
Es ist ein Verfahren zur Überprüfung aller Maßnahmen auf ihre Geschlechtergerechtigkeit; also eine Geschlechterrelevanzprüfung. So sollen ein Lehrplan, ein Modellprojekt, ein Gesetz daraufhin überprüft werden, ob sie sich ggf. auf Frauen oder Männer negativ auswirken. Wäre das der Fall, müsste gegengesteuert werden, damit niemand zu kurz kommt.
Wir brauchen also keinen ideologischen Streit über richtig oder falsch, über Stillsitzen oder Toben, über fleißige Mädchen mit guten Noten oder faule, vielleicht nur demotivierte Jungs, die nicht weiterkommen. Wir brauchen Gender Mainstreaming in der Bildungspolitik und überhaupt überall.
Daher, liebe Bildungsmiseren-Mahner, liebe Gender Mainstreaming-Verhinderer – und leider auch -innen –, liebe Pro-gegen-Contra-Ausspieler:
Geht zurück zu den Wurzeln und schaut euch an, was ihr versäumt habt. Gender Mainstreaming ist das Gebot der Stunde!
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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