DIN-Leitfaden für video-basierte Interviews
Liebe Leserinnen und Leser,
Interviews sind für die Bewerber und die Auswählenden zwar erkenntnisreiche aber auch aufwändige Verfahren der Personalauswahl. Inzwischen bieten sich jedoch technische Möglichkeiten, z. B. den Reiseaufwand für die Bewerber zu vermeiden oder die Auswertung zu vereinfachen. Neben Telefoninterviews werden inzwischen auch video-basierte Interviews durchgeführt. Verschiedene Arten von video-basierten Interviews sind:
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Live-Videointerviews – diese Interviews werden medienvermittelt – z. B. mit Skype – durchgeführt,
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zeitversetzte Videointerviews – hierbei nimmt sich der Bewerber bei der Beantwortung von durch den Arbeitgeber vorgegebenen Fragen auf (z. B. mit seinem Laptop oder Handy) und übermittelt die Videodatei an den Auswählenden, der die Videoaufnahme zeitversetzt ansieht und auswertet,
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Video-Bewerbung – der Bewerber erstellt einen Videofilm über sich selbst und versendet diesen – so wie einen schriftlichen Lebenslauf – an einen Arbeitgeber.
Schlussfolgerungen über die Eignung von Bewerbern werden bei einigen derzeit am Markt erhältlichen Tools unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz getroffen, was in Fachkreisen zu intensiven Diskussionen führt. So ist bei Nutzung der Künstlichen Intelligenz das Risiko groß, dass bestimmte Gruppen von Bewerbern diskriminiert werden.
Unter Moderation des Deutschen Instituts für Normung (DIN) hat sich nun ein Konsortium gebildet, welches zum Ziel hat, einen praxisbezogenen Leitfaden zu entwickeln, mit dem beim Einsatz videobasierter Methoden der Personalauswahl Fehler vermieden, Diskriminierungen verhindert und letztlich Qualitätssicherung gewährleistet werden soll. Der Leitfaden wird unter Berücksichtigung und im Einklang bestehender eignungsdiagnostischer Normen (DIN 33430, ISO 10667 1/2) erstellt und soll als DIN SPEC 91426 veröffentlicht werden. Damit wird eine höhere Verbindlichkeit des Leitfadens für Anbieter und Anwender neuer video- und KI-basierter Methoden erzielt.
Dem im Juni 2019 gegründeten Konsortium gehören Anbieter video-basierter Methoden, Anwender sowie Vertreter der Wissenschaft an:
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Sara Lindemann (Viasto GmbH, Initiatorin der DIN SPEC),
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Harald Ackerschott (Obmann der DIN Arbeitsausschusses Personalmanagement und Geschäftsführer der Harald Ackerschott GmbH),
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Christoph Fellinger (Beiersdorf AG, Vorstandsmitglied QUEB e.V.),
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Norbert Gantner (teme GmbH),
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Prof. Andreas Gourmelon (Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW),
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Rico Knapper (Geschäftsführer Anacision GmbH),
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Prof. Tuulia Ortner (Universität Salzburg),
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Anna Ott (Selbstständige Beraterin & Angel Investorin),
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Heiko Sill (Psychodiagnostisches Zentrum, PDZ, Prüflabor der DIN CertCo für Eignungsdiagnostik),
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Alexander Warkus (Intelligenz System Transfer GmbH),
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Prof. Matthias Ziegler (Humboldt Universität Berlin).
Nach meiner Auffassung werden durch die vorgesehenen Regelungen der DIN SPEC 91426 Fehler bei der Entwicklung und beim Einsatz von video-basierten Interviews vermieden und damit die Akzeptanz der neuen Technik sowie letztlich die Digitalisierung der Personalauswahl gefördert.
Herzlichst
Ihr
Andreas Gourmelon

