Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeichnet die Gewinner des Papieratlas 2024 in Berlin aus. Kommunen und Hochschulen setzen verstärkt auf Recyclingpapier mit dem Blauen Engel!
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat am 8.10.2024 im Bundesumweltministerium in Berlin die Sieger des Papieratlas 2024 ausgezeichnet: In den drei Wettbewerben setzen sich die „Recyclingpapierfreundlichste Stadt“ Bremen, der „Recyclingpapierfreundlichste Landkreis“ Cochem-Zell und die „Recyclingpapier freundlichste Hochschule“ Niederrhein an die Spitze. Offenbach am Main, der Ostalbkreis und die TH Aschaffenburg sind „Aufsteiger des Jahres“. Sonderauszeichnungen als „Mehrfachsieger“ erhielten Bonn für 15 Jahre, sowie Erlangen und der Kreis Paderborn für jeweils 5 Jahre Bestleistungen. Der Papieratlas 2024 bildet den Papierverbrauch und die Recyclingpapierquoten von 244 Teilnehmern (Städte, Landkreise und Hochschulen) ab.
Er fördert seit 17 Jahren nachhaltiges Handeln am Beispiel von Recyclingpapier und motiviert jedes Jahr mehr Kommunen und Hochschulen zur Umstellung auf Papier mit dem Blauen Engel.
Der von der Initiative Pro Recyclingpapier (IPR) und ihren Partnern veröffentlichte Papieratlas verzeichnet gesteigerte Recyclingpapierquoten und eine neue Rekordbeteiligung von 244 Kommunen und Hochschulen. Die Einsatzquoten von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel liegen in allen drei Wettbewerben über dem Niveau des Vorjahres: Die 99 teilnehmenden Groß- und Mittelstädte erreichen über 90 %, die 91 Landkreise über 85 % und die 54 Hochschulen knapp 70 %. Gemeinsam bewirken die Teilnehmer damit in nur einem Jahr eine Einsparung von 130 Gigawattstunden Energie, 576 Millionen Litern Wasser und über 2.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. „Die neue Rekordbeteiligung unterstreicht die große Bedeutung, die dem Papieratlas als Messlatte für eine nachhaltige öffentliche Papierbeschaffung zukommt“, betonte Marc Gebauer, Sprecher der Initiative Pro Recyclingpapier. „Besonders erfreulich ist, dass die durchschnittlichen Recyclingpapierquoten sich in allen drei Wettbewerben positiv entwickelt haben und die Teilnehmer damit messbare ökologische Einspareffekte erziel haben.
Der diesjährige Papieratlas-Wettbewerb stand – wie auch schon im Vorjahr – unter der Schirmherrschaft der Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Mit dem Wettbewerb sucht die „Initiative Pro Recyclingpapier“ gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium, dem Umweltbundesamt, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, dem Deutschen Landkreistag sowie dem Deutschen Hochschulverband jedes Jahr die recyclingpapierfreundlichsten Städte, Landkreise und Hochschulen Deutschlands.
Städte ab 40.000 Einwohnern, alle Landkreise sowie Hochschulen ab 1.000 Studierenden waren eingeladen, ihre Daten zum Papierverbrauch und zur Nutzung von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel einzureichen. Der Papieratlas würdigt dieses Engagement und macht die Einspareffekte bei Wasser, Energie und CO2-Emissionen transparent.
Das Umweltzeichen Blauer Engel und seine Vergabekriterien erfüllen grundsätzlich die vergaberechtlichen Maßgaben. Der Blaue Engel ist ein sogenanntes TYP I – Umweltzeichen, welches auf der internationalen Norm DIN EN ISO 14024 „Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Umweltkennzeichnung Typ I – Grundsätze und Verfahren (ISO 14024:2018)“ basiert. Es unterscheidet sich durch die umfassende und unabhängige Auszeichnung der besseren Produkte einer Produktgruppe von solchen Produktkennzeichen, die beispielsweise nur ein Kriterium betrachten oder von Herstellern selbst vergeben werden.
Der öffentlichen Hand obliegt mit Blick auf eine nachhaltige Beschaffung eine besondere Vorbildfunktion, die insbesondere auch durch die Verwendung von Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“ erzielt werden könne, insbesondere da seit der Novellierung des Vergaberechts, Umweltzeichen direkt in der Leistungsbeschreibung einschließlich deren technischen Anforderungen genannt werden können (s. § 34 VgV; § 24 UVgO). Für Bundesbehörden ist die Verwendung von Papier mit dem Blauen Engel nicht nur eine Möglichkeit, sondern ein erklärtes Ziel im Sinne einer nachhaltigen Beschaffung.
Am 1. Februar 2024 erfolgte der Startschuss zum Papieratlas 2024. Städte und Landkreise sowie Hochschulen waren eingeladen, ihre Daten zum Papierverbrauch und zur Verwendung von mit dem „Blauen Engel“ zertifizierten Recyclingpapier bei der Initiative Pro Recyclingpapier einzureichen.
Im Vergleich zu Frischfaserpapier spart Recyclingpapier durchschnittlich 78 % Wasser, 68 % Energie und 15 % CO2-Emissionen. Der Papieratlas 2024 verdeutlicht in eindrucksvoller Weise das Engagement für eine nachhaltige Papierbeschaffung und stellt zugleich die Einspareffekte durch die Nutzung von Recyclingpapier in Bezug auf die Einsparung von Ressourcen im Verbrauch an Wasser, Holz sowie Energie und CO2-Emissionen dar (s. Pressemitteilung IPR v. 1.2.2023).
Die am Städtewettbewerb teilnehmenden 99 Groß- und Mittelstädte nutzen durchschnittlich 90,48 % mit dem „Blauen-Engel“ zertifiziertes Recyclingpapier. Am Landkreiswettbewerb beteiligen sich 91 Landkreise mit einer durchschnittlichen Recyclingpapierquote von 85,45 %. Der Hochschulwettbewerb verzeichnet durchschnittlich 69 % Papier mit dem Blauen Engel in den 54 teilnehmenden Hochschulen. Durch die Nutzung von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel verzeichneten die Hochschulen im Jahr 2023 eine Einsparung von 6 Millionen Kilowattstunden Energie und 28 Millionen Litern Wasser. Die durchschnittliche Recyclingpapierquote der 91 teilnehmenden Landkreise hat mit einer Recyclingpapierquote von 85,45 % die Ergebnisse der Vorjahre erheblich überschritten. Die teilnehmenden Hochschulen verwenden durchschnittlich 69,46 % Papier mit dem Blauen Engel. Die Recyclingpapierquote ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (66,86 %).
Die durch die IPR erhobenen Daten zeigen, dass der Einsatz von Recyclingpapier gegenüber der Verwendung von Frischfaserpapieren in der öffentlichen Verwaltung deutlich in den Vordergrund gerückt ist. Ein deutliches Zeichen für die verstärkte Akzeptanz hinsichtlich des Einsatzes von Recyclingpapier ist die stetig steigende Beteiligung von öffentlichen Verwaltungen einschließlich der Hochschulen an der von der Initiative Pro Recyclingpapier, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, dem Umweltbundesamt, dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund bereits seit 17 Jahren initiierten Umfrage zur Nutzung von Recyclingpapier im kommunalen Verwaltungsbereich.
Mit Blick auf die Schonung unserer Ressourcen weist das Umweltbundesamt daraufhin, dass beim ökologischen Systemvergleich Papierprodukte aus Altpapier hinsichtlich Ressourcenverbrauchs, Abwasserbelastung, Wasser- und Energieverbrauch wesentlich günstiger abschneiden als Papierprodukte mit überwiegendem Primärfaseranteil. Bei der Herstellung von Druckerzeugnissen trägt somit die Verwendung von Papieren mit hohen Altpapieranteilen zur Schonung von Ressourcen, insbesondere des Ökosystems Wald, und zur Verminderung des Abfallaufkommens bei.
Nach Darstellung der IPR führte die Nutzung von Recyclingpapier im Vergleich zu Frischfaserpapier zu folgenden Einsparungen:
|
|
Wasser |
Energie |
CO2 |
Holz |
|
Universitäten / Fachhochschulen |
28,1 |
6,3 |
107,2 |
1,6 |
|
Groß- und Mittelstädte |
476,2 |
111,9 |
1.888,3 |
27,3 |
|
Landkreise |
83,0 |
18,7 |
316 |
4,5 |
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Leitfaden durch das Verfahren, Ablaufschemata, Formularsammlung und alle wichtigen Vorschriften
Ergebnis Städtewettbewerb:
Mit einer Recyclingpapierquote von 100 % und 18 Sonderpunkten erreicht die Freie Hansestadt Bremen den ersten Platz im Papieratlas 2024 und erhielt dafür die Auszeichnung „Recyclingpapierfreundlichste Stadt“. Die Städte Bottrop, Hameln und Landshut belegen mit Recyclingpapierquoten von ebenfalls 100 % sowie jeweils 17 Sonderpunkten den zweiten Platz. Auf Platz 5 liegen Amberg, Berlin und Singen mit jeweils 16 Sonderpunkten, gefolgt von Münster mit 15 Sonderpunkten auf Platz 8.
Mit 13 Sonderpunkten schließen Neu-Ulm und Schwabach die Top 10 der recyclingpapierfreundlichsten Städte 2024 ab.
Abb. Anteil an der Nutzung von Recyclingpapier – Städte
Daten: IPR, Papieratlas 2024
|
2010 |
2012 |
2014 |
2018 |
2020 |
2021 |
2022 |
2023 |
2024 |
|
65,62 % |
71,33 % |
82,08 % |
87,15 % |
91,06 % |
92,58 % |
93,66 % |
89,12 % |
90,48 % |
Abb. Anteil an der Nutzung von Recyclingpapier – Städte nach Bundesländern
Daten: IPR, Papieratlas 2024
|
Bayern |
Baden-Württemberg |
Berlin |
Bremen |
Brandenburg |
Hamburg |
Hessen |
Nordrhein-Westfalen |
|
95,35 % |
89,51 % |
100 % |
98,51 % |
99,09 % |
94,65 % |
68,87 % |
85,91 % |
|
Niedersachsen |
Mecklenburg -Vorpommern |
Rheinland-Pfalz |
Saarland |
Sachsen- |
Sachsen-Anhalt |
Schleswig-Holstein |
Thüringen |
|
89,07 % |
20,73 % |
92,13 % |
41,73 % |
90,42 % |
92,57 % |
99,24 % |
66,64 % |
Abb. Nutzung von Recyclingpapier in den Verwaltungen, Schulen und Hausdruckereien der Städte Berlin, Hamburg, Köln und München
Daten: IPR, Papieratlas 2024
|
Jahr 2013 |
Jahr 2018 |
Jahr 2020 |
Jahr 2022 |
Jahr 2023 |
Jahr 2024 |
|
|
Berlin |
100 % |
99,89 % |
99,99 % |
99,99 % |
100 % |
100 % |
|
Hamburg |
73,84 % |
79,97 % |
80,43 % |
98,77 % |
90,76 % |
94,65 % |
|
Köln |
82,15 % |
80,37 % |
85,92 % |
84,97 % |
56,57 % |
55,60 % |
|
München |
96,38 % |
97,53 % |
96,74 % |
98,27 % |
97,66 % |
98,66 % |
Die Nutzung von Recyclingpapier in den Millionenstädten liegt – wie bereits in den Vorjahren – auf einem sehr hohen Niveau. Insbesondere Berlin, München und Hamburg sind Vorbilder für die nachhaltige Papierbeschaffung mit dem Blauen Engel.
Handbuch für die umweltfreundliche Beschaffung online
Praxisleitfaden
Ergebnisse Landkreise:
Auf Kreisebene konnte sich der Landkreis Cochem-Zell als „Recyclingpapierfreundlichster Landkreis“ 2024 durchsetzen. Mit einer Recyclingpapierquote von 100 % und 19 Sonderpunkten setzt sich der Landkreis an der Mosel auf den ersten Platz in der Auswertung. Den zweiten Platz erreichen der Kreis Dithmarschen und der Landkreis Schweinfurt. Beide nutzen ebenfalls ausschließlich Papier mit dem
Blauen Engel und erhielten jeweils 18 Sonderpunkte. Die Plätze vier bis zehn belegen der Landkreis Starnberg, der Kreis Ahrweiler, der Bodenseekreis, der Kreis Coesfeld, der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Stormarn, der Landkreis Bad Kreuznach, der Kreis Plön, der Regionalverband Saarbrücken und der Kreis Warendorf.
Die Auszeichnung „Aufsteiger des Jahres“ 2024 ging an den Ostalbkreis. Im Vergleich zum Vorjahr hatte der baden-württembergische Landkreis die Recyclingpapierquote in der Verwaltung um 93,56 Prozentpunkte auf nunmehr 94,93 % gesteigert.
Der Landkreis Konstanz hat den Anteil von Papier mit dem Blauen Engel um 90,54 % gesteigert und folgt damit knapp dahinter auf dem zweiten Platz der „Aufsteiger des Jahres“. Die Plätze drei bis fünf der „Aufsteiger des Jahres“ belegen die Landkreise Wolfenbüttel, Rastatt und Haßberge mit Steigerungen um rund 83, 74 und 53 Prozentpunkte.
Abb. Entwicklung der Nutzung von Recyclingpapier 2024 – Landkreise
Daten: IPR, Papieratlas 2024
|
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
2023 |
2024 |
|
65,48 % |
78,54 % |
85,48 % |
84,07 % |
84,60 % |
79,84 % |
85,45 % |

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Ergebnisse Hochschulen:
Die Hochschule Niederrhein ist die „Recyclingpapierfreundlichste Hochschule“ 2024. Mit einer Recyclingpapierquote von 100 Prozent und der höchsten Anzahl von 18 Sonderpunkten setzt sich die Hochschule an die Spitze der Auswertung.
Auf dem zweiten Platz folgen die Universität Konstanz und die Hochschule Osnabrück, die ebenfalls vollständig auf Blauer-Engel-Papier setzen und jeweils 16 Sonderpunkte erzielen. Die Plätze vier bis zehn gehen an die Freie Universität Berlin, die Zeppelin Universität, die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Universität Siegen, die Philipps-Universität Marburg sowie die Hochschule Rhein-Waal.
Abb. Entwicklung der Nutzung von Recyclingpapier 2024 – Hochschulen
Daten: IPR, Papieratlas 2024
|
Jahr 2016 |
Jahr 2017 |
Jahr 2018 |
Jahr 2020 |
Jahr 2021 |
Jahr 2022 |
Jahr 2023 |
Jahr 2024 |
|
57,65 % |
65,84 % |
68,78 % |
75,34 % |
77,99 % |
79,26 % |
66,86 % |
69,64 % |
Initiative Pro Recyclingpapier
Die Initiative Pro Recyclingpapier (IPR) ist eine Wirtschaftsallianz aus 26 Unternehmen verschiedener Branchen, die sich am Beispiel von Recyclingpapier für nachhaltiges Handeln einsetzt. Ziel der Initiative ist es, den Nutzen von Recyclingpapier für den Klima- und Ressourcenschutz zu unterstreichen sowie Unternehmen und öffentliche Verwaltungen zur Umstellung ihres Papierbedarfs zu motivieren.
Die IPR wurde im Jahr 2000 gegründet, um das Image und die Akzeptanz von Papier mit dem Blauen Engel zu verbessern und mittels eines positiven Wettbewerbs die ökologischen Einsparpotentiale von Recyclingpapier in den Verwaltungen auszuschöpfen.
Mit bundesweiten Projekten und Kampagnen ist es der IPR seit ihrer Gründung gelungen, Recyclingpapier aus der Öko-Nische zu heben, ganze Sektoren zur Umstellung zu bewegen, Vorurteile abzubauen und den Blauen Engel als Wegweiser für eine nachhaltige Papierbeschaffung zu positionieren.
Die aktuellen Leitprojekte richten sich an Kommunen und Hochschulen (Papieratlas), Unternehmen (CEOs bekennen Farbe), Schulen (Recyclingpapier bildet!) sowie Bundesbehörden und weitere Organisationen (Grüner beschaffen).
Wichtige Partner der IPR sind das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt, der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Hochschulverband sowie Umwelt- und Verbraucherorganisationen.
Abb. Produktion und Verbrauch von Papier, Karton und Pappe in Deutschland
1990–2023 (alle Angaben in 1.000 Tonnen)
(Daten: DIE PAPIERINDUSTRIE e.V. Adenauerallee 55, D-53113 Bonn, Leistungsbericht Papier 2024)
|
|
Jahr 1990 |
Jahr 2000 |
Jahr 2016 |
Jahr 2020 |
Jahr 2022 |
Jahr 2023 |
|
Papiererzeugung in Deutschland |
12.772 |
18.160 |
22.632 |
21.347 |
21.632 |
18.647 |
|
Papiereinfuhr nach Deutschland |
6.931 |
9.818 |
11.334 |
9.881 |
9.302 |
8.343 |
|
Papierausfuhr |
4.343 |
8.907 |
13.386 |
13.096 |
13.078 |
12.118 |
|
Papierverbrauch in Deutschland |
15.460 |
19.071 |
20.580 |
18.134 |
17.522 |
14.872 |
|
Altpapierverbrauch in Deutschland |
6.211 |
10.992 |
15.368 |
16.905 |
17.038 |
15.488 |
Nach Erhebungen des Verbandes Deutscher Papierfabriken (vdp) verzeichnete der Papierverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2017 eine stetige Zunahme von 15,460 Mio. t im Jahr 1990 bis zu 20,641 Mio. t im Jahr 2017. Ab dem Jahr 2018 wurde erstmals beim Papierverbrauch ein leichter Rückgang um ca. 460.000 t verzeichnet. Dieser Trend setzte sich bis zum Jahr 2023 fort (Ausnahme im Jahr 2021).
Nach dem Ergebnis einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu) im Auftrag des Umweltbundesamtes (Stand: August 2022) beträgt der jährliche Verbrauch von Büropapier in Deutschland rund 600.000 t/a (IPR 2016). Laut (IPR 2015) liegt der Marktanteil von 100 % recyceltem Büropapier in Deutschland bei 14 %. Dies entspricht 84.000 t/a.
Zum Zeitpunkt der Gründung der Initiative Pro Recyclingpapier in Jahr 2000 betrug der Marktanteil in diesem Segment lediglich 7 %.
Der Weg zum Recyclingpapier
(Die Vergabekriterien gelten für Produkte und Erzeugnisse gemäß Anhang A der RAL-UZ 14a, z.B. Recyclingpapiere für den grafischen Bereich gemäß der Sortenstatistik „Grafische Papiere“, z.B. Zeitungsdruckpapier, Druck- und Schreibpapiere, Wertzeichen- und Dokumentenpapiere, Digitaldruck- und Inkjetpapiere sowie Abdeckpapiere für den Einsatz bei Maler- und Lackierarbeiten).
Die Auszeichnung der Gewinner des Papieratlas 2024 durch die Bundesumweltministerin gibt Anlass, sich mit dem Thema Recyclingpapier zu befassen.
Abfälle aus Papierfabriken wurden schon früh wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt. Gebrauchte Papiere (Altpapiere) fanden in Deutschland bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als „Rohstoffquelle“ Verwendung.
Reine Recyclingpapiere stehen dem Markt seit mehr als 40 Jahren zur Verfügung. Galten Recyclingpapiere in den frühen Jahren ihrer Markteinführung Anfang der 70-Jahre noch als grau und unansehnlich, so hat sich in der Wahrnehmung von Recyclingpapier in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende ein Bewusstsein- und Imagewandel vollzogen, der eine steigende Akzeptanz des Recyclingpapiers sowohl im Bereich der grafischen Papiere als auch der Hygienepapiere bewirkt hat. Heutige grafische Recyclingpapiere erfüllen höchste Ansprüche sowohl hinsichtlich einer störungsfreien Verwendung in Druckern unabhängig vom Druckmedium als auch bei der Farbwiedergabe sowie der Alterungsbeständigkeit.
Abb. Altpapieraufkommen (alle Angaben in 1.000 Tonnen)
(Daten: DIE PAPIERINDUSTRIE e.V. Adenauerallee 55, D-53113 Bonn, Leistungsbericht Papier 2024, Statistiken zum Leistungsbericht 2024)
|
|
Jahr 2000 |
Jahr 2016 |
Jahr 2018 |
Jahr 2020 |
Jahr 2022 |
Jahr 2023 |
|
Altpapierrücklaufquote |
71,70 % |
74,80 % |
75,00 % |
79,00 % |
74,00 % |
85,00 % |
|
Altpapiereinsatzquote |
60,50 % |
74,70 % |
76,00 % |
79,00 % |
79,00 % |
83,00 % |
|
Altpapierverwertungsquote |
57,60 % |
82,30 % |
85,86 % |
92,60 % |
97,24 % |
104,00 % |
Die Altpapierrücklaufquote stieg im Jahr 2023 gegenüber dem Erhebungsjahr 2022 von 74 % auf nunmehr 85 %. Die Altpapiereinsatzquote siegt ebenfalls von 79 % im Jahr 2022 auf 83 % im Jahr 2023. Die Altpapierverwertungsquote stieg rechnerisch auf 104 %.
Laut aktuellen Daten des Verbandes Deutscher Papierfabriken e.V. (neu: DIE PAPIERINDUSTRIE e.V. Adenauerallee 55 D-53113 Bonn) stieg der Einsatz von Altpapier im Jahr 2023 gegenüber den Vorjahren noch einmal deutlich an. Lediglich bei Hygienepapieren war die Einsatzquote rückläufig.
Abb.: Einsatz von Altpapier:
(Daten: DIE PAPIERINDUSTRIE e.V. Adenauerallee 55, D-53113 Bonn, Leistungsbericht Papier 2024, Statistiken zum Leistungsbericht 2024)
|
|
Jahr 2000 |
Jahr 2005 |
Jahr 2010 |
Jahr 2015 |
Jahr 2020 |
Jahr 2023 |
|
Verpackungspapiere und Pappen |
95 % |
100 % |
100 % |
100 % |
100 % |
100 % |
|
Grafische Papiere |
37 % |
45 % |
47 % |
52 % |
53 % |
54 % |
|
Hygiene Papiere |
74 % |
60 % |
53 % |
48 % |
48 % |
40 % |
|
Papiere und Pappen für technische Zwecke einschließlich Hülsenkarton |
41 % |
40 % |
42 % |
43 % |
44 % |
59 % |
Die Vergabegrundlage für Umweltzeichen, Recyclingpapier RAL-UZ 14a, Ausgabe Januar 2018; Nr. 3.1 / Nr. 2.1 der DIN EN 643 (11/2014) definiert Altpapier als Oberbegriff für Papiere und Pappen, die nach Gebrauch oder Verarbeitung erfassbar anfallen. Das Altpapier wird beim Papierrecycling in Wasser aufgelöst, papierfremde Stoffe wie z.B. Heftklammern werden aussortiert. Das verbleibende Papier wird in seine einzelnen Papierfasern zerlegt, gereinigt und anschließend zu neuem Papier gepresst. Im Vergleich zu Frischfaser-Papieren muss kein neues Holz geschlagen werden. Um die Kriterien nach der RAL(DE)-UZ 14a (Blauer Engel) zu erfüllen, müssen die Papierfasern zu 100 % aus Altpapier bestehen, davon müssen mindestens 65 % der unteren, mittleren und krafthaltigen Altpapiersorten (gebrauchte Pappe aus Wellpappe) eingesetzt werden. Betroffen sind Produkte und Erzeugnisse gemäß Anhang A der RAL-UZ 14a, z.B. Recyclingpapiere für den grafischen Bereich gemäß der Sortenstatistik „Grafische Papiere“, z.B. Zeitungsdruckpapier, Druck- und Schreibpapiere, Wertzeichen- und Dokumentenpapiere, Digitaldruck- und Inkjetpapiere.
Recyclingpapiere nach DE UZ 14a erfüllen höchste Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit (DIN EN 12281) und an die Papierhaltbarkeit (ISO 20404). Bei schonender Behandlung und Lagerung sind sie mehrere 100 Jahre haltbar. Die Papiere eignen sich auch für die Herstellung hochwertiger Druckerzeugnisse nach DE-UZ 195, wie z.B. Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren. Bei Officepapieren für Laserdrucker sind außerdem die Emissionen an flüchtigen organischen Stoffen (VOC) begrenzt.
Der Blaue Engel garantiert, dass dem Produkt keine optischen Aufheller und Gefahrstoffe wie z.B. Quecksilber-, Blei-, Cadmium- oder Chrom VI – Verbindungen sowie Farbmittel, Oberflächenveredelungsmittel, Hilfs- und Beschichtungsstoffe zugesetzt werden. Hierzu gehören Stoffe, die gemäß den Kriterien der EG-Verordnung 1272/2008 (oder der Richtlinie 67/548 EWG) gentechnische Defekte verursachen, Krebs erzeugen oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen können.
Die Verwendung von Altpapier bei der Herstellung von grafischen Papieren trägt zur Schonung von Ressourcen insbesondere des Ökosystems Wald und zur Verminderung des Abfallaufkommens bei, besonders beim Einsatz von Altpapier aus haushaltsnaher und gewerblicher Erfassung. Die mit der Zellstoff- und Holzstofferzeugung unmittelbar verbundenen Umweltbelastungen werden vermieden.
Bei der Herstellung von grafischen Papieren und Kartons aus Altpapier werden im Vergleich zur Herstellung von grafischen Papieren und Kartons aus Frischfasern Ressourcen, wie das Ökosystem Wald geschont. Die Abwasserbelastung sowie der Wasser- und Energieverbrauch fallen deutlich geringer aus. Recyclingpapiere mit dem Umweltzeichen Blauer Engel garantieren, dass diese aus 100 % Altpapier bestehen. Bei der Herstellung ist zudem der Einsatz von Chlor, halogenierten Bleichmitteln und biologisch schwer abbaubaren Komplexbildnern verboten.
Nachhaltigkeitsrechner:
Papierverbrauch: 500 Blatt DIN A 4
Zur Herstellung von 500 Blatt Primärfaserpapier werden ca. 126 Liter Wasser, ca. 5,4 Kg Holz und ca. 32 Kilowattstunden Energie benötigt sowie 2,4 kg Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Dem stehen bei der Erzeugung von 500 Blatt Recyclingpapier 2,79 kg Altpapier, 10,4 Kilowattstunden Energie, ein Wasserverbrauch von 27,94 Liter und ein CO2 -Ausstoß von ca. 2,05 kg gegenüber.
|
|
Altpapier |
Holz |
Wasser |
Energie |
CO2eq |
|
Frischfaserpapier |
0,00 |
5,37 |
125,61 |
32,43 |
2,42 |
|
Recyclingpapier |
2,79 |
0,00 |
27,94 |
10,40 |
2,05 |
|
Einsparung, Menge |
– |
5,37 |
97,67 |
22,04 |
0,37 |
|
Einsparung, Prozent |
– |
100 |
78 |
68 |
15 |
Der Nachhaltigkeitsrechner für Wasser, Energie und Treibhausgasemissionen basiert auf aktuellen Daten aus der Studie „Aktualisierte Ökobilanz von Grafik- und Hygienepapier“ (Umweltbundesamt 2022).
Bereits im Jahr 1992 hatte der Deutsche Bundestag beschlossen, dass in der Bundesverwaltung der Verwendung von Recyclingpapier der Vorzug zu geben ist.
In der Fortführung dieser Entscheidung und im Hinblick auf eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien durch ressourceneffizientes und klimaschonendes Handeln der öffentlichen Verwaltung forderte das „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit“ der Bundesregierung vom 30. März 2015 u.a. in der Bundesverwaltung eine Einsatzquote von Recycling-Papier von 95 % bis zum Jahr 2020. Die Weiterentwicklung des „Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit“ der Bundesregierung vom 25. August 2021 geht über die Maßnahmenprogramme der Vorjahre hinaus. Es sieht u.a. vor, dass für Kopierpapier ausschließlich Recyclingpapier mit dem Blauen Engel (DE-UZ 14a) in 60 bis 80er Weiße zu beschaffen ist. Ferner müssen Papierdruckerzeugnisse prioritär auf Papier mit dem Blauen Engel gedruckt werden, zugelassene Alternative ist eine Zertifizierung nach FSC Recycled, nur ausnahmsweise kann Papier mit dem EU-Ecolabel verwendet werden. Auf Frischfaserpapier soll verzichtet werden. Hygienepapiere (z. B. Papierhandtücher, Toilettenpapier, Taschentücher, Küchentücher) müssen die Kriterien des Blauen Engel (DE-UZ 5) erfüllen und müssen bis 2025 zu 95 % aus Recyclingpapier hergestellt werden.
Die Nutzung von Recyclingpapier leistet darüber hinaus einen Beitrag zur Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, Stand: 2.3.2023. Dies gilt in besonderem Maße für den Einsatz von Altpapier aus haushaltsnaher und gewerblicher Erfassung, die nach Erhebungen des Umweltbundesamtes mit über 80 % den Großteil des anfallenden Altpapiers ausmachen. Kern des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist eine neu geschaffene fünfstufige Abfallhierarchie nebst ihrer Umsetzung (Grundsätze und Pflichten der Erzeuger und Besitzer von Abfällen sowie der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, §§ 6–13 KrWG). Die Abfallhierarchie legt die grundsätzliche Stufenfolge aus Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Recycling und sonstiger, u. a. energetischer Verwertung von Abfällen und schließlich der Abfallbeseitigung fest. Vorrang hat die jeweils beste Option aus Sicht des Umweltschutzes. Dabei sind neben den ökologischen Auswirkungen auch technische, wirtschaftliche und soziale Folgen zu berücksichtigen.
Nach § 45 KrWG ist die öffentliche Verwaltung verpflichtet, durch ihr Verhalten zum Schutz von Menschen und Umwelt beizutragen und insbesondere bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen, der Beschaffung oder Verwendung von Material und Gebrauchsgütern, bei Bauvorhaben und sonstigen Aufträgen zu prüfen, ob und in welchem Umfang Erzeugnisse eingesetzt werden können, die
-
in rohstoffschonenden, energiesparenden, wassersparenden, schadstoffarmen oder abfallarmen Produktionsverfahren hergestellt worden sind,
-
durch Vorbereitung zur Wiederverwendung oder durch Recycling von Abfällen, insbesondere unter Einsatz von Rezyklaten, oder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt worden sind,
-
sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit auszeichnen oder
-
im Vergleich zu anderen Erzeugnissen zu weniger oder schadstoffärmeren Abfällen führen oder sich besser zur umweltverträglichen Abfallbewirtschaftung eignen.
Verfasser: Dietmar Altus

Abb. Papierlabel (Quelle: IPR – Labelübersicht)
Weitere Quellen und Links:
- Umweltbundesamt; Aktualisierte Ökobilanz von Grafik- und Hygienepapier
Aktualisierte Ökobilanz von Grafik- und Hygienepapier | Umweltbundesamt; https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/aktualisierte-oekobilanz-von-grafik-hygienepapier - Umweltbundesamt; Leitfaden zur umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung // 2022 Grafische Papiere und Kartons aus 100 % Altpapier (Recyclingpapier und -karton; https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/uba_leitfaden_recyclingpapier.pdf).
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- IPR; papieratlas2024_landkreise.pdf; https://www.papieratlas.de/wp-content/uploads/papieratlas2024_landkreise.pdf
- IPR; papieratlas2024_staedte.pdf; https://www.papieratlas.de/wp-content/uploads/papieratlas2024_staedte.pdf
- IPR; papieratlas2024_hochschulen.pdf; https://www.papieratlas.de/wp-content/uploads/papieratlas2024_hochschulen.pdf