Handwerksmeister = Bachelor?

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Der Streit über eine einheitliche Rangliste für Schul- und Berufsabschlüsse ist vorerst beigelegt. Bund, Länder und Sozialpartner vereinbarten am 31. Januar 2012 einen Kompromiss. Danach werden die allgemeinbildenden Schulabschlüsse vorerst aus der Skala herausgehalten – so wie es Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) angeregt hatte. Zu der Einigung gehört auch, dass der Bachelor-Abschluss dem Handwerksmeisterabschluss gleichgestellt wird1.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Einführung des „Bachelor“ im Rahmen der Ausbildung der Beamten des gehobenen Dienstes2  stößt auf erhebliche Bedenken. Lesen Sie dazu die Beiträge Verwaltungsinterne Ausbildung und Der „Bachelor“ in der Beamtenausbildung. Diese schon vorhandenen Bedenken sind durch die Gleichstellung von Bachelor- und Meisterabschlüssen jetzt sogar noch gewachsen.

Die durch ihren „Papstflug“ in die Kritik geratene Bundesbildungsministerin Schavan (siehe den Beitrag Politikerflüge, Alimentation und Reisekostenrecht) sagte bei der Bekanntgabe der Gleichstellung von Meister- und Bachelorabschlüssen, dass die hochschulische Bildung und die berufliche Bildung gleichwertig seien. „Damit wird deutlich: In Deutschland hat jeder die Chance zum Aufstieg – über den akademischen Weg genauso wie über den Weg der beruflichen Bildung.“ Schavan sprach zudem von einem „wichtigen Schritt auf dem Weg zum Bildungsraum Europa“.3

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock erklärte mit Stolz: „Es ist jetzt möglich die höchste Stufe zu erreichen, ohne jemals die Hochschule auch nur einen Tag von innen gesehen zu haben.“ 4

Die Konsequenz der Entscheidung:

Wer also nach dem Abitur sein Studium an einer Eliteuniversität mit einem „Bachelor“ abschließt, der steht jetzt hinsichtlich seines Bildungsstandes endlich mit seiner Frisöse auf einer Ebene! 

Ich denke:
Die Europäische Bildungspolitik führt sich (wieder einmal) selbst ad absurdum, wenn sie jetzt auch noch Äpfel mit Birnen vergleicht.

Noch zwei vielleicht nicht ganz uninteressante Tipps für Bildungshungrige:

  1. Wer seine Bildung auf „Bachelor-Niveau“ heben will, der sollte in seinem Handwerksberuf die Meisterkurse I, II, III und IV belegen. Die IHKs bieten die Kurse I und II dabei in einem einzigen, zusammengefassten Lehrgang an, der insgesamt zwei Monate dauert.5  Der weitere Kurs III erfordert einen  Zeitaufwand von zwei Wochen (!) und der Kurs IV kann in nur einer Woche (!)6  absolviert werden. 

  2. Übrigens: Alle Meisterkurse sind „BAföG – fähig!!!“

Da tun sich doch in bildungspolitischer Hinsicht endlich bisher ungeahnte europaweite Möglichkeiten auf.


Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger

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Mein Kommentar
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4 Kommentare zu diesem Beitrag
kommentiert am 05.01.2023 um 14:39:
11 Jahre lang konnte dieser Unsinn also unkommentiert bestehen bleiben? Herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe damit haben Sie viele Studenten glücklich gemacht. Tatsächlich kann man auch so manches Studium ohne Anwesenheitspflicht und damit quasi innerhalb weniger Tage (effektiv) absolvieren. Dass das unrealistisch ist, weiß jeder Student. Dass das, was Sie dort oben bzgl. Meisterprüfung von sich zu geben erlaubten unsinnig ist, weiß jeder Meister. Abgesehen davon, dass zur Zulassung zur Meisterprüfung eine Berufsausbildung sowie Berufserfahrung erforderlich und damit schon mal 2,5 - 3,5 Jahre verstrichen sind, hängt es von der Branche sowie von der Fachrichtung ab wie viel Zeit die Meisterschule in Anspruch nimmt. Im Elektrohandwerk sind es mindestens 12 Monate. Zu diesen nunmehr 4,5 Jahren der Ausbildung kommen ca. 12.000 € Meistergebühren on top. Ja, die Förderung wurde da bereits subtrahiert. Aber natürlich ist das alles überhaupt kein Vergleich zum Studium. Was ich nicht verstehe ist, dass offensichtlich so viele Akademiker einen so geringen Bildungsstand haben, dass sie selbst so simple Zusammenhänge weder verstehen noch über ausreichend Empathie und Verständnis anderen Menschen und Berufszweigen gegenüber verfügen. Zudem zeugt dieses egozentrische hochloben der eigenen Reihen nur von fehlendem Selbstbewusstsein. Sie sind vermutlich auch einer derjenigen, der bei Diskussionen irgendwann den Satz "Das weiß ich besser, ich habe studiert" loswird. Aber ich glaube damit ärgere ich Sie nur, denn Sie haben ja nicht nur studiert, sondern sogar promoviert. Beste Grüße Dr. Meistertroll
kommentiert am 05.02.2013 um 00:00:

Lieber Herr Dr. Maximilian Baßlsperger,

Ich weiß ja nicht wie Sie darauf kommen das die Meister in paar Wochen die Meisterprüfung machen. Ich bin Lehrer in einer Schule die Zimmerer auf die Meisterprüfung vorbereitet. Und nach heutigem Bildungsstand müssten sie eigentlich min. 2 Jahre zu uns kommen. Es ist eigentlich Menschen unwürdig diesen Stoff und die Inhalte in der Zeit zu unterrichten. Dennoch schaffen ca. 70% der Prüflinge mit sehr viel Fleiß Ihre Prüfung. Ich habe unter anderem auch schon Dipl. Ingenieure bei mir gehab die mir berichtet haben ihre Profs hätten zu ihnen gemeint wie kann man nach dem Ing. Studium den Handwerksmeister machen. Diese eine Aussage zeigt doch schon wie billig so ein Prof. seinen Titel bekommen hat. Der Schüler sagte zu mir wenn er die Meisterprüfung mit seiner Studienzeit vergleicht wäre das Studium eine Klassenfahrt dagegen. Jetzt frag ich sie als Dr. Ihre Zunft schwebt wohl über allem gibt aber anscheinend wenig her. Von daher bin ich ganz froh das Handwerksmeister nach oben kommen das endlich mal wieder Leute Verantwortung übernehmen die ihre Hände auch schon schmutzig gemacht haben, in diesem Sinne bleiben sie weiter auf ihrem hohen Ross sitzen und der Stand der Nichtskönner stirbt aus.

kommentiert am 06.07.2012 um 00:00:

Dieser Artikel, lieber Dr. Baßlsperger, ist einem Akademiker unwürdig. Durch manipulative Formulierungen verblenden sie die Objektivität, die in diesem Streit all zu lange unterdrückt wurde, weiter. Was hat z. B. der Nebensatz, Schavan sei durch Politikerflüge in die Kritik geraten für einen Sinn in dieser Thematik, außer, dem Leser zu suggerieren, Schavan sei unseriös?

Weiter ist es polemisch und unsachlich, den Abschluss des Bachelors mit "der eigenen Frisöse" gleichzusetzen. Der Bachelor ist nicht der akademischen Laufbahn letzter Schluss. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Studienabgänger mit dem Abschluss des Bachelors in einigen Fällen keine großen Entwicklungsschritte im beruflichen Alltag vorweisen können, teilweise ist haarsträubend, welche elementaren Kenntnisse NICHT vorhanden sind.

Es ist m. E. vielmehr so, dass gerade die lange praktische berufliche Erfahrung des Meisters ein erfolgreiches Arbeiten erst möglich macht während sich der ein oder andere Bachelor auch gerne einmal in theoretischen Diskussionen erschöpft, die dem Arbeitsprozess eher abträglich sind, weil die Erfahrung der Anwendung des Wissens fehlt.

Weiter ist es som dass der Begriff des Studiums nicht an eine Universität gebunden ist. Auch ohne "Elite-Uni" sind Menschen in der Lage, im Sinne und im System des klassischen Studiums Wissen zu erlangen. Die Doppelbelastung, Vollzeit im Berufsleben zu stehen, und abends und an den Wochenenden intensiv zu lernen, während der gemeine Student seine Freizeit im Biergarten genießt, zeigt doch einen Willen nach Bildung und beruflichem Fortkommen, den ein Student erst einmal noch in der Zukunft unter beweis stellen muss. 

kommentiert am 28.05.2012 um 00:00:

Auch Meister die in eine Beamtenlaufbahn einsteigen haben einen Vorbereitungsdienst .

Bei der Justiz in Bayern sind das ca. 20 Monate bei 900€. Dann die Meisterschule noch ca.9-12 Monate ca. 8000-10000€ gebühren. Der Verdienstausfall für diese Zeit ist auch nicht zu vergessen. Berufsausbildungsdauer 3 Jahre bei ca.500€!

Und man sollte auch berücksichtigen das  der Meister in der freien Wirtschaft eine sehr wichtige Rolle in der Bertiebsleitung, sowie Lehrlingsausbildung in Handwerksfirmen übernimmt.

Jemand der berechtigt ist in der freien Wirtschaft ein Gewerbe zu eroffnen, Arbeitnehmer zu beschäftigen und Lehrlinge auszubilden, der gehört in den gehobenen Dienst! Diese Verantwortungen  und Fähigkeiten dürfen nicht länger mit einem Gesellenbrief oder der mittleren Reife gleichgestellt werden.

Daher sollte der Staat meiner Ansicht nach sein Angebot an gut Qualifizierte Meister atraktiver  gestalten, um geeignertes Fachpersonal zu gewinnen.

 

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