Größtes Vertrauen in die Polizei

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Polizei war Anfang 2016 nach den Ereignissen während der Silvesternacht in Köln deutlich zurückgegangen, berichtet das Magazin. Jetzt stehen die Polizisten im Ansehen der Bevölkerung wieder an erster Stelle – und das ist auch gut so. Die Zeitschrift „Welt“ stellte außerdem fest: Das Vertrauen in die Polizei ist so groß wie seit 20 Jahren nicht.² Knapp neun von zehn Bürgern haben danach sehr großes oder großes Vertrauen in die Polizei.

Wen wundert’s: Wirtschaftsmanager stehen beim Vertrauen der Bundesbürger fast an letzter Stelle.³ Aber auch die politischen Parteien landen weit abgeschlagen auf den hinteren Rängen.

Umso erstaunlicher ist dieser große Vertrauensbeweis für die Berufsgruppe der Polizisten, als sich die Polizei vielfach von der Politik, aber auch von der Rechtsprechung im Stich gelassen sieht. Dabei geht es den Sicherheitsbeamten u. a. um mehr Videoüberwachung in Ballungsgebieten und um einen Ausbau der personellen Ressourcen.⁴ Und diese Forderungen erscheinen nach wie vor mehr als berechtigt:

• Der Umgang mit aus der Sicherungsverwahrung entlassenen Straftätern⁵ bedeutet für die Polizei eine  Zusatzaufgabe von enormen Ausmaßen. Seit der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die nachträgliche Sicherungsverwahrung für unzulässig erklärt hat, mussten die Beamten deutschlandweit in zahlreichen Fällen entlassene Straftäter rund um die Uhr überwachen. Straftäter, die aus der Sicherungsverwahrung freigelassen werden, müssen nach richterlicher Anordnung meist rund um die Uhr von Polizisten begleitet werden. 25 Beamte pro Ex-Häftling, verteilt auf mehrere Schichten, ist dabei die Faustregel.⁶

• Anfeindungen und körperliche Gewalt sind fast schon Alltag für Polizisten in Deutschland.⁷ Eines von zahllosen Beispielen: Bei der Überprüfung eines in zweiter Reihe parkenden Autos im Stadtteil Moabit attackierten die beiden Insassen die Beamten verbal und körperlich, wie ein Polizeisprecher sagte.⁸

• Die deutsche Polizei hat im vergangenen Jahr (2016) so viel Mehrarbeit geleistet wie nie zuvor. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP)⁹ bauten die Polizisten im Bund und in den Ländern rund 22 Millionen Überstunden auf. Davon seien allein bei der Bundespolizei zwei Millionen Stunden angefallen – unter anderem durch die anhaltenden Grenzkontrollen. Seit vielen Jahren besteht bereits die Forderung nach einer Aufstockung des Personals. Finanzielle Abgeltungen können hier nur Ersatzmaßnahmen sein.

Ich denke:
Bei all den negativen Begleiterscheinungen ist es umso erstaunlicher, dass die Polizei die Vielzahl ihrer schwierigen Aufgaben ganz offensichtlich doch sehr zur Zufriedenheit der Bürger erledigt und auf diese Weise dem schlechten Ruf des Berufsbeamtentums und den dauernden Anfeindungen massiv und mit großem Erfolg entgegenwirkt.

Dabei spielt es vielleicht auch eine wichtige Rolle, dass man den Polizeidienst nicht einfach nur als „Job“ versteht, sondern dass bereits bei der Einstellung darauf geachtet wird, nur solche Nachwuchskräfte zu gewinnen, die in ihrem Dienst auch eine Selbstverwirklichung im Dienst der Allgemeinheit sehen.

Ihr
Dr. Maximilian Baßlsperger