Corona als große Chance
Liebe Leserin, lieber Leser,
in seinem zu Recht viel gelesenem Beitrag „Die Welt nach Corona“ hat und der Zukunftsforscher Matthias Horx in eindrucksvoller Weise darauf hingewiesen, welche Chancen sich jetzt für unser künftiges Zusammenleben ergeben könnten.
Ich will das für drei Bereiche mit meinen eigenen Worten und Überlegungen für Sie skizzieren:
Allgemein:
Corona kann und wird zu einem Überdenken unserer Stellenwertskala führen: Fortschritt wird nicht weiter in einem ständigen „immer mehr“ liegen. Man wird sich darauf besinnen, dass ein hohes Maß an Zufriedenheit und damit an Glück dort besteht, wo man den Status quo zu schätzen weiß.
Es wird der Einzelne hoffentlich künftig nicht mehr an dem gemessen werden, was er besitzt, sondern an dem, wie er ist. Nicht das „Haben“ sollte im Vordergrund stehen, sondern das „Sein“.
Dies kann im Ergebnis dazu führen, was uns einige Italiener in Videoausschnitten durch ihr gemeinsames Musizieren in ihren Wohnanlagen vorgelebt haben: Zu dem Miteinander, das eine große Zahl von uns in den vergangenen Jahren so sehr vermisst hat.
Viele werden also das „kleine Glück“ zu schätzen lernen, das vor unserer Haustüre in unserer Umgebung und bei unseren Nachbarn liegt.
Umwelt:
Der Wunsch Millionen von Pendlern nach einer Heimarbeit musste jetzt von den Arbeitgebern und Dienstherrn erfüllt werden. Die Menschen werden damit nicht mehr zu ihrer Arbeit, sondern die Arbeit wird sinnvollerweise zu den Menschen gebracht.
Flüge in ferne Länder fallen millionenfach aus. Ist es denn wirklich wichtig, den Urlaub, der ja unserer Erholung dienen sollte, mit Reisen in die entferntesten Länder zum Stress werden zu lassen?
Diese Faktoren bedingten ein wesentlich geringes Verkehrsaufkommen und dadurch hat sich unsere Umwelt schon jetzt nach ein paar Tagen „Quarantäne“ bestens erholen können. Die Luftwerte haben sich gewaltig verbessert. Der Rückgang des Tourismus führte sogar dazu, dass in den Kanälen von Venedig wieder Delphine schwimmen.
Man wird endlich sehen, wie herrlich unsere Heimat, unsere Berge, Seen und Flüsse sind, die noch dazu direkt vor unserer Haustüre liegen.
Vielleicht findet unser Verkehrsminister Scheuer ja jetzt sogar Gelegenheit darüber nachzudenken, warum uns einerseits Elektromobile empfohlen und unsere günstigen Dieselautos verteufelt werden, während andererseits die Lokomotiven der Bundesbahn immer noch mit Dieselkraftstoff betrieben werden.
Unsere – und ich betone „unsere“ und nicht seine – 560 Millionen Euro verschleuderten Steuergelder könnten nicht nur durch eine Elektrifizierung, sondern vor allem zur Unterstützung Hilfsbedürftiger bei der Corona-Pandemie wesentlich sinnvoller genutzt werden.
Öffentlicher Dienst:
Auch für den öffentlichen Dienst ergeben sich vielerlei Chancen und Möglichkeiten:
Dieser kann erneut beweisen, dass seine Tätigkeiten zur Aufrechterhaltung und Sicherung in allen Bereichen der Verwaltung unverzichtbar sind.
Gerade die Heimarbeitsmöglichkeiten könnten beibehalten werden, was nicht nur der Umwelt zugutekommt, sondern auch dazu führt, dass das Vertrauen in den Einsatz und das Können der Mitarbeiter an die Stelle von Weisungen und Kontrollen von Vorgesetzten tritt.
Diese Vorgesetzten könnten die ihnen obliegenden Fürsorgepflichten jetzt dadurch umsetzen, dass sie die während der Krise erbrachten Leistungen von Beamten und Angestellten entsprechend honorieren und nicht mehr die allseits bekannten „Kurzzeitblender“ und Selbstdarsteller in Ministerien und anderen Behörden bei ihren personellen Entscheidungen bevorzugen.
Fazit:
Gute Chancen bestehen in allen drei Bereichen – und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger
Der nächste Beitrag in dieser Reihe erscheint nach Ostern am 20.4.2020

