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Verwaltungsinterne Ausbildung

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Der Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Peter Heesen, hat anlässlich der 53. dbb Jahrestagung am 9. Januar 2012 in Köln umfassende Reformen im öffentlichen Dienst verlangt. In seiner Eröffnungsrede forderte der Gewerkschaftsvorsitzende eine Rückkehr zur verwaltungsinternen Ausbildung von Nachwuchskräften.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Gewerkschaftsvorsitzende erinnerte zunächst daran, dass die Anwärter- und Ausbildungsbezüge seit 1998 rigide gekürzt wurden. Die Arbeitgeber (Heesen bezieht die Dienstherren der jungen Beamten wohl in den Begriff mit ein) müssten diese Kürzung zurücknehmen. Siehe dazu etwa die Beiträge Wo Bayerns Gelder reichlich flossen – zur Absenkung der Eingangsbesoldung sowie Politikerflüge, Alimentation und Reisekostenrecht.

Heesen stellte in diesem Zusammenhang eine weitere Forderung: „Wir sollten auch zur internen Fachhochschulausbildung für den öffentlichen Dienst zurückkehren. Damit wird der Nachwuchs schon frühzeitig gebunden.“ Auch dieser Forderung kann nur zugestimmt werden. Es geht bei einer verwaltungsinternen Ausbildung aber in erster Linie nicht um eine frühzeitige Bindung von Nachwuchskräften an den Staat und seine Einrichtungen, sondern vielmehr um die bestmögliche Ausbildung für die spätere Bearbeitung der Aufgaben des öffentlichen Dienstes. Dies hat vielerlei Gründe:

  • Die Ausbildung ist „dual“: Sie erfolgt zum einen direkt in der Praxis der Behörden und zum anderen fachtheoretisch an staatlichen Bildungseinrichtungen.

  • Wechselnde Anforderungen im Berufsleben können schnell und gezielt in den jeweiligen Lehrplan einbezogen werden.

  • Nebenamtliche Lehrkräfte an den Bildungseinrichtungen ergänzen durch ihre praktischen Erfahrungen die fachtheoretische Wissensvermittlung. Ihre Aufgabe ist es, den Anwärtern vorhandene Probleme aufzuzeigen und deren Lösungen zu erklären.

  • Die hauptamtlichen Dozenten haben darüber hinaus die Aufgabe, die Auszubildenden auch einmal über den Tellerrand ihrer Behörde hinausblicken zu lassen und Anregungen und Wege zum eigenständigen Lösen von Problemen zu zeigen, die später in der Praxis einmal auftreten könnten. (Stichwort: Denken lernen)

Was kann nun eine verwaltungsexterne Ausbildung an Vorteilen für sich verbuchen? Im Grunde fällt einem hier nur die Möglichkeit einer kostengünstigeren Lösung für die künftigen Dienstherren ein: Die angehenden Staatsdiener haben ihre Ausbildung an externen Einrichtungen ausschließlich selbst zu finanzieren.

Bei der verwaltungsinternen Fachhochschulausbildung sollten dabei aber nicht die Fehler gemacht werden, die durch ein einheitliches europäisches Bildungssystem im Grunde bereits vorprogrammiert wurden. Siehe dazu den Beitrag Der „Bachelor“ in der Beamtenausbildung. Wenn es schon nicht gelingt, eine auch nur annähernd vergleichbare Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen durch entsprechende „Module“ innerhalb Deutschlands zu gewährleisten, dann erscheint die Einführung des „Bachelor“ im öffentlichen Dienst von Bund und Ländern ebenfalls mehr als zweifelhaft. Hier stellen sich insbesondere folgende Fragen:

  • Hatte sich das bisherige System nicht bestens bewährt?

  • Warum sollte man nun Bewährtes mit aller Macht ändern?

  • Was soll eigentlich besser werden?

Ich denke:
Es steht zu befürchten, dass bei einer erzwungenen Einführung des „Bachelor“ wieder einmal nur Änderungen an einem funktionierenden System, keinesfalls aber Verbesserungen vorgenommen werden.

Herzlich,

Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger 
________________________

1 www.dbb.de/events.html

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