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Zivilcourage

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Kürzlich hörte ich eine komische Geschichte: Eine Dienststelle wollte eine Beschäftigtenbefragung durchführen und unter anderem sogenannte Kulturfragen stellen. Es sollten Fragen sein, die das Klima in der Dienststelle betrafen: den Ton zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter/inne/n, den Umgang miteinander, die Möglichkeit, die eigene Meinung offen und ohne Angst vor Sanktionen zu äußern, und vieles mehr.

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Personalentwicklungskonzept der betreffenden Dienststelle waren viele gute Ziele und Leitmotive festgeschrieben wie Respekt, Toleranz, Vertrauen, ein kooperativer Führungsstil, Transparenz von Entscheidungen, Eigenverantwortlichkeit und auch Zivilcourage. Es sollte nun hinterfragt werden, ob diese Leitmotive auch wirklich gelebt werden. Ein interessantes und sehr spannendes Anliegen. Also wurden entsprechende Fragen formuliert und in den verschiedenen Gremien und Gesprächsrunden abgestimmt.

Eine lautete so ähnlich wie „Wird Zivilcourage in Ihrer Behörde vorgelebt und eingefordert?“ Und ausgerechnet da kam vom Personalrat die Nachfrage, was denn unter Zivilcourage zu verstehen sein. Das müsse erklärt werden, sonst sei die Frage nicht zu beantworten. Man könne sie aber eigentlich auch ganz streichen.

Da war ich  ehrlich gesagt  baff. Seit Jahren diskutiert ganz Deutschland über dieses Thema. Wer tritt Schlägern entgegen, die andere Menschen in U-Bahnen, auf der Straße, in Fußballstadien oder sonst wo bedrohen? Wie können wir Mitbürger/innen ausländischer Herkunft schützen vor rechter Gewalt oder Anfeindung? Wer hat das Rückgrat, sich schützend vor Menschen zu stellen, die sich nicht wehren können?

Schon 1992 sang die Kölsch-Rockband BAP den Song „Arsch huh, Zäng ussenander!! (in Hochdeutsch: „Hintern hoch, Klappe auf!“). Daraus entstand eine ganze Bewegung*. Ausgangspunkt war eine ganze Serie Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund wie z.B. der Mord an mehreren türkischstämmigen Frauen einer Familie bei einer Brandstiftung in Solingen.

Diesen Begriff nicht zu kennen, kommt mir wie ein Kulturverlust vor. Oder habe ich da eine zu einseitige Gleichstellungs(beauftragten)prägung? Zivilcourage ist für uns Gleichstellungsbeauftragte täglich Brot. Ständig stehen oder sitzen wir (meist allein) irgendwo, werfen uns in die Bresche für Frauen, die diskriminiert, benachteiligt und/oder angefeindet werden, und erleben dabei oft selbst genau das.

Im genannten Fall konnte die Frage gerettet und mit einem Klammerzusatz als Erklärung erhellt werden. Und für alle, die tatsächlich nicht wissen, was Zivilcourage ist: Es ist der Mut, die eigene Meinung auch gegen Widerstände zu äußern, die eigenen Wertvorstellungen zu verteidigen und dabei auch für andere einzutreten.

Zum Weiterlesen, für historische Hintergründe und einfach nur so als Kulturarbeit empfehle ich http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilcourage

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


* http://de.wikipedia.org/wiki/Arsch_huh,_Z%C3%A4ng_ussenander

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