Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sachsen steht nach den Aussagen des sächsischen Kultusministers Wöller derzeit wie viele andere Bundesländer vor dem Problem, eine deutlich überalterte Lehrerschaft ersetzen zu müssen. Wöller sagte, verbeamtete Lehrer, die aus anderen Bundesländern nach Sachsen wechseln, sollten ihren Status als Beamte behalten dürfen. „Das ist eine Option, die wir intensiv prüfen werden“, sagte der Minister. Eine generelle Verbeamtung von Lehrern werde es in Sachsen aber dennoch nicht geben.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Sabine Gerold, kritisierte den Vorschlag, wonach Lehrer aus dem Westen auch in Sachsen Beamte bleiben sollten, den sächsischen Kollegen dieser Status aber verweigert werde. Dies sei "nur ein weiterer Schlag ins Gesicht" der Lehrerinnen und Lehrer des Landes Sachsen.
Bereits in dem Beitrag: Müssen Lehrer Beamte sein?2 wurde dargelegt, dass der Beamtenstatus bei Lehrern aus politischer und gesellschaftlicher Sicht ganz allgemein Sinn macht:
Ein Bericht des MDR3 weist nicht nur auf einen hohen, durch die Pisa-Studie belegten Bildungsstandard, sondern auch noch auf Folgendes hin: Sachsen hatte bereits in den vergangenen Jahren in den alten Bundesländern um Lehrer geworben. So versuchte das Kultusministerium schon im Jahr 2009, nach Baden-Württemberg abgewanderte Pädagogen zurückzuholen – allerdings mit sehr spärlichem Erfolg.
Im Gegensatz zur sächsischen Praxis bot Baden-Württemberg den Lehrern nicht nur eine sofortige Verbeamtung an, auch die gezahlten Gehälter sind deutlich höher. Während in Sachsen das Einstiegsgehalt eines Lehrers rund 2.200 Euro beträgt, zahlt Baden-Württemberg nach dem Bericht des MDR Berufseinsteigern sofort 3.400 Euro4.
Eine Diskrepanz der Verdienstmöglichkeiten wurde nicht zuletzt auch durch die Übertragung der Gesetzgebungskompetenz für das Besoldungsrecht in Art. 74 Abs. 1 Nr. 27 GG möglich. Siehe dazu schon die Beiträge:
Dem unvoreingenommenen Betrachter stellt sich deshalb die Frage:
Hält der Minister sein Angebot eigentlich selbst für attraktiv genug, um in anderen Bundesländern Lehrer für Sachsen anzuwerben?
Ich denke:
Auch Sachsen braucht verbeamtete Lehrer, um seinen hohen bildungspolitischen Standard halten oder sogar verbessern zu können.
Dies gilt auch unabhängig von den jeweiligen Verdienstmöglichkeiten. Ohne eine solche Verbeamtung ist die politische Führung selbst für ein bildungspolitisches West – Ostgefälle verantwortlich.
Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger
1 www.mdr.de/sachsen/sachsen-wirbt-um-lehrer100.html
2 Die entsprechende Umfrage auf Rehmnetz ist nicht mehr online
3 www.mdr.de/sachsen/sachsen-wirbt-um-lehrer100.html
4 www.mdr.de/sachsen/sachsen-wirbt-um-lehrer100.html
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